«2 für 1» lautete die Aktion, mit der Coop in den vergangenen Tagen versuchte, die Konsumenten zum Kauf einer Varta-Knopfzellenbatterie zu animieren. Ein solches Doppelpack klingt schliesslich verlockend. Der Preis für total 10 Batterien: 17.95 anstatt 35.90 Franken. Ein Schnäppchen, dürften sich viele Kunden gedacht haben.
Nur: Diese Schlussfolgerung muss angezweifelt werden, wenn man einen kürzlich erschienenen Aldi-Prospekt zur Hand nimmt. Mitte Oktober warb der deutsche Discounter im Rahmen einer Aktion während einiger Tage für die gleichen Varta-Batterien im 5er-Pack – Typ CR2032. Der Preis bei Aldi: 4.99 Franken. Bei Coop sind die Batterien zum Normalpreis also 260 Prozent teurer als in der Aldi-Aktion.
Detailhändler werben bei Aktionen in der Regel mit Rabatten im zweistelligen Bereich, oft bis maximal 50 Prozent. Aber ein Preisunterschied von 260 Prozent?
Coop-Sprecher Caspar Frey will den Aktionspreis von Aldi nicht kommentieren. Er könne nur für die Batteriepackung bei Coop sprechen. Dabei handle es sich um einen «Sortimentsartikel». Sprich: Er ist ständig erhältlich, obwohl er nicht gleich oft gekauft wird wie eine Cola-Flasche oder ein Liter Milch und den Händler somit mehr kostet.
Bei einer Aktion hingegen kann ein Händler eine beschränkte Anzahl Produkte inklusive Mengenrabatt bestellen und sie so mit einem Abschlag während einer kurzen Zeit anbieten, ohne ständig ein entsprechendes Regal dafür freihalten zu müssen. Mit dem Nachteil aus Konsumentensicht, dass der Artikel nicht jederzeit verfügbar ist.
Von einer Täuschung der Konsumenten will Coop-Sprecher Frey bei der «2 für 1»-Aktion nicht sprechen. Die Bezeichnung sei korrekt. Auf die Frage, ob Coop auf den grossen Preisunterschied reagiert, sagt er: «Wir prüfen unsere Verkaufspreise fortlaufend und nehmen bei Bedarf Anpassungen vor.»
Bei der Konkurrenz zeigt sich kein einheitliches Bild. Die Migros-Tochter Digitec verkauft dasselbe 5er-Pack sogar für 4.43 Franken, also noch günstiger als Aldi. Allerdings müssen mindestens vier Stück gekauft werden. Bei Brack kostet der Artikel derweil 24.90 Franken. Und bei Apfelkiste.ch kosten die Varta-Batterien 8.95 Franken.
Auf Anfrage heisst es bei Aldi, die genaue Menge der pro Filiale verfügbaren Batterien habe je nach Standort und geschätzter Nachfrage variiert. Ähnliche Angebote könnten je nach Verfügbarkeit und Planung mehrere Male im Jahr stattfinden, jedoch immer in begrenztem Zeitraum und Stückzahl.
Fakt ist, dass die Bruttomargen von Migros und Coop immer wieder im Fokus stehen. 2017 kam eine Auftragsstudie des Schweizer Markenartikelverbandes Promarca zum Schluss, dass die beiden orangen Riesen gar die grössten Bruttomargen Europas aufweisen würden. Dem Verband gehören die wichtigsten Partner der Händler an, wie Nestlé, Emmi oder Coca-Cola.
Migros und Coop verwiesen damals darauf, dass sie viele Produkte in eigenen Fabriken herstellten. Diese müssten generell mit einer höheren Bruttomarge wirtschaften. Ein weiterer Punkt sei die Kostenstruktur in der Schweiz mit höheren Löhnen und Mieten. Beide Händler betonten zudem die steigende Konkurrenz im Ausland und im Internet, was zu einer Wettbewerbsverschärfung geführt habe.
Allerdings: 2021 analysierten die beiden Westschweizer Publikationen «Le Temps» und «Heidi.news» aufgrund von geleakten Daten in Bezug auf die Preise von Molkereiprodukten. Auch hier lautete das Verdikt, dass Migros und Coop die höchsten Margen Europas aufweisen würden.
Aldi-Suisse-Chef Jérôme Meyer hatte zuletzt im Interview mit der «SonntagsZeitung» eine einfache Erklärung für die Preisunterschiede parat – und nahm die orange Konkurrenz indirekt in Schutz.
Ein Supermarkt wie Coop und Migros sei etwa 30 Prozent teurer als die Discounter. Das sei «logisch» und «reine Mathematik». Denn die tieferen Preise seien bei Discountern nur dank des beschränkten Sortiments möglich.
«Wenn jemand glaubhaft machen will, dass man ein grosses Sortiment günstig anbieten kann, dann ist das aus meiner Sicht Magie», sagt Meyer. Mit einer kleineren Auswahl, wie sie die Discounter haben, seien die Verteilkosten tiefer, die Arbeitsabläufe effizienter, die Mengen pro Artikel grösser und dadurch die Einkaufspreise tiefer.
Und trotzdem werden sie weiterhin die Abzocke rechtfertigen, auf "Aktionen" reinfallen und alle anderen Meinungen niederblitzen, die Jünger des orangen Duopols. Es lebe die Lobbyverseuchte Hochpreisinsel
Und ich sag : Viele Coop - Konsumenten sind zu bequem für Preisvergleiche ... gibt's wenig Bedarf zur Anpassung ;-)