Er war ein Schwergewicht, in jeder Beziehung. Während Donald Trumps erster Amtszeit im Weissen Haus war Mike Pompeo CIA-Direktor und Aussenminister. Damals beeindruckte der 61-Jährige mit seiner Leibesfülle. Das hat sich gründlich geändert. Pompeo hat so stark «abgespeckt», dass man ihn kaum wiedererkennt.
Das liege an Training und einer Umstellung seiner Ernährung, sagte er am Dienstag im Gespräch mit Medienleuten in Bern, wo er als «Stargast» am Industrietag des Verbands Swissmem auftrat. Und nicht etwa an den Erzeugnissen europäischer Pharmahersteller (wer’s glaubt, dem verkauft Philipp Löpfe ein Occasionsauto).
Doch nicht nur körperlich hat sich bei Mike Pompeo einiges geändert. Nach Donald Trumps erneutem Wahlsieg im November galt der ehemalige Kongressabgeordnete als gesetzt für einen Kabinettsjob, etwa als Verteidigungsminister. Stattdessen entzog ihm der Präsident den Personenschutz, obwohl er immer noch bedroht wird, vor allem von Iran.
Eine nachvollziehbare Begründung für diesen «Liebesentzug» lieferte Trump nicht. Vielleicht lag es daran, dass sich Pompeo unerschütterlich für eine Führungsrolle der USA in der Welt starkmacht. Und damit im Widerspruch steht zu MAGA-Fundis wie J.D. Vance und Stephen Miller. Nicht alle in der Republikanischen Partei sähen dies so wie er, räumte er in Bern ein.
Der Vorteil ist, dass er sich ziemlich frei äussern kann. «Sie bekommen Mike Pompeo unplugged», sagte er zu Beginn seiner Ansprache vor den rund 1500 Industrievertretern im Kursaal. Es war ein etwas vollmundiges Versprechen, denn obwohl er bei Trump in Ungnade gefallen ist, hält er sich mit Kritik am Präsidenten auffällig zurück. Das gilt auch für den Ukraine-Krieg.
Der ehemalige Aussenminister postuliert eine umfassende Waffenhilfe der USA für das angegriffene Land. Er war kürzlich in Kiew und Odessa, und gerade erst hat er dies in einem Artikel der «National Review» bekräftigt: «Amerika verliert, wenn Russland gewinnt», argumentiert Pompeo und geht hart ins Gericht mit den Ex-Präsidenten Obama und Biden.
Mit Trump eröffne sich die Chance, von deren halbherziger Unterstützung wegzukommen, getreu der «Frieden durch Stärke»-Doktrin. Das wirkt abenteuerlich, denn bislang scheint Trump vor allem Wladimir Putins Drehbuch zu folgen. Mike Pompeo wies dies in Bern zurück, er räumte aber auch ein, dass «Putin kein Interesse an einem Frieden hat».
Donald Trump hingegen wolle Frieden in der Ukraine, zeigte sich der Ex-Minister überzeugt. Gleichzeitig verwies er darauf, dass der Präsident in seiner ersten Amtszeit den Ukrainern die Javelin-Panzerabwehrraketen geliefert hatte, mit denen sie die russische Invasion 2022 abwehren konnten. Sonderlich überzeugend aber wirkte Pompeos Argumentation nicht.
Das galt auch für jenen Aspekt, der der gebeutelten Schweizer Industrie unter den Nägeln brennt: Trumps Handels- und Zollkrieg. Die Schweiz bemüht sich, die happigen Zölle wegzuverhandeln. Von Mike Pompeo, der heute unter anderem eine Beratungsfirma leitet, gab es dazu nur Allgemeinplätze: «Trump will ausgewogene Beziehungen», meinte er.
Dabei gehe es nicht nur um Handelsbilanzdefizite, sondern auch um Handelsbarrieren. Explizit erwähnte der aus dem Agrarstaat Kansas stammende Politiker im Mediengespräch die Tendenz der Europäer, ihre Landwirtschaft abzuschotten, worüber er sich hörbar echauffierte. Allerdings trat er damit aus Schweizer Sicht in ein Minenfeld.
Kaum ein europäisches Land schützt seine Bauern so rigoros wie die Schweiz. Sie brachten den ersten Anlauf für ein Freihandelsabkommen mit den USA zu Fall. Von watson darauf angesprochen, reagierte Pompeo alles andere als versöhnlich: «Wenn ihr eure Bauern schützt, schützen wir andere Sektoren, womöglich zum Schaden der Schweizer Wirtschaft.»
Damit reihte er sich ein in andere Stimmen, die der Schweiz mehr oder weniger freundlich klarmachten, dass sie bei der Landwirtschaft Konzessionen machen muss, etwa den früheren US-Botschafter Ed McMullen. Auch Staatssekretärin Helene Budliger räumte in der NZZ ein, dass in den Zollverhandlungen viel über die Landwirtschaft gesprochen werde.
Noch hofft die Schweiz, sich mit Zollsenkungen auf Erzeugnisse aus der Affäre zu ziehen, die bei uns nicht produziert werden, etwa Zitrusfrüchten, Nüssen oder Meeresfrüchten. Für die Schweiz sei der Schutz der eigenen Landwirtschaft «eine Frage der nationalen Sicherheit und Selbstversorgung», meint Budliger. Es scheint fraglich, dass sie damit durchkommt.
Mike Pompeo hat dazu nichts zu sagen. Man wurde in Bern den Eindruck nicht los, dass er immer noch auf einen Job in der Trump-Regierung schielt. Angesichts der Sprunghaftigkeit des US-Präsidenten und seines Personalverschleisses in der ersten Amtszeit ist dies nicht auszuschliessen. Vorerst aber muss der Ex-Aussenminister kleinere Brötchen backen.
So nahm der erklärte Israel-Freund einen Lehrauftrag der «antisemitischen» Columbia University an. Auch der Auftritt bei Swissmem in Bern passt in dieses Bild, wobei Pompeo seine Sympathie für die Schweiz betonte. Viel Lob vom einstigen CIA-Chef gab es für den Nachrichtendienst des Bundes (NDB) – was angesichts der jüngsten Turbulenzen doch eher seltsam wirkte.
Warum lädt man solche Typen zu Veranstaltungen inndie Schweiz ein?