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Bauarbeiter in mehreren Landesteilen legen Arbeit nieder

Bauarbeiter in mehreren Landesteilen legen Arbeit nieder – Grossaktion der Gewerkschaften

11.11.2022, 15:40
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Rund 2000 Bauarbeiter mehrerer Deutschschweizer Kantone haben am Freitag wegen Forderungen der Baumeister ihre Arbeit niedergelegt. Die Aktion ist Teil einer landesweiten Protestwelle im Rahmen der Neuverhandlungen des Landesmantelvertrags (LMV).

Der Demonstrationszug führte die Bauarbeiter am Mittag zum Hauptsitz der Baumeister in Zürich.

Eine Demonstrantin protestiert mit einer Fahne waehrend einer Verpflegungspause im Zuercher Hauptbahnhof waehrend eines Demonstrationszugs zum Hauptsitz des Baumeisterverbands, am Freitag, 11. Novembe ...
Der Demonstrationszug im Zürcher Hauptbahnhof am 11. November.Bild: keystone

Die überrissenen Forderungen der Baumeister, die 12-Stunden-Arbeitstage und 58-Stunden-Wochen ermöglichen sollen, hätten seit Mitte Oktober insgesamt 15’000 Bauarbeiter auf die Strassen der Schweiz getrieben, schrieben die Gewerkschaften Syna und Unia in einer Mitteilung.

Arbeiter wollen sich nicht erpressen lassen

Die die Forderungen der Baumeister seien ein Angriff auf die Gesundheit und das Privat- sowie Familienleben der Bauarbeiter. Für die Gewerkschaften versteckt der Baumeisterverband Abbauforderungen hinter dem Wort «Flexibilisierung». Diese wollten die Baumeister mit einer Lohnerhöhung erkaufen. Doch die Bauarbeiter liessen sich nicht erpressen. «Eine Lohnerhöhung steht den Bauarbeitern aufgrund der Teuerung und der guten Konjunktur sowieso zu», wurde Nico Lutz, Bauverantwortlicher der Unia, in der Mitteilung zitiert.

Falls die Baumeister nicht auf die Forderungen eingehen würden, hätten sich die Bauarbeiter in einer schweizweiten Abstimmung für Streikmassnahmen im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen ausgesprochen, hiess es in der Mitteilung der Gewerkschaften weiter. Damit würden sie sich mit aller Kraft gegen einen vertragslosen Zustand stemmen.

Bereits Proteste in der Westschweiz

Diese Woche war es bereits in der Westschweiz zu Protesten mit Tausenden Bauarbeitern gekommen. Hintergrund der Mobilisierung der Baubranche ist die Erneuerung des LMV, der Ende des Jahres ausläuft. Trotz sechs Verhandlungsrunden haben sich die Sozialpartner noch immer nicht einigen können. Ein Scheitern würde zu einem vertragslosen Zustand führen.

Bauarbeiter protestieren gegen die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen waehrend einer Demonstration, am Montag, 7. November 2022, in Fribourg. Die Bauarbeiter kaempfen gegen eine Verschlechterung  ...
Bereits zu Wochenbeginn protestierten die Bauarbeiter in der Westschweiz – wie hier am Montag in Fribourg.Bild: keystone

Der Baumeisterverband ist indes der Ansicht, dass der Streik gegen die Friedenspflicht verstosse, da er zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem die siebte Verhandlungsrunde zwischen den Sozialpartnern noch aussteht.

Der Verband verkündete schon vor Beginn der Verhandlungen öffentlich, einen vertragslosen Zustand in Kauf zu nehmen, um seine Ziele zu erreichen. Er forderten in einer Mitteilung die Gewerkschaften auf, am Verhandlungstisch am Montag, 14. November Hand zu bieten für Lösungen.

Bei Löhnen besteht Spielraum

Auf Anfrage teilte der Verband unter anderem mit, es bestehe bei den Löhnen Spielraum für Erhöhungen. Der genaue Umfang hänge davon ab, ob die Gewerkschaften Hand bieten würden «zu einer Modernisierung des LMV». Die sechsmonatige Kündigungsfrist für ältere Arbeitnehmer bleibe unverändert, ihre Zuteilung in bestehende Lohnklassen ebenfalls. Die Anzahl Stunden pro Jahr (2112) und Woche (maximal 48) sollen unverändert bleiben, wie es weiter hiess.

Für SBV-Direktor Bernhard Salzmann senden die Gewerkschaften Signale, «als ob sie gar keinen neuen Vertrag möchten, wie er gegenüber «Blick» sagte.

Angefangen hatten die Protesttage Mitte Oktober im Tessin. Es folgte die Nordwestschweiz am 1. November. In Zürich werden bei der Protestaktion am Freitag Bauarbeiter aus Zürich, Bern, der Zentral- und Ostschweiz erwartet. (sda)

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65 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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insert_brain_here
11.11.2022 07:58registriert Oktober 2019
Wisst ihr was diese Typen verdient haben???


Anständige Arbeitsbedingungen und unsere Solidarität! Holt was euch zusteht!
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R10
11.11.2022 10:02registriert Juli 2016
Gut so. Die Bauarbeiter setzen bereits mit den jetzigen Arbeitsbedingungen ihre Gesundheit aufs Spiel und jetzt sollen diese noch weiter verschlechtert und der Druck noch grösser werden? Sicher nicht.
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mMn
11.11.2022 08:54registriert September 2020
Da Zocken die Bauherren alle Mieter ab ohne Ende und Unterdrücken erst noch die Arbeiter bei der Erstellung der Neubauten. Ich sehe kein Wille der SVP/FDP Klientel für Frieden. Die wollen nur Profit. Wieso sollten das die Bauarbeiter also anders halten? Ich sage da nur Durchhalten!
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