Im Juni hat die chinesische Fluggesellschaft «China Southern Airlines» ein Flug-Paket lanciert, das die leeren Flugzeugsitze in der Corona-Krise füllen soll: Für 3699 Yuan (rund 470 Franken) können Passagiere im Inland bis Ende Jahr so viel fliegen, wie es ihnen beliebt – so lange der Flug am Wochenende stattfindet.
Das Angebot ist auf grosses Interesse gestossen. Über 150'000 Personen haben Medienberichten zufolge in den ersten zwei Wochen nach Verkaufsstart ein solches Flugzeug-GA gekauft. Mindestens acht weitere chinesische Airlines – insgesamt gibt es einige Dutzend – werben unterdessen mit ähnlichen Paketen, schreibt Reuters.
Die «All you can fly»-Tickets dienen den angeschlagenen Fluggesellschaften als Finanzspritze: Die chinesische Zivilluftfahrtbehörde CAAC hat mitgeteilt, die Zahl der täglichen Flüge habe im vergangenen Monat bereits wieder 80 Prozent des Vor-Krisenniveaus erreicht.
Auch die Zahl der leeren Flugplätze sei gesunken: Gemäss Business Traveller ist die Kapazitätsauslastung von Flügen ab Shanghai zu zehn anderen chinesischen Flughäfen um fast 20 Prozent gestiegen. Dabei sollen die Angebote vor allem Menschen ansprechen, die ansonsten nicht viel ins Flugzeug steigen.
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Dass ein solches Angebot auf internationale Flugstrecken ausgeweitet wird, ist zu bezweifeln. «Auch wenn diese Pakete möglicherweise auf den heimischen Märkten funktionieren, erwarten wir in naher Zukunft keine ähnlichen Markteinführungen für internationale Routen», sagt eine chinesische Transport-Analystin gegenüber Reuters.
Doch wie gut lassen sich Flug-GAs, welche die Nachfrage nach Kurzstrecken- bzw. Inlandfllügen landesweit steigen lassen, mit den Klimazielen vereinbaren? Wie sinnvoll ist diese kurzfristige Finanzspritze in Anbetracht des langfristigen Effekts auf das Mobilitätsverhalten?
«Das ist ein Aspekt, der hier bisher noch nicht thematisert wurde», sagt Finanzprofessor und Aviatikexperte David Yu von der NYU Universität in Schanghai gegenüber SRF. Priorität habe derzeit die Erholung der nationalen Wirtschaft: Wann und wie sich die chinesische Luftfahrtbranche von der Coronakrise erhole und wieder Gewinne machen könne.
Für die Passagiere, die von solchen Angeboten Gebrauch machen, ist die Sicherheit an Bord wichtiger als das Klima. Die Angst, das Coronavirus könnte im Winter eine zweite Infektionswelle verursachen und damit die Ansteckungsgefahr an Bord erhöhen, ist den Berichten zufolge öfters anzutreffen als Umweltbedenken. (adi)