Die SNB senkt den sogenannten SNB-Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,50 Prozent. Das hat die Nationalbank am Donnerstagmorgen mitgeteilt.
Die Frage, die den Schweizerinnen und Schweizern nun am meisten unter den Nägeln brennt: Was heisst das für meine Miete? Wir beantworten sie.
Die Mietzinsen orientieren sich in der Schweiz am Referenzzinssatz. Dieser ist ein Durchschnitt aller Zinsen, die auf Hypotheken in der Schweiz gezahlt werden. Diese wiederum orientieren sich am Leitzins der SNB.
Eine Veränderung bei den Mietzinsen nach einer Zinssenkung oder -erhöhung geschieht allerdings nicht sofort. Der Grund: Da auch langjährige Festhypotheken in die Rechnung fallen, verhält sich der Referenzzinssatz träge und es braucht Zeit, bis er steigt oder sinkt.
Die gute Nachricht bei einer Leitzinssenkung ist allerdings, dass der Referenzzinssatz dann trotz aller Trägheit schneller reagieren könnte als bei einer Erhöhung. Denn bei der Zinswende nach oben weichen viele Bankkunden auf die sogenannten Saron-Hypotheken aus, die sich laufend dem Saron-Zins anpassen.
Die Saron-Hypothek ist eine Hypothek mit unbefristeter Laufzeit und variablem Zinssatz. Das bedeutet, dass eine Veränderung zurück auf tiefere Hypo-Zinsen schneller möglich ist als bei langjährigen Festhypotheken.
Was passiert jetzt mit dem Referenzzinssatz? Linda Rosenkranz, Generalsekretärin beim Mieterinnen- und Mieterverband, sagt: «Noch nicht sehr viel.» Da sich der Referenzzinssatz aus dem Durchschnitt aller Hypotheken berechnet, reagiere er nach wie vor sehr träge auf Zinsveränderungen wie heute, so Rosenkranz.
Auch Fredy Hasenmaile, Chef-Ökonom bei Raiffeisen, sagt gegenüber watson, unmittelbar gebe es keine Veränderung beim Referenzzinssatz: «Dieser liegt bei 1,75 Prozent und bleibt noch bis weit ins 2025 auf diesem Niveau.» Aufgrund seiner Trägheit weist der Durchschnittszinssatz aller ausstehenden Hypotheken, welcher dem Referenzzinssatz zugrunde liegt, gemäss Hasenmaile noch immer eine steigende Tendenz auf.
«Der Durchschnittssatz ist Ende 2022 sehr rasch angestiegen, von 1,17 auf 1,72 Prozent», sagt Generalsekretärin Linda Rosenkranz dazu. «In den letzten drei Monaten betrug der Anstieg aber nur noch 0,03 Prozent.» Es sei deshalb zu erwarten, dass mit diesem Entscheid der Durchschnittssatz in naher Zukunft zumindest nicht mehr ansteigt.
«Für die Mieterinnen und Mieter bedeutet dies sicher erst einmal ein Durchatmen», sagt Linda Rosenkranz. «Ein Teil hat ja innert kürzester Zeit zwei Mal eine Mietzinserhöhung erhalten.» Der Druck einer dritten Erhöhung sei damit zumindest mittelfristig vom Tisch.
Mit 1,75 Prozent sei der Referenzzinssatz aktuell «gut eingemittet» und werde sich voraussichtlich erst gegen Ende 2025 / Anfang 2026 bewegen, sagt Fredy Hasenmaile. «Dannzumal dürfte eine Senkung anstehen.»
Obwohl die Zinswende bereits Ende 2021 stattgefunden hat, ist der Referenzzinssatz erst im Jahr 2023 angestiegen, erklärt der Raiffeisen-Chefökonom. «Das zeigt die gewollte grosse Trägheit dieses Satzes.» Entsprechend dürften Bestandsmieterinnen und -mieter erst gegen Jahresende 2025 oder gar Anfang 2026 mit einer Mietpreissenkung rechnen – «abhängig davon, welcher individuelle Satz für das Mietverhältnis massgeblich ist». Ein früherer Termin sei unwahrscheinlich.
«Bei den variableren Saron-Hypotheken wird die Senkung bereits ab dem 22. März – also morgen – spürbar», sagt Hasenmaile. Das werde insgesamt die Refinanzierung von Wohneigentum verbilligen. «Die Festhypotheken dürften sich dagegen nur wenig bewegen, weil Zinssenkungen für 2024 erwartet wurden.» Insgesamt sorge die frühe Senkung der Leitzinsen dazu, dass «Kaufen» wieder günstiger wird als «Mieten». Das habe man für 2024 bereits so erwartet. Mit dem heutigen Zinsentscheid dürfte das nun etwas rascher bereits der Fall sein, sagt Hasenmaile.