Justin Bieber hat in den vergangenen Tagen wieder eine Flut an merkwürdigen Beiträgen auf Instagram gepostet. Das kennt man ja nun schon und es lässt einen nur noch müde die Schultern zucken. Doch was in der Fülle der Posts auffällt, ist ein bestimmtes Foto. Ein Foto eines nackten Babys. Es ist das Baby von Justin Bieber und seiner Frau Hailey.
Der Sänger hält das nackte Kind fest, das Gesicht ist mit einem Emoji verdeckt. Man könnte also denken: Wenigstens ist das Gesicht nicht zu sehen. Doch wieso muss man überhaupt sein nacktes Kind ins Internet stellen, wo es Millionen Menschen zu sehen bekommen?
Kann sich der ehemalige Kinderstar nicht mehr daran erinnern, wie er mit zarten 13 Jahren der Öffentlichkeit präsentiert und regelrecht verheizt wurde? Wieso schützt er sein Kind nicht? Oder zieht ihm wenigstens eine Windel an?
Doch Bieber ist nicht der Einzige, der sein Kind auf Social Media zeigt. Es ist ein regelrechter Trend geworden, dass sogenannte Momfluencer ihre Sprösslinge der ganzen Welt präsentieren. Die Kinder tragen dabei süsse beige Kleider, spielen mit ihren beigen Spielsachen in ihrem beigen Kinderzimmer, während sie ihre Mutter dabei filmt. Mit den Bildern des «perfekten» Familienlebens werden dann durch Kooperationen Kinderspielzeug, Kleidung oder Müsli beworben.
Es ist ja schön, wenn die Content Creator anderen Müttern (oder auch Vätern) in Sachen Kindererziehung helfen können. Aber geht das nicht auch, ohne das Kind in die Kamera zu halten?
Wie schädlich und gefährlich das Posten der Kinderfotos oder auch der Videos ist, zeigt das Beispiel von Cam Barrett. Sie ist die Tochter einer Momfluencerin, welche früher jedes Detail des Lebens der heute 26-Jährigen mit der Welt teilte. Da gratulierte eine wildfremde Person schon mal auf der Strasse zur ersten Periode. Gruselig. Und mit 12 bekam sie eine Direktnachricht von einem fremden Mann, der ihr nach Hause gefolgt sei. Noch gruseliger. Sie warnt nun Eltern davor, zu viel von ihren Kindern zu zeigen.
Und nicht nur Personen des öffentlichen Lebens posten Bilder ihrer Kinder. Auch die Eltern von nebenan zeigen, wie der kleine Jeremy-Pascal das erste Mal auf dem Töpfchen sitzt oder mit verschmiertem Gesicht ein Glace isst.
Diese Momente sind sicher toll, um sie mit den wichtigsten Familienmitgliedern zu teilen oder in einem privaten Fotoalbum aufzubewahren. Aber die Fotos der Kinder gehören nicht auf ein öffentliches Profil bei Social Media. Am besten sollten sie gar nicht erst auf den Plattformen landen. Denn die Fotos könnten leicht missbraucht werden und auf ominösen Seiten landen.
Was einmal im Internet landet, verschwindet von dort nicht so leicht. Laut Kinderschutz Schweiz verlieren die Eltern in dem Moment die Kontrolle über die Bilder, in dem sie veröffentlicht werden. Das Posten von Kinderfotos hat sogar einen Namen: Sharenting.
Vor über 10 Jahren hatten 81 Prozent der Kinder aus 10 Industrieländern noch vor ihrem 2. Geburtstag einen digitalen Fussabdruck. Die heute Jugendlichen hatten dazu keine Einwilligung gegeben. Und genau die sollte eigentlich vorausgesetzt werden, um von jemandem ein Foto zu veröffentlichen. Denn auch Kinder haben laut Artikel 16 der UN-Kinderrechtskonvention ein Recht auf Privatsphäre. Dazu kommen das Recht am eigenen Bild und das Recht auf Selbstbestimmung der Grundrechte.
Obwohl Kinderfotos das Harmloseste auf der Welt sein sollten, können diese ganz einfach von Menschen, die gezielt nach solchen Fotos suchen, sexualisiert und missbraucht werden. Die Fotos werden dann auf diversen Seiten geteilt und als kinderpornografisches Material genutzt. Diese Bilder kursieren dann tausendfach im Internet.
Die Bilder können auch Grundlage für Mobbing sein. Die eh schon peinlichen Fotos, die wahrscheinlich jeder kennt, werden durch die heutige Vernetzung noch schneller verbreitet. Problematisch sind zusätzlich geteilte Informationen zum Wohnort, Sportverein oder der Schule der Kinder. Diese könnten leicht in die falschen Hände fallen und sogar im echten Leben zu fatalen Konsequenzen führen.
Durch künstliche Intelligenz sind zudem die Möglichkeiten grenzenlos. Mit harmlosen Bildern können so beispielsweise Nacktbilder erstellt werden und die Kinder damit später erpresst werden.
Man könnte nun denken, im Jahr 2025 wüssten die Menschen, wie sie sich im Internet zu verhalten haben. Doch laut «Kinderschutz Schweiz» stellt jeder zehnte Elternteil regelmässig Bilder seiner Kinder online. Bei der Medienkompetenz hapert es also noch ein bisschen.
Zum Schutz und zur Sicherheit der Kinder muss also das eigene Ego nach hinten gestellt werden. Das Wohl des Kindes sollte wirklich wichtiger sein als die paar Likes, die man damit absahnt. Alle Jeremy-Pascals dieser Welt werden es ihren Eltern vermutlich mal danken.
Damit lösen sich jeden Menge Probleme.
Da scrollt man gelangweilt im Zug (oder sonstwo) durch Insta und da tauchen immer wieder Bilder von Kindern (auch Teenagern)auf. Mal spielend, dann aber in Badekleidung. Unverfänglich, auf den ersten Blick.
Aber gerade bei Teenagern kommt alsbald auch eine (vermutlich meist unbewusste) Darstellung des Körpers dazu. Mädchen beim nachmiemen ihres Idols. Jungs, welche oben ohne ihren Muskeln zeigen. Die Kommentare darunter, eindeutig.
Bitte, liebe Eltern, hört auf mit Kinderbildern! Und redet mit euren Teenagern… Macht ihnen klar, was mit diesen Bildern passieren.