Die SNB senkt den sogenannten SNB-Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,50 Prozent. Das hat die Nationalbank am Donnerstagmorgen mitgeteilt. Die Zinsänderung gilt ab morgen, 22. März 2024.
Auch wenn einzelne Analysten eine Überraschung durch die SNB im Vorfeld nicht ausgeschlossen hatten, rechnete dennoch die Mehrheit der Ökonomen mit einem Abwarten der ersten Zinsreduktion bis im Juni. So hatte Bloomberg 23 Volkswirte befragt, von ihnen erwarteten nur fünf eine Senkung.
Auch die Märkte hatten gemäss den entscheidenden Börsendaten noch nicht mit einer Zinssenkung gerechnet.
Der Entscheid wird als Zinswende betitelt: Seit Juni 2023 war der Leitzins konstant auf 1,75 festgelegt. Die SNB entschied sich damit als eine der ersten Nationalbanken weltweit für diesen Schritt. Die US-Notenbank Fed hatte hingegen ihre Zinspause am Vorabend verlängert.
Zuvor hatte die SNB ab Juni 2022 den Leitzins von damals -0,75 Prozent in nur fünf Schritten auf 1,75 Prozent gehievt und danach zwei Mal unverändert belassen. Sie hatte damit der Jahre andauernden Negativzinsära in der Schweiz ein Ende gesetzt.
Die zwei wichtigsten Gründe sind die sinkende Inflation und der starke Franken. So hält die SNB fest:
Die Zinssenkung sei möglich geworden, weil die Bekämpfung der Inflation über die letzten zweieinhalb Jahre wirksam gewesen sei, erklärte die SNB am Donnerstag in einem Communiqué. Die Teuerung liege nun seit einigen Monaten wieder unter 2 Prozent.
Die Preisstabilität – also die anvisierte Teuerung von maximal 2 Prozent – ist auch mit dem auf 1,50 Prozent gesenkten Leitzins nicht mehr gefährdet. So geht die SNB in ihrer neusten Prognose davon aus, dass die Inflation 2024 bei durchschnittlich 1,4 Prozent zu liegen kommt. Die Teuerung sei nun in dem Bereich, den die Notenbank mit Preisstabilität gleichsetze.
Und auch für 2025 und 2026 werden nur Werte von 1,2 und 1,1 Prozent erwartet. Ein Wert von über 2 Prozent wird für kein Quartal im Prognosezeitraum prognostiziert.
Damit hat die SNB ihre Prognosen gegenüber der letzten Beurteilung vom Dezember markant gesenkt. Damals hatte sie – bei einem Leitzins von 1,75 Prozent – noch Jahresdurchschnittswerte von 2,2 Prozent für 2024 und von 1,9 Prozent für 2025 vorhergesagt.
Die Preisdynamik habe sich bei einigen Warengruppen schneller abgekühlt, als noch im Dezember erwartet, sagt die SNB. In der mittleren Frist seien es geringere Zweitrundeneffekte – also Preissteigerungen, die erst mit einer gewissen Verzögerung eintreten – gewesen.
Die Prognosen der SNB beruhen stets auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum beim aktuellen Zinsniveau bleibt. Relativ tiefe Inflationsprognosen erhöhen somit den Spielraum für die Währungshüter, die Zinsen zu senken.
Beim Wirtschaftswachstum ist die SNB für das laufende Jahr leicht optimistischer geworden. Sie prognostiziert nun ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von rund 1 Prozent (zuvor: «zwischen 0,5 - 1,0 Prozent»).
Die Währungshüter betonen aber, dass die schwache Nachfrage aus dem Ausland und die reale Aufwertung des Frankens im vergangenen Jahr dämpfend wirken. Gemäss Ökonomen dürfte auch das ein entscheidendes Argument für den Zinsschritt gewesen sein.
Zudem sei die Prognose mit bedeutenden Unsicherheiten behaftet, so die SNB. Das Hauptrisiko sei eine schwächere konjunkturelle Entwicklung im Ausland. Es sei nicht auszuschliessen, dass sich die Weltwirtschaft schwächer entwickle als angenommen.
So wie erwartet: Der SMI (Swiss Market Index) steht derzeit bei 11'761 Punkten – um 1,24 Prozent höher als beim Börsenschluss am Mittwoch.
Der Franken hat sich gleichzeitig markant abgeschwächt. So zieht der US-Dollar aktuell auf 0,8953 Franken an, vor der SNB-Publikation stand er noch bei 0,8870 Franken. Der Euro wird derzeit zu 0,9765 gehandelt, nach zuvor 0,9682.
Die Bank Lombard Odier erwartet nun noch weitere Zinssenkungen in diesem Jahr. Sie bezeichnet den überraschenden Schritt der SNB als «ideales Abschiedsgeschenk von Thomas Jordan, der damit die Stossrichtung für seinen Nachfolger schon klar vorgeben kann».
(lak/sda/awp)
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