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SBB fahren Halbjahresverlust von 142 Millionen Franken ein

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SBB fahren Halbjahresverlust von 142 Millionen Franken ein

15.09.2022, 09:3415.09.2022, 13:18
Ein SBB Zug faehrt auf der neuen Doppelspur-Strecke zwischen Arth-Goldau und Zug, am Sonntag, 13. Dezember 2020, in Walchwil. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Teure Energie kostet die SBB viel Geld.Bild: keystone

Die SBB haben im ersten Halbjahr 2022 einen Verlust von 142 Millionen Franken eingefahren. So waren etwa die Passagierzahlen noch immer rund zehn Prozent tiefer als vor der Coronakrise. Aber auch die hohen Energiekosten schlugen sich bereits auf das Ergebnis nieder. Das Unternehmen bereitet sich zudem auf eine Strommangellage im Winter vor.

Das Halbjahresergebnis sei besser ausgefallen als in den ersten sechs Monaten 2021 (-389 Millionen Franken), jedoch mit einem Verlust von 142 Millionen Franken weiterhin negativ, schrieben die SBB am Donnerstag in einer Mitteilung.

Noch immer spüre das Unternehmen die Auswirkungen der Corona-Pandemie: Die Nachfrage stagniere auf einem rund zehn Prozent tieferem Niveau als vor der Pandemie.

Im ersten Halbjahr 2022 waren täglich 1,1 Millionen Passagiere unterwegs, 43,9 Prozent mehr als 2021 aber immer noch 15,1 Prozent weniger als vor der Corona-Pandemie 2019. Die SBB stellten zudem fest, dass mehr in der Freizeit gereist werde, während der Pendlerverkehr abgenommen habe.

Ende Juni 2022 waren 413'000 Generalabonnements im Umlauf, das sind 4,4 Prozent mehr als 2021 aber 16,3 Prozent weniger als 2019. Die Pünktlichkeit und die Kundenzufriedenheit sei weiterhin sehr hoch, sagte SBB-Chef Vincent Ducrot an einer Medienkonferenz.

Auch beim Güterverkehr verzeichneten die SBB im ersten Halbjahr Verluste: Bei SBB Cargo Schweiz resultierte ein Minus von 34 Millionen Franken, bei SBB Cargo International ein Minus von 3,8 Millionen Franken. Gemäss Mitteilung liegt die Verschuldung mit 11,3 Milliarden Franken 30,6 Prozent höher als 2019, der Schuldendeckungsgrad beträgt zum Ende des ersten Halbjahres liege bei 10,2.

Laut SBB-Finanzchef Franz Steiger sind die SBB «auf dem Weg der Besserung», aber die Situation sei immer noch «sehr anspruchsvoll». So verfolgen sie ein Sechs-Milliarden-Sparprogramm. Verluste aus der Coronakrise sollen ausserdem dank eines Stabilisierungspakets abgefedert werden. Dessen Wirkung sei jedoch frühestens ab 2023 zu erwarten, hiess es.

SBB kaufen teure Energie am Markt

Sorgen bereiten den SBB zudem die hohen Energiepreise. Laut Ducrot befand sich der Patient nach einem ersten schwierigen Quartal «in Richtung Genesung», «und dann haben wir ein neues Virus erwischt: Und dieses Virus heisst Energie».

Die SBB fahren zwar mit 90 Prozent Anteil Wasserkraft, die mehrheitlich aus eigenen Kraftwerken stammt. Aktuell produzieren diese jedoch wegen der Trockenheit und der tiefen Pegelstände der Stauseen weniger Energie.

Damit die SBB in einer Mangellage eigenen Strom erzeugen können, «hält sie ihre Stauseen derzeit möglichst gefüllt», hiess es. «Das hat zur Folge, dass wir Energie am Markt zu sehr viel höheren Preisen zukaufen müssen», sagte Steiger. Zudem sei der Bahnstrompreis gesetzlich reguliert, «so dass wir diesen Effekt nicht kurzfristig weiter geben können».

Die hohen Energiepreise haben sich bereits im ersten Halbjahr negativ auf das Ergebnis des Bereichs Infrastruktur Energie mit minus 24,2 Millionen Franken (2021: +17,5 Millionen Franken) ausgewirkt. «Die Situation hat sich im Sommer verschärft und wird das Jahresergebnis 2022 stark belasten», hiess es in der Mitteilung.

Angebot einschränken

Um weiter Energie zu sparen, wollen die SBB ihren Gasverbrauch reduzieren - etwa durch Reduktion der Heizungen in ihren Gebäude und weniger Beleuchtungen.

Seien aber mehr Einsparungen notwendig, dann «müssen wir beim Angebot eingreifen,» sagte Ducrot. Denn die SBB seien jetzt schon sehr energieeffizient.

Laut Ducrot wurden mehre Szenarien mit unterschiedlichen Einsparungen ausgearbeitet. Eine Faustregel laute: «Um zehn Prozent Strom zu sparen, müssten wir das Angebot um 20 Prozent reduzieren.» Das wäre dann aber kein Entscheid der SBB, sondern ein politischer Entscheid von Bund und Kantonen. (aeg/sda)

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