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EM 2020: Wurde England im Final benachteiligt?

Drei knifflige Entscheide, dreimal wurde gegen England entschieden.
Drei knifflige Entscheide, dreimal wurde gegen England entschieden.bild: screenshots

Wurde England im EM-Final benachteiligt? Diese 4 Szenen gaben zu reden

12.07.2021, 12:4112.07.2021, 14:33
Philipp Reich
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Der Fussball ist wieder nicht nach Hause gekommen – die lange englische Leidenszeit geht weiter. Im EM-Final gegen Italien versagten den «Three Lions» mal wieder im Penaltyschiessen die Nerven. Mit Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka scheiterten gleich drei Engländer vom Punkt.

Dabei lief zunächst alles für das Team von Trainer Gareth Southgate: Bereits nach 116 Sekunden brachte Luke Shaw die Engländer mit 1:0 in Führung, doch spätestens nach 20 Minuten war das Startfurioso der «Three Lions» verpufft und das Unheil nahm seinen Lauf.

Die Highlights des EM-Finals zwischen England und Italien.Video: YouTube/SRF Sport

Ja sogar der Schiedsrichter schien sich im Wembley gegen das Heimteam verschworen zu haben. So hatte es zwischendurch zumindest den Anschein: Gleich bei drei von vier kniffligen Entscheiden pfiff Björn Kuipers gegen die Engländer. Zu Recht? Wir versuchen aufzuklären.

Penalty bei Sterling-Foul?

Kurz nach der Pause kommt es im italienischen Strafraum zu einem Zweikampf zwischen Raheem Sterling und Giorgio Chiellini sowie Leonardo Bonucci. Die beiden Abwehrrecken legen oben Hand an und auch unten kommt es zwischen Bonucci und Sterling zu einer Berührung, worauf der Engländer zu Boden geht. Doch Kuipers Pfeife bleibt stumm.

Das vermeintliche Foul im Strafraum an Sterling.Video: streamable

Penalty oder nicht? Für SRF-Kommentator Sascha Ruefer hat Kuipers richtig entschieden. Der französische Schiedsrichter-Experte Laurent Colemonts erklärt bei «Les Sports+» am Tag danach, dass beide Entscheidungen akzeptabel gewesen wären. Dass der VAR nicht eingegriffen habe, sei aber richtig gewesen. «Schliesslich war es kein klarer Fehlentscheid des Schiedsrichters».

Colemonts fügte aber an: «Ich muss aber sagen, dass es hier mehr Grund zum Pfeifen gab als im Halbfinal gegen Dänemark. Und ohne diese Kontroverse hätte Sterling den Penalty vielleicht bekommen.»

Unser Fazit: Wir sind da ganz bei Colemonts. Diesen Penalty hätte man durchaus geben können, aber der VAR muss nicht eingreifen.

Wie hättest du entschieden?

Handspiel vor dem 1:1?

Vor dem Ausgleich durch Bonucci kommt es im englischen Strafraum nach einer Ecke zum Kopfballduell zwischen Bryan Cristante und Kieran Trippier. Der Italiener will den Ball mit dem Kopf weiterleiten, doch die Kugel springt ihm an den Bereich zwischen Oberarm und Schulter.

Oberarm oder Schulter – das ist hier die Frage.Video: streamable

Im SRF-Studio sind sich Moderator Rainer Maria Salzgeber, Experte Benjamin Huggel und Kommentator Ruefer einig: Ein Handspiel, weshalb der VAR hätte eingreifen müssen. In England waren natürlich viele gleicher Meinung. Anders sehen es allerdings die Schiedsrichter-Spezialisten von «Collinas Erben». Sie erklären auf Twitter, dass das bei Cristantes missglücktem Kopfball «regeltechnisch die Schulter» war.

Unser Fazit: Wirklich ganz knifflig. Ein bisschen Schulter, ein bisschen Oberarm. Für uns eher kein Handspiel.

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Rot gegen Jorginho?

Es läuft die zweite Halbzeit der Verlängerung, als Italiens Mittelfeldmotor Jorginho mit gestrecktem Bein in einen Zweikampf mit England-Joker Jack Grealish geht. Der Italiener trifft zwar zunächst den Ball, danach aber auch mit voller Wucht den Oberschenkel von Grealish. Schiedsrichter Kuipers zückt nur die Gelbe Karte.

SRF-Kommentator Ruefer ist sich nach Betrachten der Wiederholung schnell sicher: «Das ist Rot. Offene Sohle. Der Mann gehört für mich vom Platz. Fehlentscheid von Kuipers. Da gibt's keine zwei Meinungen.» Im englischen TV sprachen sich natürlich auch Frank Lampard und Alan Shearer für einen Platzverweis aus.

Unser Fazit: Diese Rote Karte könnte man durchaus geben. Zwar kann Jorginho keine Absicht unterstellt werden, doch mit seinem Einsteigen nimmt er eine Verletzung des Gegenspielers in Kauf. Remo Freuler wurde im Viertelfinal gegen Spanien für ein ähnliches Foul vom Platz gestellt.

P.S. Dass Grealish auf dem Feld behandelt wurde und Jorginho runtermusste, war übrigens korrekt. Die Regel besagt, dass der behandelte Spieler nicht vom Feld muss, wenn es eine persönliche Strafe für den foulenden Gegenspieler gibt. Also Gelbe oder Rote Karte.

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Und bei Italien?

Italien hatte aufgrund des Sieges natürlich weniger Grund, einzelne Szenen zu bemängeln. Eine solche gab es aber durchaus. In der 80. Minute – in der Aktion, als sich Federico Chiesa verletzte – stand Kalvin Phillips im Strafraum auf den Fuss von Bryan Cristante. Das blieb offenbar aber von fast allen unbemerkt, kein Italiener beschwerte sich bei Schiedsrichter Kuipers.

Hier geht es nicht um die Aktion gegen Chiesa: Phillips trifft später ganz klar den Fuss von Cristante.Video: streamable

Unser Fazit: Hätte sich der Italiener in dieser Situation fallengelassen, hätte es durchaus einen Elfmeter geben können.

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Die unglaubliche Penalty-Saga der Engländer
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97 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TheWall_31
12.07.2021 12:47registriert April 2018
Ich verstehe weiterhin nicht, warum für ein allfälliges Foul der Kontakt alleine und nicht die Auswirkung des Kontakts zählt.

Wenn ich mich selbst zu Boden werfe und mein Gleichgewicht absichtlich hergebe, aber dabei dooferweise während des Falles noch am Fuss getroffen werde, ist das nach aktueller Regel zumindest Penalty-fähig. Ich versteh das nicht. Wenn der Kontakt nicht klar zum Sturz führt, soll weitergespielt werden. Dieses Sterling-Theater (aber nicht nur er) ist einfach lächerlich.
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manhunt
12.07.2021 13:00registriert April 2014
sollte england tatsächlich benachteiligt worden sein, dann war das wohl einfach das karma.
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Bieler95
12.07.2021 13:12registriert März 2018
Wurde England im Halbfinal bevorteilt? Ja.
Hat Karma im Final geregelt das England nicht gewinnt? Ja. 😝
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