Wirtschaft
International

IG Metall ruft zu ersten Warnstreiks auf

epa11688697 Daniela Cavallo (L), Chairwoman of the General and Group Works Council of Volkswagen AG, and Thorsten Groeger (R), IG Metall negotiator, participate in an informational event organized by  ...
Die drastischen Sparpläne bei VW machen den Ernst der Lage überdeutlich.Bild: keystone

IG Metall ruft zu ersten Warnstreiks auf

28.10.2024, 16:0528.10.2024, 16:05
Mehr «Wirtschaft»

In der Metall-Tarifrunde ruft die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) zu ersten Warnstreiks. Die drastischen Sparpläne bei VW machen den Ernst der Lage überdeutlich.

Die jeweils mehrstündigen Ausstände sollten in einzelnen Betrieben schon um Mitternacht beginnen, wie die Gewerkschaft in Frankfurt angekündigt hat. Die Friedenspflicht in den Tarifverhandlungen für rund 3,9 Millionen Beschäftigte unter anderem im Maschinenbau und der Automobilindustrie ist am Montag abgelaufen.

VW-Werk Osnabrück als Hotspot

Nächtliche Proteste sind unter anderem am VW-Werk in Osnabrück geplant. Das von der Schliessung bedrohte Werk fällt nicht unter den VW-Haustarifvertrag, sondern gehört zum Flächentarif. Hier wird die enge Verknüpfung der Tarifrunde mit den Problemen beim grössten deutschen Autobauer sichtbar.

Nach Angaben des Betriebsrats stehen Werksschliessungen und Massenentlassungen auf der Agenda des Vorstands, der die Pläne im Detail zunächst nicht bestätigt hat.

Hauptargument der IG Metall für deutliche Lohnsteigerungen ist die fehlende Kaufkraft der Beschäftigten nach Jahren mit hoher Inflation. Die Erste Vorsitzende Christiane Benner erklärte dazu: «Das magere Angebot der Arbeitgeber verkennt den Ernst der Lage. Unsere 3,9 Millionen Kolleginnen und Kollegen in der Branche brauchen mehr Geld. Mit der zusätzlichen Kaufkraft stärken wir auch die Konjunktur.»

Gewerkschaft und Arbeitgeber noch weit auseinander

Die IG Metall fordert in den Verhandlungen 7 Prozent mehr Geld innerhalb eines Jahres, während die Metallarbeitgeber 3,6 Prozent in einem Zeitraum von 27 Monaten angeboten haben. Die erste Stufe von 1,7 Prozent soll im Juli 2025 greifen. Die Unternehmen verweisen auf schwache Produktionswerte und fehlende Aufträge.

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat davor gewarnt, mit den Warnstreiks unrealistische Erwartungen bei den Beschäftigten zu schüren. Präsident Stefan Wolf sagte dem Portal «t-online»: «Ich habe den Eindruck, die IG Metall hat verstanden, was auf dem Spiel steht. Da sich die wirtschaftliche Lage quasi wöchentlich verschlechtert, dürfte sie auch ein Interesse an einem schnellen Abschluss haben.» Für die Beschäftigten bedeute das Angebot nach jetzigem Stand eine Reallohnsicherung.

Arbeitgeber fordern zügigen Abschluss Bereits an diesem Dienstag (29. Oktober) beginnt in Kiel und Hannover die dritte Runde in den regional geführten Tarifverhandlungen. Nordmetall-Verhandlungsführerin Lena Ströbele forderte die Gewerkschaft zu einem zügigen Abschluss auf. Eine bessere wirtschaftliche Lage könne nicht «herbei gestreikt» werden. Arbeitgeber wie Gewerkschaften hätten eine Verantwortung, für alle Beteiligten eine faire Lösung mit langer Planungssicherheit zu schaffen. (sda/awp/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
    «Pfeifen aus dem letzten Loch»: Bekannter deutscher Ökonom warnt vor US-Staatsbankrott
    Wirtschaftsexperte Hans-Werner Sinn schlägt Alarm: Die Vereinigten Staaten stehen seiner Einschätzung nach kurz vor dem Staatsbankrott. Er sieht darin den Grund für die extremen Zolldrohungen von Donald Trump.

    Der renommierte deutsche Ökonom und Wirtschaftspublizist Hans-Werner Sinn warnt eindringlich vor einem Staatsbankrott der USA mit dramatischen Folgen für das Weltfinanzsystem. «Es hat sich herumgesprochen, dass die USA auf dem letzten Loch pfeifen», sagte Sinn dem Magazin «Focus».

    Zur Story