Bereits im ersten Jahr der Pandemie erschienen Berichte, wonach sich Menschen mit der Blutgruppe Null weniger oft mit dem Coronavirus anzustecken schienen. Und auch schon vor der Corona-Pandemie gab es Forschende, die Zusammenhänge zwischen der Blutgruppe und der Anfälligkeit für eine Ansteckung mit Coronaviren feststellten.
Seither wurde fleissig darüber geforscht. So analysierte eine Meta-Studie 21 verschiedene Studien, die über besagten Zusammenhang geforscht hatten. Das Ergebnis: Die Erkenntnis, dass die Blutgruppe Null weniger anfällig ist, wurde bestätigt. Allerdings schien der Zusammenhang extrem gering zu sein.
Eine neue Studie aus Frankreich widerspricht diesen Erkenntnissen nun, denn sie fand deutliche Unterschiede bei der Infektionsanfälligkeit zwischen den Blutgruppen. Bestätigt wurde allerdings, dass sich Menschen mit Blutgruppe Null tatsächlich weniger gut ansteckten.
Was die neue Studie sonst noch herausfand – und was die Erkenntnisse bedeuten:
Das Forscherteam von der Universität Nantes fand heraus, dass eine mit dem Coronavirus infizierte Person wesentlich häufiger den Partner oder die Partnerin im gleichen Haushalt ansteckte, wenn beide Blutgruppen miteinander kompatibel waren.
Entscheidend ist dabei: Kompatibel muss nicht unbedingt die gleiche Blutgruppe bedeuten. Vielmehr verhält sich das Virus bei den Ansteckungen offenbar analog zur Blutspende. Zur Erinnerung: Menschen mit Blutgruppe AB sind sogenannte «Universalempfänger»: Sie können von allen Blutgruppen Blut akzeptieren (den Rhesusfaktor positiv/negativ ausgeblendet).
Menschen mit Blutgruppe Null hingegen sind Universalspender: Sie können allen Blutgruppen spenden – aber nur aus Blutgruppe Null empfangen. Menschen mit den Blutgruppen A oder B können von ihrer jeweiligen Blutgruppe sowie von der Blutgruppe Null empfangen.
Für die Studie bedeutete das: Hatte die bereits angesteckte Person zum Beispiel Blutgruppe Null und die zweite Person Null, A, B oder AB (also egal, welche), dann lag die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung laut den Forschenden bei 47,2 Prozent. Waren die beiden Blutgruppen hingegen nicht kompatibel, steckten sich lediglich 27,9 Prozent der Personen an. Das kommt laut den Forschenden einer Reduktion des Ansteckungsrisikos von 41 Prozent gleich.
Die Forschenden der Universität Nantes befragten Klinikmitarbeitende, die sich zwischen Januar 2020 und Mai 2021 mit dem Coronavirus infiziert hatten sowie deren Partner und Partnerinnen. Dabei war zwingend, dass die Befragten im gemeinsamen Haushalt lebten.
Auch die Blutgruppen wurden ermittelt. Hierbei achteten die Forschenden darauf, dass die relativen Häufigkeiten der Blutgruppen in der Stichprobe in etwa denjenigen der französischen Gesamtbevölkerung entsprachen. So konnte insgesamt bei 333 Paaren der Zusammenhang zwischen der Weitergabe des Virus und der Blutgruppe ermittelt werden.
Die Erkenntnisse der Studie implizieren, dass Menschen mit der Blutgruppe Null einen besseren Schutz vor einer Ansteckung haben. Laut den Autoren basiere dieser Schutz auf den Anti-Körpern gegen die A- und B-Antigene. Die Blutgruppe Null hat besonders viele solche Antikörper: Diese sind der Grund, weshalb eine Person mit Blutgruppe Null Blut aus einer Spende aus den Blutgruppen A, B oder AB nicht verträgt. Im Umkehrschluss heisst das allerdings: Tragen Menschen mit Blutgruppe Null das Virus in sich, können sie zu potenziellen «Superspreadern» werden, da sie das Virus mit einer gleich hohen Wahrscheinlichkeit allen anderen weitergeben.
Dass sich Menschen mit Blutgruppe Null weniger häufig anstecken, wurde wie oben erwähnt bereits – wenn auch mit schwachen Zusammenhängen – bestätigt. Die Studie aus Frankreich gibt nun aber insofern zusätzliche Informationen darüber, dass neben der Blutgruppe des Empfängers auch diejenige der infizierten Person eine Rolle spielt.
Weltweit kommen die Blutgruppen A und Null am häufigsten vor (40 bzw. 45 %), B und AB hingegen relativ selten (11 bzw. 4 %). Die Erkenntnisse der Studie geben gemäss den Autoren auch Hinweise darauf, weshalb sich Menschen mit der Blutgruppe A besonders anfangs der Pandemie ungleich oft ansteckten. Personen mit Blutgruppe A träfen demnach – vor allem in einer Bevölkerung westeuropäischer Abstammung, wo diese Blutgruppe besonders häufig vorkommt – selten auf inkompatible infizierte Personen.
Die Studienautoren sagen zwar nichts dazu, ob Personen mit Blutgruppe Null auch weniger stark am Coronavirus erkranken. Hierzu äussern sich aber die Autoren der eingangs erwähnten Meta-Analyse: Entgegen den Erkenntnissen bezüglich Ansteckungshäufigkeit gab es keine Hinweise, wonach die Schwere des Krankheitsverlaufs mit der Blutgruppe korreliert.
Auch grundsätzlich bin ich nie krank. Alle 3 Jahre vielleicht 2 Tage. Ich bin sehr sehr dankbar! 🫶🏻