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Pille für den Mann: Erste Studien an Mäusen zeigen Erfolg

Pille für den Mann: Erste Studien an Mäusen zeigen Erfolg

Täglich Hormone nehmen, damit eine Schwangerschaft verhindert wird: Das ist bisher nur Frauen möglich. Jetzt haben US-Forscher offenbar einen ersten Erfolg bei der Pille für den Mann erzielt. 
24.03.2022, 10:4524.03.2022, 10:45
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t-online

Wissenschaftlern aus den USA ist ein möglicher Durchbruch bei der Entwicklung einer Antibabypille für den Mann gelungen. Studien an Mäusen hätten eine 99-prozentige Wirksamkeit des Mittels YCT529 gezeigt, sagte der Doktorand Abdullah Al Noman von der Universität von Minnesota. Nebenwirkungen seien bei den Studien nicht festgestellt worden.

Klinische Studien am Menschen noch in diesem Jahr

Präsentieren wollte das Forscherteam um Noman und die Professorin Gunda Georg seine Studienergebnisse bei der Frühjahrstagung der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft. Klinische Studien an Menschen sollen demnach im dritten oder vierten Quartal dieses Jahres beginnen.

Georg sagte, sie sei optimistisch, dass eine Marktzulassung bereits in den kommenden fünf Jahren erfolgen könnte. «Es gibt keine Garantie, dass es klappt», räumte sie ein. «Aber ich wäre wirklich überrascht, sollten wir nicht auch bei Menschen eine Wirksamkeit feststellen.» Das Team konnte den neuen Wirkstoff demnach bereits bei einem US-Unternehmen lizenzieren. 

Spermienzahl bei Mäusen deutlich verringert

Den Versuchsmäusen wurde das Mittel YCT529 vier Wochen lang oral verabreicht. Den Wissenschaftlern zufolge reduzierte sich die Spermienzahl der männlichen Mäuse währenddessen drastisch; Trächtigkeiten wurden zu 99 Prozent verhütet. Vier bis sechs Wochen nach der Absetzung des Mittels waren die Mäuse wieder zeugungsfähig.

Während die Pille für die Frau auf Hormonen basiert, dockt YCT529 an ein Protein namens Retinsäure-Rezeptor Alpha an, das bei der Spermienproduktion eine wichtige Rolle spielt.

Frühere Pillen für den Mann hatten Nebenwirkungen

Frühere Forschungen an Antibabypillen für den Mann hatten sich auf das männliche Geschlechtshormon Testosteron konzentriert. Dabei zeigten sich allerdings Nebenwirkungen wie Gewichtszunahmen, Depressionen sowie erhöhte Cholesterol-Werte, die das Risiko für Herzkrankheiten steigen lassen. Auch die seit den 60er Jahren erhältliche Antibabypille für die Frau kann Nebenwirkungen verursachen, darunter Blutgerinnsel .

«Etliche Studien haben gezeigt, dass Männer daran interessiert sind, die Verantwortung für die Empfängnisverhütung mit ihren Partnerinnen zu teilen», sagte Noman. Bisher kommen für Männer nur zwei Verhütungsmethoden infrage: Kondome oder Sterilisation . Letztere ist allerdings kostspielig und nicht immer erfolgreich.

Erkenntnisse als Türöffner für männliche Verhütung?

Wie die Online-Nachrichtenplattform «The daily beast» berichtet, hoffen die US-Wissenschaftler nun, dass die neuen Erkenntnisse als Türöffner für weitere nicht-hormonelle Verhütungsmedikamente dienen könnten. Darunter falle beispielsweise die Verlangsamung der Spermienbewegung. Das Ziel sei es, sicher Optionen zu schaffen, um Männer in die Verhütung einzubinden. 

«Empfängnisverhütung ist ein kritisches Thema im Gesundheitswesen», sagte einer der Wissenschaftler, «denn etwa die Hälfte aller Schwangerschaften in den USA sind ungewollte Schwangerschaften. Und das kann dramatische Folgen haben, sei es in Bezug auf die Gesundheit des Kindes oder der Mutter und auch auf den finanziellen und beruflichen Aufstieg von Frauen. Wir müssen mehr in die Forschung und Entwicklung der männlichen Antibabypille investieren.»

(AFP,sms,t-online )

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mehmed
24.03.2022 10:59registriert Januar 2016
Wäre eine Supersache, wenn Männer selber bestimmen können, wann sie fruchtbar sein wollen und wann nicht.
Weiter mit dieser Forschung!
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Hans Jürg
24.03.2022 14:21registriert Januar 2015
"Frühere Pillen für den Mann hatten Nebenwirkungen"

Pillen für Frauen auch. Aber das hat die Industrie nicht daran gehindert, sie auf den Markt zu bringen. Bei Frauen scheint es wohl für weniger wichtig zu erachten, ob es Nebenwirkungen gibt oder nicht.
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