Wir müssen hier kurz ausholen: Es soll ja immer noch Männer geben, die wirklich meinen, ihr bestes Stück sei eine Augenweide – besonders für das schöne Geschlecht. Nun liegt Schönheit zwar im Auge des Betrachters, aber vielleicht sollten Dick-Pic-Enthusiasten doch mal nachlesen, was ihnen Emma Amour kürzlich ins Stammbuch geschrieben hat:
Wer nun partout nicht glauben will, dass die Ästhetik des männlichen Genitals ein wenig zu wünschen übrig lässt, dürfte sich spätestens durch diese Bilder kurieren lassen:
Thousands of 'penis fish' wash onto California beach https://t.co/9bn6LUIWPE pic.twitter.com/hmOnds5MBw
— New York Post (@nypost) December 12, 2019
Zugegeben, das skurrile Ding ist weder Fisch noch Penis. Es lebt jedoch im Meer und erinnert so eindeutig an ein männliches Gemächt, dass es in China «Penisfisch» genannt wird. In Wahrheit handelt es sich um eine Gattung von Igelwürmern (Echiura), die vier Arten umfasst. Sie siedeln alle in den flachen Küstenmeeren des Pazifiks, wo sie sich im Sandboden eingraben und von feinen Nahrungspartikeln leben, die sie aus dem Wasser filtern.
Es kann vorkommen, dass ein Sturm die Sandbewohner aus ihren Höhlen reisst und ganze Kolonien der Igelwürmer an Land gespült werden. Das ist auch am 6. Dezember in Drakes Beach in Kalifornien geschehen, wo der Strand von tausenden der Würmer übersät war.
This may just be the weirdest thing you've seen today!
— Bay Nature magazine (@BayNature) December 11, 2019
Thousands of these marine worms, called fat innkeeper worms—or "penis fish"—washed up on Drake's Beach after a recent storm. 🌊 But why? https://t.co/MwY6xkN3kb pic.twitter.com/vGMpSvGoAT
David Ford, der auf diese Invasion der Meerespenisse stiess, fragte das Naturmagazin «Bay Nature», worum es sich hier handle. Der Biologe Ivan Parr klärte ihn auf und wies darauf hin, dass bereits in der Vergangenheit Igelwürmer in grosser Zahl an kalifornischen Stränden angelandet waren. Manche Anwohner erklärten sich den Anblick damit, ein Bratwurst-Frachter in Seenot habe seine Ladung verloren.
Was für die Würmer fatal endet, ist ein Fest für die Seemöwen. Ford berichtete, dem ganzen Strand entlang hätten sich die Vögel aufgereiht und ihre Mägen vollgeschlagen: «Sie hatten so viel gefressen, dass sie kaum noch stehen konnten.» Etwa ein Viertel der Würmer sah noch lebendig aus, die anderen waren tot.
Igelwürmer, die bis zu 25 Jahre alt werden können, gibt es schon seit Millionen von Jahren. Sie graben U-förmige Höhlen in den weichen Meeresboden, die nur so breit wie sie selber, aber deutlich länger sind. Aus speziellen Drüsen sondern sie ein schleimiges Sekret ab, das eine Art Netz bildet und durch das sie mit Hilfe ihrer Muskeln Meereswasser pumpen. Danach verschlucken sie das Netz wieder, in dem sich Plankton und andere Nährstoffe verfangen haben.
Die Igelwürmer an der kalifornischen Küste gehören zur Art Urechis caupo, auf Englisch «fat innkeeper worm» genannt. Für den Menschen sind sie wie alle Vertreter ihrer Gattung nicht gefährlich. In China, Korea und Japan, wo die Art Urechis unicinctus heimisch ist, werden die Igelwürmer sogar gegessen; zum Teil roh als Sushi oder gebraten.
Die eiweissreichen Würmer haben nichts zu tun mit einer anderen Tierart, die manchmal ebenfalls als «Penisfisch» bezeichnet wird: Harnröhrenwelse, die im Amazonasbecken beheimatet sind, werden vom Urin ihrer Wirtstiere – normalerweise sind das grosse Fische – angelockt und ernähren sich von deren Blut. Manchmal kommt es vor, dass sie irrtümlich in die Harnröhre von badenden Menschen eindringen und sich dort mit ihren Widerhaken festsetzen. Im Vergleich dazu ist der Igelwurm ein netter Geselle.
(dhr)
Jerry Cad
In letzter Zeit wir auf Watson jedoch bisschen viel der Ton "Genitalien [welchen Geschlechts auch immer] sind hässlich und grusig" angeschlagen.
Wenn Emma Amour diese Meinung hat, ist es ja gut und darf in Ihre Kolummnenartikel, in Informativen Artikeln sind silche Aussagen jedoch unpassen, weil wenig objektiv...
circumspectat animo
Sherlock_Holmes
Der Text ist jedoch – biologisch gesehen – durchaus Informativ.
Die Igelwürmer sind zumindest faszinierend und ein weiteres Beispiel wie vielfältig und skurril sich Lebewesen entwickeln.
Was die Faszination betrifft, ist diese ebenso vielfältig gelagert wie ambivalent.
Nicht alle werden in gleichem Masse vom Gleichen in Bann gezogen.
Zumal es jemandem welcher unter einer Arachnophobie leidet, wenig Spass bereitet, wenn ihm oder ihr ungefragt eines der netten Tiere aufs Auge gedrückt wird.
So verhält es sich auch mit dem besagten besten Stück.