Eigentlich singt und tanzt er. Neu strahlt er uns auf Plakaten entgegen, aber nicht um Werbung für ein Konzert zu machen, sondern um an die Eigenverantwortung zu appellieren. Die Rede ist von Sänger und Tänzer DJ Bobo. Der Musiker fordert die Luzerner Bürgerinnen und Bürger mit dem Slogan «Gehen Sie nicht wegen jedem Bobo zum Arzt» auf, einen verantwortungsvollen Umgang mit den medizinischen Angeboten zu pflegen.
Der Kostenwachstum im Gesundheitswesen soll gedämpft werden. Mit den Plakaten, die ab heute an diversen Orten im Kanton hängen, will der Kanton Luzern unter anderem auch die Notfallstationen entlasten.
«Jeder Bagatellfall führt zu längeren Wartezeiten im Notfall, dies zu Lasten der ‹echten› Notfälle. Jeder Bagatellfall verursacht zudem unnötige Kosten», sagt Guido Graf, Luzerner Gesundheitsdirektor (CVP).
Graf sagt: «Wer bei harmlosen Beschwerden nicht vorschnell einen Arzt oder ein Spital aufsucht und versucht, sich zuerst selber zu helfen, leistet einen Beitrag gegen die steigenden Gesundheitskosten».
Graf betont aber auch: «Es ist mir bewusst, dass es für Laien oft schwierig zu beurteilen ist, was ein medizinischer Notfall ist. Keinesfalls raten wir generell davon ab, bei gesundheitlichen Problemen professionelle medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen».
Vor wenigen Tagen kam die Meldung, dass der Kanton Luzern rückwirkend tausenden Familien Prämienverbilligungen ausbezahlen muss. Dies, weil er laut Bundesgericht 2017 das anspruchsberechtigte Einkommen zu tief angesetzt hatte. Der missglückte Sparversuch kostet ihn 25 Millionen Franken.
Vor diesem Hintergrund habe die PR-Kampagne einen schalen Beigeschmack, sagt der kantonale SP-Präsident David Roth gegenüber dem «Blick». Und weiter:
Der Gesundheitsökonom Heinz Locher äusserte sich ebenfalls zur Werbekampagne: «Man sollte den überforderten Menschen besser Hilfe anbieten, statt den Moralapostel zu spielen.»
Und Matthias Müller vom Verband Santésuisse findet es «gut und recht, wenn man dazu aufruft, nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt zu gehen. Fakt ist aber: Oft sind es die Ärzte, die die Patienten zu häufig aufbieten.»
Die Kampagne kostet den Kanton Luzern 100'000 Franken. (chmedia/jaw)