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SNB-Zinsentscheid: Das bedeutet die Leitzinssenkung für die Mieten

Haus, Wohnhaus, Wohnung
Welcher Einfluss hat die Leitzinssenkung auf die Mieten? Bild: Shutterstock

«Ein Durchatmen» – das bedeutet die überraschende Leitzinssenkung für Mieterinnen und Mieter

Mit der überraschenden Leitzinssenkung vom Donnerstagmorgen läutet die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinswende ein. Das könnte der Schritt für die Mieten und Immobilienpreise bedeuten.
21.03.2024, 13:5021.03.2024, 15:27
Lara Knuchel
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Die SNB senkt den sogenannten SNB-Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,50 Prozent. Das hat die Nationalbank am Donnerstagmorgen mitgeteilt.

Die Frage, die den Schweizerinnen und Schweizern nun am meisten unter den Nägeln brennt: Was heisst das für meine Miete? Wir beantworten sie.

Wie hängt der Leitzins mit den Mieten zusammen?

Die Mietzinsen orientieren sich in der Schweiz am Referenzzinssatz. Dieser ist ein Durchschnitt aller Zinsen, die auf Hypotheken in der Schweiz gezahlt werden. Diese wiederum orientieren sich am Leitzins der SNB.

Eine Veränderung bei den Mietzinsen nach einer Zinssenkung oder -erhöhung geschieht allerdings nicht sofort. Der Grund: Da auch langjährige Festhypotheken in die Rechnung fallen, verhält sich der Referenzzinssatz träge und es braucht Zeit, bis er steigt oder sinkt.

Was passiert mit dem Referenzzinssatz bei einer Leitzinssenkung?

Die gute Nachricht bei einer Leitzinssenkung ist allerdings, dass der Referenzzinssatz dann trotz aller Trägheit schneller reagieren könnte als bei einer Erhöhung. Denn bei der Zinswende nach oben weichen viele Bankkunden auf die sogenannten Saron-Hypotheken aus, die sich laufend dem Saron-Zins anpassen.

Die Saron-Hypothek ist eine Hypothek mit unbefristeter Laufzeit und variablem Zinssatz. Das bedeutet, dass eine Veränderung zurück auf tiefere Hypo-Zinsen schneller möglich ist als bei langjährigen Festhypotheken.

Wie sieht das beim aktuellen Entscheid aus?

Was passiert jetzt mit dem Referenzzinssatz? Linda Rosenkranz, Generalsekretärin beim Mieterinnen- und Mieterverband, sagt: «Noch nicht sehr viel.» Da sich der Referenzzinssatz aus dem Durchschnitt aller Hypotheken berechnet, reagiere er nach wie vor sehr träge auf Zinsveränderungen wie heute, so Rosenkranz.

Auch Fredy Hasenmaile, Chef-Ökonom bei Raiffeisen, sagt gegenüber watson, unmittelbar gebe es keine Veränderung beim Referenzzinssatz: «Dieser liegt bei 1,75 Prozent und bleibt noch bis weit ins 2025 auf diesem Niveau.» Aufgrund seiner Trägheit weist der Durchschnittszinssatz aller ausstehenden Hypotheken, welcher dem Referenzzinssatz zugrunde liegt, gemäss Hasenmaile noch immer eine steigende Tendenz auf.

«Der Durchschnittssatz ist Ende 2022 sehr rasch angestiegen, von 1,17 auf 1,72 Prozent», sagt Generalsekretärin Linda Rosenkranz dazu. «In den letzten drei Monaten betrug der Anstieg aber nur noch 0,03 Prozent.» Es sei deshalb zu erwarten, dass mit diesem Entscheid der Durchschnittssatz in naher Zukunft zumindest nicht mehr ansteigt.

Darf ich jetzt schon eine Mietzinssenkung erwarten?

«Für die Mieterinnen und Mieter bedeutet dies sicher erst einmal ein Durchatmen», sagt Linda Rosenkranz. «Ein Teil hat ja innert kürzester Zeit zwei Mal eine Mietzinserhöhung erhalten.» Der Druck einer dritten Erhöhung sei damit zumindest mittelfristig vom Tisch.

Mit 1,75 Prozent sei der Referenzzinssatz aktuell «gut eingemittet» und werde sich voraussichtlich erst gegen Ende 2025 / Anfang 2026 bewegen, sagt Fredy Hasenmaile. «Dannzumal dürfte eine Senkung anstehen.»

Obwohl die Zinswende bereits Ende 2021 stattgefunden hat, ist der Referenzzinssatz erst im Jahr 2023 angestiegen, erklärt der Raiffeisen-Chefökonom. «Das zeigt die gewollte grosse Trägheit dieses Satzes.» Entsprechend dürften Bestandsmieterinnen und -mieter erst gegen Jahresende 2025 oder gar Anfang 2026 mit einer Mietpreissenkung rechnen – «abhängig davon, welcher individuelle Satz für das Mietverhältnis massgeblich ist». Ein früherer Termin sei unwahrscheinlich.

Und was passiert mit den Immobilienpreisen?

«Bei den variableren Saron-Hypotheken wird die Senkung bereits ab dem 22. März – also morgen – spürbar», sagt Hasenmaile. Das werde insgesamt die Refinanzierung von Wohneigentum verbilligen. «Die Festhypotheken dürften sich dagegen nur wenig bewegen, weil Zinssenkungen für 2024 erwartet wurden.» Insgesamt sorge die frühe Senkung der Leitzinsen dazu, dass «Kaufen» wieder günstiger wird als «Mieten». Das habe man für 2024 bereits so erwartet. Mit dem heutigen Zinsentscheid dürfte das nun etwas rascher bereits der Fall sein, sagt Hasenmaile.

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94 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Popo Catepetl
21.03.2024 14:15registriert September 2014
Spoiler: Da wird keine einzige Miete gesenkt. Auch morgen oder übermorgen nicht.
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Hardhitter
21.03.2024 14:39registriert September 2022
Noch ein gut gemeinter Tipp an diejenigen, welche versuchen werden, bei der Verwaltung eine Mietsenkung zu beantragen: Wartet zuerst mal ab, bis sich der Referenzzinssatz angepasst hat. Dann macht euch zuerst schlau, zu welchem Satz euer Mietvertrag abgeschlossen wurde und erst wenn man dort eine Diskrepanz zum Referenzzinssatz feststellt handeln. Es gibt auch Vermieter, welche nicht immer gleich die Mieten erhöhen wenn der Zinssatz steigt. Da kommt es dann gar nicht gut an, wenn jemand eine Mietreduktion beantragt obwohl die Miete gar nie nach oben angepasst wurde.
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Skunk42
21.03.2024 15:38registriert Februar 2022
Ein bedeutender Teil der Kommentatoren kennt den Unterschied zwischen Referenzzins und Leitzins nicht.
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