Seit über zwei Monaten gehört es zu den Ritualen unseres Alltags. Gehen wir in ein Geschäft, ein Restaurant oder einen Supermarkt, dann desinfizieren wir uns die Hände. Am Ein- und Ausgang stehen dafür Flaschen mit Desinfektionsmittel bereit. Ein bis zwei Sprühstösse reichen, um die Handflächen vor Viren zu schützen.
Dabei fällt auf: Nicht alle dieser Mittel verströmen denselben Geruch. Einige reizen Augen und Nase und riechen derart stark, dass sich der eine oder andere an den Gestank von faulem Obst, Essig oder abgestandenem Bier erinnert fühlen mag. Weshalb riechen manche Desinfektionsmittel unangenehm, andere aber nicht?
Fabian Vaucher weiss warum. Er ist Apotheker im aargauischen Buchs und präsidiert den Schweizerischen Apothekerverband Pharmasuisse. «Normalerweise wird Desinfektionsmittel aus ungeniessbarem, sogenannt vergälltem Alkohol hergestellt», erklärt der 52-Jährige. Dieser Art von pharmazeutischem Alkohol werden destillativ nicht trennbare ungeniessbare Stoffe beigemischt, meist Bitterstoffe.*
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Doch auch aus Wodka, Rum, Kirsch, Most oder Bier kann Desinfektionsmittel hergestellt werden. Man brennt den Trinkalkohol weiter hoch und vergällt ihn mit Zusatzstoffen.*
Der übel riechende Nebeneffekt: Nicht alle der ursprünglichen Aromastoffe verschwinden beim Prozess. Und so kommt es, dass wir nach dem Desinfizieren mitunter das Bild von Saurem Most im Kopf haben.
Dass Trinkalkohol überhaupt hochgebrannt wird, hat mit einem Rohstoffmangel zu tun. Als sich die Coronakrise Mitte März über die Schweiz legte, fehlte Ethanol plötzlich an allen Ecken und Enden. «Die Nachfrage ist über Nacht explodiert», erinnert sich Vaucher.
Spitäler, Pflegeheime und Unternehmen mussten sich gemäss Pandemieplan mit Unmengen von Desinfektionsmitteln eindecken. Private hamsterten die Fläschchen aus den Supermärkten und Apotheken.
Dass der Bund Ende 2018 im Zuge der Privatisierung der Alcosuisse – dem ehemaligen Profitcenter der Eidgenössischen Alkoholverwaltung (EAV)** – den Vertrag über eine Ethanol-Reserve auslaufen liess, verschlimmerte den Engpass. «Es ging so weit, dass wir zwei Wochen lang ohne Lieferung auskommen mussten», sagt Vaucher. Er und viele weitere Apotheker im Land hielten Ausschau nach Alternativen. Und fanden sie bei den Schnapsbrennereien.
Fabian Vaucher ist froh über diese Lösung. «Wir konnten damit vor allem die essenziellen Institutionen im Gesundheitssektor ausreichend versorgen», sagt der Apotheker. An der Wirksamkeit von Mitteln, an deren Ursprung Trinkalkohol stehe, gebe es grundsätzlich nichts auszusetzen. «Solange der Alkoholgehalt bei mindestens 70 Prozent liegt, ist es einwandfrei.»
Weniger glücklich war Vaucher über die Preisverhältnisse: Für eine Flasche Desinfektionsmittel zahlte er während der Coronakrise zwischenzeitlich zehnmal mehr als üblich. Die Preise musste er an seine Kunden weitergeben. «Der ganze Markt hat verrückt gespielt», sagt Vaucher. Mittlerweile habe sich das aber ein wenig gelegt. Heute seien auch wieder billigere und effizientere Varianten im Handel verfügbar.
Übrigens: Wenn die desinfizierten Hände mal säuerlich riechen, ist daran nicht immer der Trinkalkohol schuld. Auch Brennsprit wurde in den letzten Monaten zuhauf in Desinfektionsmittel verwandelt. «Meines Wissens macht man das aber nicht mehr», sagt Vaucher. Zudem sei auch der weltweite Ethanolmangel inzwischen überwunden.
Wenn heute noch etwas in den Läden stehe, das die Nase kräuseln lässt, seien das Restbestände, so Vaucher. Ohnehin gilt ja: Sauber müssen die Hände sein. Wie sie duften, ist letztlich zweitrangig.
* In der ursprünglichen Fassung des Artikels hiess es fälschlich, der vergällte, pharmazeutische Alkohol werde im Fachjargon Ethanol genannt.
** In der ursprünglichen Fassung des Artikels stand irrtümlich, die Eidgenössische Alkoholverwaltung sei privatisiert worden.
Bitte nicht solchen Quark verbeiten.. Es machens schon genug Leute falsch.
Wenn man sich die Hände richtig desinfiziert, müssen sie fast im Desinfektionsmittel baden und das Mittel muss richtig eingerieben werden und zwar so lange, bis das Mittel getrocknet ist.
Es schützt auch nicht vor Viren, sondern tötet allfällige Keime, die sich schon auf der Haut befinden.