Mehr als eine Milliarde Mahlzeiten werden laut einem UNO-Bericht von Ende März weltweit pro Tag weggeschmissen. Gleichzeitig leiden 783 Millionen Menschen weltweit an Hunger oder Mangelernährung. Kein Wunder, prangerte Inger Andersen, die Geschäftsführerin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP, an, dass die «Lebensmittelverschwendung eine globale Tragödie» geworden ist.
Die Zahlen des Berichts basieren auf dem Jahr 2022. Laut den Schätzungen der UNO fallen etwa 60 Prozent des weltweiten Food Waste in den privaten Haushalten an, gefolgt von der Gastronomie und dem Einzelhandel. Allein in den privaten Haushalten wurden 2022 pro Person im Schnitt 79 Kilogramm Lebensmittel verschwendet.
Die weltweite Lebensmittelverschwendung ist aber nicht nur ein Problem der reichen Länder. So wird etwa in Staaten mit heisserem Klima auch ein höherer Anteil verdorbener und damit nicht verschwendeter Lebensmittel beobachtet. Schuld daran sind meist schlechte oder unterbrochene Kühlketten.
Im weltweiten Ranking der grössten Food-Waste-Sünder liegt die Schweiz pro Person mit Platz 17 ziemlich weit vorne. 119 Kilogramm Lebensmittel landen in den privaten Haushalten bei uns pro Person und Jahr im Abfall. Kommen der Detailhandel und die Gastronomie dazu, sind es gar 170 Kilogramm. Damit würde die Schweiz in Europa gar den Spitzenplatz belegen.
Der internationale Vergleich ist aber nicht unproblematisch. Zum einen handelt es sich bei den UNEP-Daten nur um auf wissenschaftlichen Untersuchungen basierende Schätzungen, zum anderen ist die Messung von Lebensmittelabfällen schwierig, da keine einheitliche Methodik existiert. So sind beispielsweise nasse Lebensmittelabfälle schwerer als trockene – bei gleichem Volumen.
Zur Diskussion steht der Schweizer Food-Waste-Spitzenplatz deswegen aber nicht. Und es gibt auch Erklärungen, warum hierzulande mehr Lebensmittel weggeworfen werden als anderswo: Zum einen führt die hohe Kaufkraft in der Schweiz dazu, dass mehr eingekauft wird als wirklich benötigt, zudem wollen die hiesigen Konsumentinnen und Konsumenten stets aus einem frischen und vollständigen Sortiment auswählen können.
Am häufigsten weggeworfen werden in der Schweiz gemäss dem Bundesamt für Umwelt Brote und Backwaren, gefolgt von Fisch, Lager- und Frischgemüse, Käse und Obst. Dabei könnten diese Lebensmittel eigentlich weiterverwertet werden – in Form von Futtermittel, Dünger oder zur Produktion von Strom und Wärme.
Dabei sind die Massnahmen, die in Haushalten getroffen werden können, um einen Grossteil des Food Waste zu verhindern, simpel:
Das alleine reicht allerdings noch nicht, um dem Food Waste in der Schweiz so richtig den Kampf anzusagen. Deshalb will der Bundesrat mit dem «Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung» die vermeidbaren Lebensmittelverluste bis 2030 gegenüber 2017 zumindest halbieren. Um das Ziel zu erreichen, haben zahlreiche grosse Lebensmittelhersteller wie Emmi, Fenaco oder Migros und Coop mit dem Bund eine branchenübergreifende Vereinbarung unterschrieben. Bis Ende 2025 wollen sie den Anteil an Food Waste um 20 Prozent reduzieren.