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Darum belegt die Schweiz einen Spitzenplatz beim Food Waste

ARCHIV - ILLUSTRATION - Lebensmittel liegen am 13.03.2012 in einer M
Zu oft landen Essensreste und ganz allgemein Lebensmittel hierzulande in der Tonne.Bild: DPA-Zentralbild

Schweiz belegt unrühmlichen Spitzenplatz beim Food Waste – das sind die Gründe

170 Kilogramm Lebensmittel pro Person werden in der Schweiz gemäss der UNO pro Jahr weggeworfen. Deutlich mehr als in den meisten anderen Ländern. Der Grund ist vor allem unser Wohlstand.
19.11.2024, 10:5219.11.2024, 12:45
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Mehr als eine Milliarde Mahlzeiten werden laut einem UNO-Bericht von Ende März weltweit pro Tag weggeschmissen. Gleichzeitig leiden 783 Millionen Menschen weltweit an Hunger oder Mangelernährung. Kein Wunder, prangerte Inger Andersen, die Geschäftsführerin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP, an, dass die «Le­bens­mit­tel­ver­schwen­dung eine globale Tragödie» geworden ist.

Die Zahlen des Berichts basieren auf dem Jahr 2022. Laut den Schätzungen der UNO fallen etwa 60 Prozent des weltweiten Food Waste in den privaten Haushalten an, gefolgt von der Gastronomie und dem Einzelhandel. Allein in den privaten Haushalten wurden 2022 pro Person im Schnitt 79 Kilogramm Lebensmittel verschwendet.

Die weltweite Lebensmittelverschwendung ist aber nicht nur ein Problem der reichen Länder. So wird etwa in Staaten mit heisserem Klima auch ein höherer Anteil verdorbener und damit nicht verschwendeter Lebensmittel beobachtet. Schuld daran sind meist schlechte oder unterbrochene Kühlketten.

Im weltweiten Ranking der grössten Food-Waste-Sünder liegt die Schweiz pro Person mit Platz 17 ziemlich weit vorne. 119 Kilogramm Lebensmittel landen in den privaten Haushalten bei uns pro Person und Jahr im Abfall. Kommen der Detailhandel und die Gastronomie dazu, sind es gar 170 Kilogramm. Damit würde die Schweiz in Europa gar den Spitzenplatz belegen.

Der internationale Vergleich ist aber nicht unproblematisch. Zum einen handelt es sich bei den UNEP-Daten nur um auf wissenschaftlichen Untersuchungen basierende Schätzungen, zum anderen ist die Messung von Lebensmittelabfällen schwierig, da keine einheitliche Methodik existiert. So sind beispielsweise nasse Lebensmittelabfälle schwerer als trockene – bei gleichem Volumen.

Zur Diskussion steht der Schweizer Food-Waste-Spitzenplatz deswegen aber nicht. Und es gibt auch Erklärungen, warum hierzulande mehr Lebensmittel weggeworfen werden als anderswo: Zum einen führt die hohe Kaufkraft in der Schweiz dazu, dass mehr eingekauft wird als wirklich benötigt, zudem wollen die hiesigen Konsumentinnen und Konsumenten stets aus einem frischen und vollständigen Sortiment auswählen können.

Am häufigsten weggeworfen werden in der Schweiz gemäss dem Bundesamt für Umwelt Brote und Backwaren, gefolgt von Fisch, Lager- und Frischgemüse, Käse und Obst. Dabei könnten diese Lebensmittel eigentlich weiterverwertet werden – in Form von Futtermittel, Dünger oder zur Produktion von Strom und Wärme.

Dabei sind die Massnahmen, die in Haushalten getroffen werden können, um einen Grossteil des Food Waste zu verhindern, simpel:

  1. Clever einkaufen
    Kaufe nur so viel ein, wie du rechtzeitig verwerten kannst. Plane darum deinen Einkauf und überlege im Laden, ob du ein Produkt wirklich brauchst. Oft lohnt sich auch ein präventiver Blick in den Kühlschrank.
  2. Lebensmittel optimal lagern
    Richtig aufbewahrt bleiben Lebensmittel länger geniessbar: Beachte die Lagerhinweise auf der Verpackung und bewahre leicht verderbliche Lebensmittel gut gekühlt auf.
  3. Haltbarkeitsdaten richtig deuten
    Lebensmittel können meist länger genossen werden, als auf der Verpackung steht. Verlass dich statt auf das Mindesthaltbarkeitsdatum auf deine Sinne. Lebensmittel mit Verbrauchsdatum solltest du bis zum aufgedruckten Datum essen oder einfrieren.
  4. Kreativ kochen und alles verwerten
    Nutze deine eingekauften Lebensmittel komplett und lass bei der Verwertung von Vorräten und Resten deiner Kreativität freien Lauf oder suche nach passenden Rezepten.
  5. Übriggebliebenes richtig einpacken
    Essensreste sind auch am Tag nach der Zubereitung noch geniessbar. Packe sie richtig ein und verzehre sie, bevor du ein neues Menü kochst.
Wie oft wirfst du Lebensmittel weg?

Das alleine reicht allerdings noch nicht, um dem Food Waste in der Schweiz so richtig den Kampf anzusagen. Deshalb will der Bundesrat mit dem «Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung» die vermeidbaren Lebensmittelverluste bis 2030 gegenüber 2017 zumindest halbieren. Um das Ziel zu erreichen, haben zahlreiche grosse Lebensmittelhersteller wie Emmi, Fenaco oder Migros und Coop mit dem Bund eine branchenübergreifende Vereinbarung unterschrieben. Bis Ende 2025 wollen sie den Anteil an Food Waste um 20 Prozent reduzieren.

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251 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kommissar Rizzo
19.11.2024 11:19registriert Mai 2021
Kenne die Datengrundlage nicht, habe aber allergrösste Zweifel. Länder wie die USA, Kanada oder Australien sind nicht auf der Liste, dafür aber Syrien und Afghanistan - ja ne, is klar...
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Ziasper
19.11.2024 11:17registriert September 2017
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass in den privaten Haushalten mehr Essen weggeworfen werden woll als bei den Detailhändlern. Oder wo landen die Tonnen an Früchten und Gemüsen, welche nicht mehr perfekt aussehen?
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Hans -würkli- Nötig
19.11.2024 11:20registriert Juli 2015
Wenn in der Bevölkerung das Verständnis des MHD von "tödlich giftig ab XY" auf "sehr warscheinlich auch nach XY immer noch völlig ok aber riech doch einfach mal dran" wechseln würde, würde auch einiges weniger weggeworfen werden.
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