Wirtschaft
Schweiz

Schweizer Industrie: Die Stimmung im April trübt sich wieder ein

Die Corona-Pandemie hat die Schweizer Wirtschaft in eine tiefe Rezession gest
Der Funke, der die Schweizer Industrie wieder antreibt, fehlt noch. (Symbolbild)Bild: sda

«Lang anhaltende Belastung»: Die Stimmung in der Schweizer Industrie trübt sich ein

Die Stimmung in der Schweizer Industrie hat sich eingetrübt, und auch in weiteren europäischen Ländern tut sich die Industrie seit Längerem schwer. Gleichzeitig prognostiziert die OECD der Schweiz ein etwas stärkeres Wachstum als bisher angenommen.
02.05.2024, 10:2507.05.2024, 10:56
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Nach drei Monaten mit einer Steigerung ging der sogenannte Einkaufsmanager-Index (PMI) im April wieder zurück. Dafür liegt der PMI der Dienstleistungen wieder über der Wachstumsschwelle.

Der PMI für die Industrie schwächte sich im April saisonbereinigt um 3,8 auf 41,4 Punkte ab und verharrte damit zum sechzehnten Mal in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50, wie die UBS am Dienstag mitteilte. Sie berechnet den Index zusammen mit dem Schweizer Einkaufs- und Supply-Management-Verband Procure.ch.

Extrem langer Schrumpfungsbereich

Von der Nachrichtenagentur AWP befragte Ökonomen hatten den Index im Bereich von 45,0 bis 47,0 Zählern prognostiziert. Beim PMI deuten Werte ab 50 Punkte auf Wachstum und Werte unter 50 Punkten auf einen Rückgang der Wirtschaft hin.

Der Tiefpunkt im aktuellen Zyklus war im Juli 2023 bei 38,5 Zählern, wobei er damals auf den tiefsten Stand seit 2009 abgestürzt war. Mittlerweile liegt er länger im Schrumpfungsbereich als während der grossen Finanzkrise.

«Kein Frühlingserwachen für die Industrie», bilanzieren die Ökonomen der UBS. Der aktuelle Stand sei der tiefste seit Oktober 2023. Und nur während der grossen Finanzkrise 2008 sei der PMI stärker gefallen als im aktuellen Abschwung. Dass der Index ein Jahr nach Beginn der Industrierezession noch immer in einer Bandbreite von 40 bis 45 Punkten notiere, deute auf eine starke und lang anhaltende Belastung der Industrie hin.

Herber Dämpfer

Der Rückgang sei zudem breit abgestützt, wobei von den Subkomponenten die Produktion mit einer Einbusse von 8,0 Punkten auf unter 40 Punkte am meisten zur Abschwächung beigetragen habe. Auch der Auftragsbestand, die Lieferfristen und die Beschäftigung wurden im April deutlich schwächer eingeschätzt.

Insgesamt sei der Hoffnung, dass die Schrumpfung der Industrie ein baldiges Ende finde, ein herber Dämpfer verpasst worden. Dazu würden auch andere Industrie-PMIs in Europa beitragen, welche seit Monaten einen Abwärtstrend verzeichneten.

Bei den Dienstleistungen sieht es besser aus

Das Bild mit der zweigeteilten Industrie von Ende 2023 hat sich zu Beginn des Jahres nicht verändert. Der schwachen Industrie stehen laut UBS und Procure.ch robuste Dienstleister gegenüber.

Der entsprechende Index verbesserte sich gegenüber März dank des Beitrags aller Subkomponenten um ganze 8 auf 55,6 Punkte. Entscheidend sei dabei die bessere Auftragslage gewesen, so die Mitteilung. Die Ökonomen-Schätzungen lagen bei 48 bis 49,5 Punkten.Der starke Anstieg im April lege nahe, dass der Rückfall des Dienstleistungs-PMI im März unter die Wachstumsschwelle ein Ausreisser gewesen sei, resümierten die Studienautoren.

OECD erhöht BIP-Prognose für Schweiz

Die Schweizer Wirtschaft dürfte laut der Wirtschaftsorganisation OECD im Jahr 2024 etwas stärker wachsen als bisher angenommen. Die Prognose für 2025 wurde derweil bestätigt.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) prognostiziert der Schweiz für 2024 neu ein BIP-Wachstum von 1,1 Prozent (bisher: 0,9%), wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht hervorgeht. Bestätigt wurde die Prognose für das Jahr 2025, in dem die Schweizer Wirtschaft mit 1,4 Prozent mehr Fahrt aufnehmen soll.

Insgesamt wird die Stimmung in der Wirtschaft derzeit als «eher schlecht» bezeichnet. Der schwächere Welthandel und die restriktiven monetären Bedingungen würden die privaten Investitionen und die Exporte belasten, schreibt die OECD in der Mitteilung. Eine weitere Abschwächung der Auslandsnachfrage, Angebotsunterbrechungen oder eine drastische Korrektur der Immobilienpreise seien dabei die grössten Abwärtsrisiken für die Konjunktur.

Bei der Inflation zeichne sich unterdessen eine weitere Entspannung ab. Konkret sagt die OECD für 2024 einen Durchschnittswert von 1,5 Prozent voraus, nach 1,9 Prozent in der letzten Prognose. Für 2025 liegt die Prognose für die Schweiz unverändert bei 1,4 Prozent.

Die Gesamtinflation in der Schweiz liege seit Juni 2023 innerhalb des Zielbandes der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 0 bis 2 Prozent. Auch die längerfristigen Inflationserwartungen blieben innerhalb dieses Bereichs. Die Geldpolitik müsse aber weiterhin restriktiv bleiben, um sicherzustellen, dass die Inflation dauerhaft so tief bleibe. (sda/awp)

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