Heute erhellen Friedhofskerzen in der Nacht den Ort. Die Kurve im Wald zwischen Schmalzgrueb und Küsnacht, an der die Velofahrerin Muriel Furrer am 26. September während des Juniorinnen-Rennens stürzte, ist zu einem Gedenkort geworden.
Am Tag halten immer wieder Velo- und Autofahrer an und kommen ins Gespräch. Wie konnte das passieren? Warum gerade hier? Erinnerungen kommen hoch an den Sturz von Gino Mäder während der Tour de Suisse 2023. Dort stellte sich später heraus, dass die Kurve sträflich unterschätzt worden war. Von den Organisatoren und von den Fahrern. Während eines Amateurrennens hatte sich zwei Jahre zuvor ein fast identischer Unfall ereignet. Wie ist es bei Furrers Unfallkurve? Was sagt uns deren Vorgeschichte?
Im Abhang hinter dem Kurveneingang zeugt ein schwarz-weisser Strassenpfosten von einem Unfall in der Vergangenheit. Die Karte des Bundesamtes für Strassen (Astra), die Unfälle mit Verletzten seit 2011 anzeigt, weist genau an der Stelle, wo Furrer stürzte, einen schweren Unfall aus. In einer Sommernacht im Jahr 2016 kam ein Auto zwischen 2 und 3 Uhr morgens ins Schleudern. Mindestens eine Person verletzte sich schwer.
Glück im Unglück hatte ein Autofahrer, der im November 2017 in der Nähe von Furrers Unfallstelle von der Strasse abkam. Obwohl das Unfallfahrzeug 80 Meter Richtung Küsnachter Tobel stürzte, kam der Lenker ohne gravierende Verletzungen davon, wie die «Zürichsee-Zeitung» damals berichtete.
Zu dieser Zeit fuhr zusätzlicher Verkehr über die Schmalzgruebstrasse, weil die häufiger genutzte und besser ausgebaute Limbergstrasse gesperrt war. Eine Anwohnerin beschwerte sich bei der «Zürichsee-Zeitung» nach dem Unfall über diese Massnahme. Es sei zu gefährlich, Ortsunkundige im Winter über die schmale und kurvenreiche Strasse umzuleiten. Bei Schnee würden Autos leicht von der Strasse abkommen.
Als Furrer stürzte, lag kein Schnee, aber es hatte den ganzen Tag geregnet. Vergleicht man die Kurve mit älteren Aufnahmen, etwa von Google-Streetview, fällt auf, dass seither am rechten Strassenrand ein Erdwall aufgeschüttet wurde. So leicht wie im Jahr 2016 kann an dieser Stelle kein Auto mehr den Hang herunterrutschen.
Furrer stürzte mit grosser Wahrscheinlichkeit am Ausgang der Kurve, genau an der Stelle, wo der Erdwall zu Ende ist.
Der frühere Swiss-Triathlon-Präsident Werner Bhend hat den Streckenabschnitt, wo der Unfall passierte, mehrmals als Athlet passiert. «Dort erreichte ich jeweils eine Spitzengeschwindigkeit von rund 80 km/h, die Profis natürlich noch mehr – und das auf einer Strecke, die nicht vollständig abgesperrt war», erinnert er sich im Gespräch mit der NZZ.
«Als Veranstalter hatten wir diese Passage früh im Blick, erkannten sie als heikel und schauten sie entsprechend mit der Polizei an.» Nicht weit weg von der fraglichen Stelle sei vor einigen Jahren ein Triathlet schwer gestürzt, habe aber zum Glück überlebt.
Auf Anfrage dieser Zeitung präzisiert Bhend die Unfallstelle. Sie soll sich in der Rechtskurve beim Ortseingang von Küsnacht befinden, also deutlich entfernt von Furrers Unfallstelle, die sich im Wald befindet.
Vergleicht man die Unfallkurve mit anderen Stellen, so fällt auf, dass dort in den letzten Jahren relativ wenig passiert ist. Dennoch ist die Passage heikel, weil eng und unübersichtlich. Das zeigt sich auch bei einem Augenschein vor Ort. Immer wieder kommt es zu heiklen Situationen. Etwa wenn sich zwei Autos kreuzen, oder weil sich Menschen in der Kurve aufhalten, die für Muriel Furrer eine Kerze anzünden. (aargauerzeitung.ch)