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SRG-Ombudsstelle rügt «Rundschau» für Kampfjet-Beitrag

SRG-Ombudsstelle rügt «Rundschau» für Kampfjet-Beitrag

15.03.2022, 15:4815.03.2022, 16:07
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Der Kampfjet hebt ab: Das Parlament bewilligt den Kauf neuer Kampfflugzeuge für 6 Milliarden Franken. Das letzte Wort hat das Volk. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE

Weil die Sendung «Rundschau» von Fernsehen SRF in einem Beitrag über die Kampfjet-Beschaffung ein fiktives Szenario in die reale Welt übersetzte, hat sie Missverständnisse geradezu programmiert. Das verfälschte die Meinungsbildung des Publikums und verstiess gegen das Gebot der Sachgerechtigkeit, wie die SRG-Ombudsstelle rügt.

Der Beitrag «Bomber der Lüfte: Der neue Kampfjet und sein Auftrag» beleuchtete die Szenarien, welche beim Entscheid für den US-Kampfflieger F-35 ausschlaggebend waren. Gegen den Beitrag und den dazu gehörenden Online-Artikel gingen bei der Ombudsstelle 130 Beschwerden ein.

Die Ombudsleute stellen sich weitgehend hinter die Berichterstattung, wie die Stelle am Dienstag mitteilte. In einigen Punkten hiessen sie die Beanstandungen aber gut. Wichtig ist es der Stelle, festzuhalten, dass der Beitrag vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine ausgestrahlt wurde.

Falschaussagen konnte die Ombudsstelle im Beitrag nicht ausmachen. Sie rügt aber die Übertragung theoretischer Szenarien auf die Realität. Im Beitrag übertrug die Redaktion Koordinaten auf reale Orte. Dabei wurde immer wieder betont, dass es sich um fiktive Szenarien handle, räumen die Ombudsleute ein.

Koordinaten auf Orte übertragen

Allerdings ist in ihren Augen die Übertragung immer wieder so erfolgt, dass Missverständnisse programmiert waren, begründete die Stelle ihre Rüge. Dies sei insbesondere der Fall, weil sich das Publikum der «Rundschau» mehrheitlich nicht aus Militärexperten sondern aus Laien zusammensetzt. Auch die Übersetzung militärischer Fachausdrücke in Laiensprache habe den Sachverhalt verfälschend dargestellt, hiess es weiter.

Andere Beanstandungen wie etwa die Gefährdung der inneren und äusseren Sicherheit der Schweiz konnten die Ombudsleute nicht nachvollziehen und wiesen sie ab. Der im Online-Artikel erschienene Titel «Bomben auf Tschechien» sei als Zuspitzung zulässig, da der Titel im folgenden Text relativiert wurde.

«Rundschau» verteidigt sich

Das Schweizer Radio und Fernsehen nahm die Rüge zur Kenntnis und will sie analysieren. Das Unternehmen bedauert, Anlass zu Missverständnissen gegeben zu haben.

Die gerügte Sendung «Rundschau» und «SRF Investigativ» weisen aber den Vorwurf, den Sachverhalt in verfälschender Weise dargestellt zu haben, zurück. Der Beitrag habe fiktive Szenarien aus internen Papieren des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport bekannt gemacht, journalistisch aufbereitet und Experten befragt.

Die klare Mehrheit von ihnen seien Befürworter des neuen Kampfjets gewesen. Die freie Meinungsbildung und das Erkennen der zugrundeliegenden Fakten der Thematik der Präventivschläge seien gewährleistet gewesen. (aeg/sda)

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95 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SadSon
16.03.2022 09:17registriert Juni 2020
Es ist klar die Aufgabe eines öffentlich-rechtlichen Mediums die Mauscheleien eines Bundesamtes aufzudecken, das den Bürgern durch unterdrücken oder falschen Informationen permanent Sand in die Augen streuen will, nur um ihre eigenen Interessen durchzudrücken.
Die liebe Viola hat sich selbst öffentlich desavouiert indem sie sich dementsprechend an einer Pressekonferenz behauptet hat dass es kein Szenario sei Berlin anzugreifen.
Somit hat sie selbst jegliche Glaubwürdigkeit verspielt und sich so zur Marionette der Militärlobby gemacht.
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webedr45
16.03.2022 16:19registriert Januar 2020
Ok. Ja! Man kann den Schweizer Generälen Kampfbomber
(ups, sorry: darf man nicht mehr sagen)
kaufen.
Wenn die Rundschau oder irgendwer nachfragt, was MENSCHEN von Waffen und ihrem Einsatz gegen irgendwen halten, ist das nur basisdemokratisch.
Wir haben keine kriegserprobte Generäle. Was 36 Super irgendwann und von USA kontrollierte Kampfjets F35 der CH einst nützen könnten,wissen die Offiziere eigentlich auch nicht. Dass Bomber aber nur Opfer fordern weiss man seit dem 2. WK.
Mehr als allles am Boden rücksichtslos zerstören konnten auch unsere Retter nicht.
F-35 schützen unser Land GARNICHT.
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Statler
15.03.2022 22:25registriert März 2014
Moment, nur damit ich das richtig verstehe: Die Entscheidung für die Kampfjets wurde doch aufgrund dieser fiktiven Szenarien gefällt? Selbige dann aber in die Realität zu übersetzen, ist nicht legitim?
Ich kaufe also aufgrund von theoretischen Überlegungen, die man nicht in die Realität übersetzen kann, ein sehr reales Flugzeug?
Interessante Logik…
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Warum so politisch? Wir müssen ändern, wie wir über 4-Tage-Wochen und Co. reden
Reden wir in der Schweiz über New Work, also neue Formen des Arbeitens, wird die Diskussion sofort politisch. Dabei sollten wir die Wissenschaft einfach in Ruhe dazu forschen und die Unternehmen ihre Wege finden lassen.

Ich stelle mir gerade vor, wie ich vor 50 Jahren meinen Job erledigt hätte. Alleine für diesen Artikel hätte ich mich in ein Archiv begeben müssen. Dann hätte ich mir Notizen gemacht, wäre zurück an meinen Arbeitsplatz und hätte in meine Schreibmaschine getippt. Wäre ein Tippfehler aufgetaucht, wovon ich schwer ausgehe, hätte ich das Blatt entfernen, den Fehler mit Tipp-Ex überstreichen und das Papier wieder einsetzen müssen. (So zumindest stellt man sich das als Gen Y vor.)

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