Der Name William McKinley sagt auch den meisten Amerikanern nichts. Dabei war der Mann der 25. Präsident der Vereinigten Staaten. Er sass um die Wende zum 20. Jahrhundert im Weissen Haus.
Ein Amerikaner hält jedoch grosse Stücke auf ihn. «Um es mit den Worten eines grossen, aber stark unterschätzten Präsidenten, William McKinley, zu sagen, hat die Zollpolitik der Republikaner das Leben der Mitbürger süsser und heller gemacht», erklärte Donald Trump im September in einer Rede vor dem Economic Club of New York.
Nach seiner Wiederwahl legte Trump noch eine Schippe drauf. «Schaut zurück auf die 1890er- und die 1880er-Jahre und auf McKinley. Er hat die Zölle eingeführt, und das war die Zeit, in der es uns im Vergleich zu den anderen Nationen am besten gegangen ist.»
Strafzölle sind nicht das Einzige, was Trump mit McKinley verbindet. Der 25. Präsident regierte in einer Ära, die als das «Gilded Age» bezeichnet wird, eine Zeit, in der die Räuberbarone wie John Rockefeller und Cornelius Vanderbilt riesige Vermögen anhäuften. «Als Milliardär hat Trump jeden nur erdenklichen Grund, ins 19. Jahrhundert zurückzublicken, in eine Zeit, in der Reichtum noch mehr ein direkter Pfad zu politischer Macht war als heute», stellt James Bouie in der «New York Times» fest.
Aussenpolitisch isolierten sich die Amerikaner damals weitgehendst. Mit dem Chinese Exclusion Act von 1882 wollte man sich die Einwanderer aus Asien vom Hals halten. Auch diesbezüglich reimt sich die Geschichte einmal mehr. Marco Rubio, der designierte Aussenminister, erklärte gestern bei seiner Anhörung im Senat unmissverständlich: «China ist der mächtigste und gefährlichste Gegner, dem diese Nation je gegenüberstand.»
Rubio machte auch klar, dass Europa für die Trump-Regierung zweitrangig geworden ist. Auch den Krieg in der Ukraine tat er als eine Randnotiz ab. «Wenn dereinst die Geschichte des 21. Jahrhunderts geschrieben wird, dann gibt es ein paar Kapitel über Putin und ein paar andere Dinge», so Rubio. «Der grösste Teil wird sich jedoch mit dem Verhältnis von China und den Vereinigten Staaten befassen.»
Das verspricht wenig Gutes für das Schicksal der Ukraine. Rubio sprach vage davon, dass beide Kriegsparteien Konzessionen machen müssten. Er stellte auch in Aussicht, dass die USA die NATO weiter unterstützen würden, allerdings unter der Bedingung, dass die restlichen Alliierten weit mehr finanzielle Lasten tragen müssen.
Alle Zeichen deuten somit darauf hin, dass Trump die liberale Weltordnung zu Grabe tragen will. Oder wie es die beiden Politologen Alexander Cooley und Daniel Nexon in «Foreign Affairs» formulieren: «Mit dem Sieg von Trump hoffen die selbst ernannten amerikanischen Nationalisten, ein amerikanisches Einflussnetz zu zerstören, das keine Rivalen kennt und das in mehr als 50 Jahren geknüpft worden ist.»
In den Augen von Trump ist dieses Beziehungsnetz jedoch kein geopolitischer Trumpf, sondern primär eine finanzielle Last. Immer und immer wieder beklagt er sich, dass sein Land von den Verbündeten über den Tisch gezogen werde. Gemäss Cooley/Nexon eine fatale Fehleinschätzung. Sie stellen fest:
Sicher: Man kann das Ende der liberalen Weltordnung auch als das Ende einer jahrzehntelangen Heuchelei des Westens betrachten. «Mit Trump werden die USA endlich wieder eine normale Grossmacht – imperialistisch, aber nicht missionierend», stellt Ivan Krastev in der «Financial Times» fest. «Sie werden nicht mehr länger so tun, als ob sie besser wären als alle anderen. Stattdessen werden sie im Wissen handeln, dass sie mächtiger sind.»
Indem Trump die NATO verunglimpft, schmälert er paradoxerweise ebendiese Macht. «Moskau will die NATO nicht schwächen, weil es glaubt, die Allianz sei ‹liberal› oder ‹globalistisch›», stellen Cooley/Nexon fest. «Moskau will die NATO schwächen, weil es glaubt, dies werde die russische Macht zulasten der Vereinigten Staaten stärken.»
Mit der «Belt and Road Initiative» ist China im Begriff, ein globales Beziehungsnetz aufzubauen, und lässt sich dies viel kosten. So gesehen ist schwer zu verstehen, weshalb Trump genau das Gegenteil anstrebt. Cooley/Nexon vermuten Inkompetenz als Grund: «Getrieben von einer ideologischen Opposition gegen die liberale Weltordnung sind Trump und seine Anhänger entschlossen, in der Aussenpolitik eine Reihe von nicht erzwungenen Fehlern zu begehen, weil sie das System offensichtlich nicht verstehen.»
Es ist absehbar, dass Europa ein Opfer dieser Ignoranz sein wird. Krastev rät indes, nicht zu jammern, sondern gelassen Widerstand zu leisten. Zudem sieht der bulgarische Politologe auch Anzeichen für Hoffnung: «Der Schlüssel für eine europäische Strategie gegen Trump sollte in der Erkenntnis liegen, dass der 20. Januar nicht nur der Beginn der zweiten Amtszeit von Trump sein wird, sondern auch der Höhepunkt seines Einflusses.»
Jein. Die Gier der westlichen Konzerne und natürlich auch der Konsumenten haben China mächtig gemacht. Die einen wollten viel Profit, die anderen haben sich schnell an billigen Konsum gewöhnt. WIR haben China gross gemacht - nicht China sich selbst.
Und weshalb sollte Europa "Widerstand" gegen Trump leisten? Im Gegenteil! Europa sollte sich endlich loslösen und sich "emanzipieren".
Europa ohne RUS hat 600 Mio. Einwohner und alle Möglichkeiten.
#MadeInEurope
#NeuerMarshallplan
Ja, das könnte tatsächlich der Fall sein. FALLS die europäischen Nationen sich zusammenraufen würden und gemeinsam an einem Strick (und in dieselbe Richtung) ziehen würden!
Leider sehe ich keine Anzeichen hierfür, sondern eher den Trend zur Abkehr vom EU-Gemeinverständnis, hin zu Nationalismus und Egozentrik...