Wenn wir husten oder niesen, gelangen Tröpfchen unterschiedlicher Grösse in die Umgebung. Während die grösseren schnell zu Boden sinken, schweben die kleinsten, nur wenige Mikrometer grossen Tröpfchen länger in der Luft und können auch grössere Distanzen zurücklegen, bevor sie sich auflösen. Solche sogenannte Aerosole produzieren wir auch ständig beim Sprechen und sogar beim Ausatmen.
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Diese Tatsache ist von Belang bei der Frage nach der Übertragbarkeit von Erregern, beispielsweise dem neuartigen Coronavirus, das die Krankheit Covid-19 verursacht. In den Tröpfchen, die eine infizierte Person in die Umgebung abgibt, befinden sich auch Viren. Sicher ist, dass beim Husten oder Niesen eine Ansteckung erfolgen kann – die sogenannte Tröpfcheninfektion, die bei SARS-CoV-2 neben direktem Körperkontakt der hauptsächliche Übertragungsweg sein dürfte. Nicht geklärt ist dagegen die Frage, ob auch die winzigen Aerosole für eine Ansteckung sorgen können.
Beim Niesen werden mehrere tausend Tröpfchen mit hoher Geschwindigkeit ausgestossen; beim Husten ist ihre Menge 10 bis 100 Mal geringer. Beim Sprechen sind es nochmals weniger und sie sind auch kleiner. Wie lange sie in der Luft bleiben, ist umstritten. Eine Studie der National Institutes of Health, die Mitte April im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, konnte in Aerosolen unter Laborbedingungen bis zu drei Stunden aktive Viren nachweisen. Deren Menge nahm allerdings während dieser Zeit signifikant ab. Wie viele Viren bei SARS-CoV-2 mindestens notwendig sind, um eine Infektion zu verursachen, ist noch nicht geklärt – bei Grippeviren reichen laut Studien nur schon drei Virus-Partikel aus.
Eine neue Studie, die am Mittwoch in der Fachzeitschrift PNAS erschien, nennt andere Zahlen: Die Wissenschaftler um Philip Anfinrud und Adriaan Bax von den National Institutes of Health in Bethesda stellten mithilfe von Laserlichtstreuung fest, dass beim Sprechen durchschnittlich 2600 Tröpfchen pro Sekunde erzeugt und in die Umgebungsluft abgegeben werden, was schätzungsweise 2,4 bis 12 nl (Nanoliter, 1 nl entspricht einem Millionstel Milliliter) Mundflüssigkeit entspricht.
Davon ausgehend, dass orale Flüssigkeit rund 7 Millionen SARS-CoV-2-Kopien pro Milliliter enthält, berechneten die Forscher, dass lautes Sprechen pro Minute etwa 1000 virushaltige Tröpfchen erzeugen könnte, die etwa 8 bis 14 Minuten (durchschnittlich 12 Minuten) in der Luft schweben. Die Messungen erfolgten unter Laborbedingungen, also in einem geschlossenen Raum ohne den Einfluss von Luftturbulenzen, wie sie sonst praktisch in jeder normalen Umgebung auftreten.
Die Studienautoren weisen darauf hin, das ihre Schätzungen vorsichtig sind. Einige mit SARS-CoV-2 infizierte Personen weisen nämlich eine weit höhere Virenlast auf als andere – bei ihnen könnte die Zahl der virentragenden Tröpfchen auf 100'000 pro Minute lauten Sprechens steigen. Aus den Ergebnissen schliessen die Forscher, dass normales Sprechen in geschlossenen Räumen ein erhebliches Risiko für eine Ansteckung birgt und einer der Gründe für die schnelle Ausbreitung des Virus sein könnte. Sollte sich dieser Befund bestätigen, würde dies die Massnahme, ausserhalb der eigenen Wohnung unter allen Umständen eine Maske zu tragen, um eine Ansteckung zu vermeiden, sinnvoll erscheinen lassen.
(dhr)
Wichtig ist viel mehr dass Abstand gehalten wird und die Luft häufig ausgetauscht wird (lüften, Klimaanlage) und nicht stundenlang steht.
Professor Jüni erklärt das gut. (Lang, aber informativ)