Wirtschaft
Schweiz

Raiffeisen mit Rekordreingewinn von fast einer Milliarde Franken

Patrik Gisel, CEO Raiffeisen Gruppe an der Bilanzmedienkonferenz in Zuerich am Freitag, 2. Maerz 2018. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Bankchef Patrik Gisel zeigte sich am Freitag vor der Presse «erschüttert».Bild: KEYSTONE

Trotz Vincenz-Affäre: Raiffeisen mit Rekordgewinn von fast einer Milliarde Franken

02.03.2018, 06:1709.03.2018, 09:36
Mehr «Wirtschaft»

Die Raiffeisen-Bankengruppe hat 2017 einen Rekordgewinn von 917 Millionen Franken erzielt. Bankchef Patrik Gisel sprach aber von einem «getrübten Freudentag» angesichts des Strafverfahrens gegen seinen Vorgänger Pierin Vincenz. Gisel zeigte sich «erschüttert».

Die Eröffnung des Strafverfahrens gegen Vincenz und vier weitere Personen durch die Zürcher Staatsanwaltschaft habe für Raiffeisen «völlig neue Informationen» ergeben, sagte Gisel am Freitag bei der Präsentation des Jahresergebnisses am Hauptsitz in St. Gallen. Die Verdachtsmomente seien «alarmierend».

«Alarmierende» Verdachtsmomente

Konkret gehe es im Verdacht um verdeckte Treuhandverhältnisse zu Einzelpersonen, die sich illegal bereichert haben könnten, sagte Gisel. Weitere Angaben, etwa zur Dimension des Falles, machte der Raiffeisen-Chef nicht. Er verwies auf das laufende Strafverfahren, an dem sich auch Raiffeisen beteiligt.

Dem früheren Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz wird ungetreue Geschäftsbesorgung im Umfeld der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Beratungs- und Investmentgesellschaft Investnet vorgeworfen. Er soll bei Firmenkäufen ein Doppelspiel gespielt und persönlich abkassiert habe. Vincenz bestreitet die Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Rekordgewinn

Die Affäre überschattet das Raiffeisen-Rekordergebnis: Die drittgrösste Schweizer Bankengruppe fuhr 2017 einen Reingewinn von 917 Millionen Franken ein. Alle Bereiche hätten zum herausragenden Ergebnis beigetragen, zeigte sich Gisel erfreut. Hauptertragspfeiler bleibt mit einem Anteil von knapp 70 Prozent das Zinsengeschäft.

Dessen Nettoerfolg erhöhte sich auf 2,248 Milliarden Franken (+1,3 Prozent). Die Hypothekarforderungen wuchsen mit einem Plus von 7,2 Milliarden Franken über dem Markt, wie es hiess. Raiffeisen hält bei den inländischen Hypotheken einen Marktanteil von 17,5 Prozent. Weiter verengt habe sich wegen der Negativzinsen die Zinsmarge.

Beflügelt von der Börse, brachte das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um knapp 6 Prozent mehr Erfolg. Leicht gestiegen ist auch der Erfolg aus dem Handelsgeschäft. Positiv entwickelten sich auch die verwalteten Vermögen der Gruppe, die um 3,4 Prozent auf 209,6 Milliarden Franken stiegen.

Darin berücksichtigt sei auch der Verkauf des Osteuropa-Portfolios der Tochter Notenstein La Roche im Umfang von zwei Milliarden Franken, schreibt Raiffeisen. Die Privatbank richtete sich 2017 strategisch neu aus durch Fokussierung auf den Schweizer Heimmarkt. Dank einer Kostensenkung erzielte Notenstein La Roche einen Gewinn von 23,3 Millionen Franken.

Beteiligungen entflechten

Raiffeisen kündigte an, ihre Beteiligungen zu entflechten und Massnahmen zur Verringerung von Interessenkonflikten zu treffen. Man stehe auch im «intensiven und konstruktiven Austausch» mit der Finanzmarktaufsicht Finma, sagte Patrik Gisel.

Aufgrund des Rekordergebnisses bildet Raiffeisen zusätzliche Reserven für allgemeine Bankrisiken in der Höhe von 80 Millionen Franken. Gisel bezeichnete die Bankengruppe als eine der sichersten Banken.

Für das laufende Jahr erwartet Raiffeisen eine weitere Erholung der Konjunktur. Entsprechend dürfte das Wachstum im Kerngeschäft vergleichbar mit 2017 ausfallen. (whr/sda)

«Autofahrer sind recht mühsam»

Video: watson/Peter Blunschi, Emily Engkent
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
Wie du deinem Portfolio mit preisgekrönten «Strukis» Pep geben kannst
Was strukturierte Produkte sind, wie du sie nutzen kannst und interessante Beispiele der Preisträger der 19. Swiss Derivative Awards.

Letzte Woche am Donnerstag war es dann so weit, das Aura in Zürich knisterte nur so vor Spannung bei der Preisverleihung der 19. Swiss Derivative Awards co-hosted von SIX und Payoff. Anwesend eine grosse Community von Finanzexperten, prämiert wurden die von einer namhaften Jury bewerteten besten strukturierten Produkte respektive deren Emittenten nach verschiedenen Kriterien wie Originalität der Idee, Realisierung und Struktur des Produktes. Berücksichtigt wurden alle Produkte, die bis Ende 2023 in der Schweiz emittiert und an der SIX Swiss Exchange gelistet wurden. Ich war zum ersten Mal an den Derivative Awards und fand den kurzweiligen Anlass enorm spannend, viel spannender noch die vorgestellten Produkte, von denen ich euch hier im Artikel eine kleine Auswahl zeigen möchte.

Zur Story