Am 18. Oktober finden die eidgenössischen Wahlen statt. Die Stimmfaulheit so mancher Schweizer ist allerdings sehr ausgeprägt – mit diesen Ausreden wollen sie sich vor der Urne drücken.
10.10.2015, 15:5713.10.2015, 09:46
Hände hoch! Es wird abgestimmt!
Nur noch ein paar Tage, dann sind Parlamentswahlen! Die Aufregung darüber hält sich allerdings bei vielen jungen Schweizern in Grenzen. Leider Gottes treten zu wenige den Gang zum Briefkasten oder zur Urne an. Das heisst: Die älteren Generationen bestimmen über die Zukunft der Jungen. Na toll. Wollen wir das wirklich?

Gut möglich, dass sie nicht ganz dasselbe wollen wie du.
bild: bellscorners
Die tiefe Wahlbeteiligung ist kaum damit zu erklären, dass die Schweizer Bürger ein grundsätzliches Misstrauen gegen das Staatswesen hegen: Laut der letzten Vox-Analyse Ende 2014 haben 61 Prozent der Befragten dem Bundesrat ihr Vertrauen ausgesprochen, nur 30 Prozent äusserten Argwohn. Die meisten sind also einfach zu faul, zu desinteressiert, zu beschäftigt, zu weiss der Henker was, um ihrem Wahlprivileg zu frönen.
Letztlich ist es doch aber so: Wer schweigt, ist einverstanden. Das System, das sind wir. Aber nur, wenn wir wählen.

BILD: WATSON
Darum hört doch auf mit diesen Ausreden. Und geht abstimmen. Husch!
Wie? Du hast noch was auf der Leber? Schiess los!
«Ich weiss ja gar nicht, um was es geht.»
Nur um deine Zukunft. Denn am 18. Oktober wählen wir unsere Parlamentsmitglieder neu. Also die 200 Nationalräte und die 46 Ständeräte. Diese Menschen machen unsere Gesetze. Und sie bestimmen die sieben Bundesräte an der Spitze unseres Landes. Darum solltest du wirklich deinen Senf dazu abgeben. Es ist schon noch wichtig.
«Panaschieren WTF? Das ist mir zu kompliziert»
Hier wird dir genau erklärt, was du mit den Listen alles anstellen kannst, um deinen Kandidaten einen Sitz im Parlament zu ermöglichen.
YouTube/chchportal Krieg ich jetzt ein Panasch? Nein. Kriegst du nicht. Aber du darfst dir nach dem politischen Panaschieren oder von mir aus auch währenddessen ein Panasch gönnen. Der Duden verrät uns: Panaschieren bedeutet in verständlichem Deutsch: «Bei einer Wahl seine Stimme für Kandidaten verschiedener Parteien abgeben». Du kannst also eine Parteiliste nehmen, in dieser nach deinem Belieben Kandidaten streichen und stattdessen die Namen deiner Lieblinge aus einer anderen Partei darüber schreiben.
Eine kleine Zusatz-Lustigkeit
Panaschieren kommt vom französischen Wort «panacher». Das heisst so viel wie «bunt mischen». Daher auch der Name des Bier-Citro-Mischgetränks. Und genauer: «mit einem bunten Federbusch zieren». Also los. Hopp. Zier deine Liste! Aber nur mit Kandidaten, nicht mit Federn, sonst haben die Stimmenzähler in Bern keine Freude. Und dein Stimmzettel wird ungültig.
«Ich bin eben einfach nicht so der Politik-Typ»
Du musst keine Eulen nach Athen tragen, nur die Abstimmungs-Unterlagen in den Briefkasten oder in die Urne werfen. Und das ist alles andere als überflüssig.
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Niemand erwartet von dir, dass du in deiner Freizeit mit Politikern rumhängst. Du brauchst nur ein paar von ihnen zu wählen. Wenn du das nicht tust, bestimmen andere über dich. Ja, auch Bruno, der Idiot aus deiner Parallelklasse, der immer nach Kebab stinkt und gegen die vielen Türken in der Schweiz wettert.
«Ich kenn diese Leute doch alle nicht.»
Man begegnet im Leben immer mal wieder Menschen, denen man überhaupt nicht begegnen will. Aber die bestimmen meist nicht über die Höhe deines Rentenalters oder die deiner Steuern. Die Menschen im Parlament aber schon. Deswegen solltest du sie vielleicht doch ein bisschen kennenlernen wollen. Smartvote hilft dir herauszufinden, welche Kandidaten zu dir passen:
«Meine Freundin wählt eh immer das Gegenteil. Unsere Stimmen heben sich auf»

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Es gibt noch mehr Exemplare wie deine Freundin da draussen. Und die stimmen auch alle für die Kandidaten, die du nicht im Parlament haben willst. Wenn all die Freunde dieser Freundinnen nicht stimmen gehen, weil sie so denken wie du, dann heben sich die Stimmen nicht einfach auf. Dann gewinnt «der Feind».
«Ich stimme nur über konkrete Sachen ab»

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Auch wenn du ein paar Mal im Jahr über bestimmte Themen abstimmen kannst, die meisten Entscheidungen werden im Parlament gefällt. Und dort wirst du dann nicht gefragt. Sitzt da aber dein Wahlkandidat, wird er für dein Anliegen kämpfen.
«Das sind doch alles dieselben Clowns da in Bern»

Finde den Unterschied.
Nein. Manche Parteien treten für eine offene Schweiz ein, andere wollen lieber nichts mit der EU und dem Rest der Welt zu tun haben. Die einen kämpfen für das Recht auf Adoption für Homosexuelle, andere halten dagegen. Manche wollen ohne Atomkraftwerke auskommen, andere finden das schwachsinnig.
Um dir ein Bild von den (grossen) Parteien und ihren Anliegen zu machen, kannst du dir die 15-minütigen SRF-Videos «Parteien im Vergleich» ansehen oder die Partei-Profile unseres Redaktors Peter Blunschi lesen.
«Keine Zeit. Bin im Stress.»
Wenn du die ganze Zeit so geschäftig herumrennst, kommst du schneller in der Zukunft an, als du ahnst: Und es wird womöglich nicht die sein, die du dir eigentlich gewünscht hast. Also setzt du dich lieber jetzt schnell hin, um sie aktiv mitzugestalten.
«Auf eine Stimme mehr oder weniger kommt es nicht an»
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