Extreme Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten: Manche Menschen leiden nach einer Covid-Infektion an schweren Langzeitfolgen. «Long Covid ist das Schlimmste, was ich bis jetzt erlebt habe. Immer müde, immer Schmerzen, immer Brainfog», sagt Christian Salzmann vom Verein Long Covid Schweiz. Er leidet seit mehr als einem Jahr an den Folgen der Infektion.
Laut Studien haben rund 20 Prozent der Erwachsenen nach einer Covid-Infektion Langzeitfolgen. Bei manchen sind die Symptome derart stark, dass ans Arbeiten nicht mehr zu denken ist. Neue Zahlen des Bundesamts für Sozialversicherungen zeigen nun, wie viele sich deswegen bei der Invalidenversicherung gemeldet haben: Die IV-Stellen registrierten letztes Jahr 1775 Anmeldungen wegen Long Covid. Das entspricht 3.6 Prozent aller Erstanmeldungen.
Eine Anmeldung heisst noch lange nicht, dass auch Renten ausbezahlt werden. Das wird erst zum Thema, wenn die Eingliederungsbemühungen der IV nicht zum gewünschten Erfolg führen. Bisher ist kein Long-Covid-Fall bekannt, in dem bereits über eine Rente entschieden wurde.
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Der Bund erwartet derzeit keine gröberen finanziellen Auswirkungen auf die IV. «Stand heute dürfte Long Covid nicht zu einer wesentlichen Mehrbelastung der IV führen», heisst es beim Bundesamt für Sozialversicherungen. Es melde sich «nur ein sehr kleiner Teil der Betroffenen» bei der IV.
Die grosse Frage ist: Bleibt das so?
Christian Salzmann von der Patientenorganisation Long Covid Schweiz geht davon aus, dass die Anmeldungen bei der IV noch zunehmen werden. «Sehr viele haben sich noch nicht angemeldet, weil sie hoffen, dass die Symptome sich wieder bessern», sagt er. Und manchen fehle schlicht die Energie für diesen Schritt - zumal es finanziell nicht nötig erscheint. Er sagt:
Das Krankentaggeld wird in der Regel während zwei Jahren ausbezahlt. Diese Frist wird erst in den nächsten Monaten allmählich bei immer mehr Long-Covid-Patienten ablaufen.
Auch Andreas Dummermuth, Leiter der Ausgleichskasse und IV-Stelle Schwyz, erwartet, dass die Zahl der IV-Anmeldungen noch steigen wird – nicht nur wegen der aktuell hohen Fallzahlen:
Dabei wäre es laut Experten wichtig, sich frühzeitig bei der IV anzumelden. Denn diese zahlt frühestens sechs Monate nach der Anmeldung erste Renten. Zudem unterstützt sie Betroffene, damit diese ihren Job behalten oder zurück in den Arbeitsmarkt finden können. Salzmann von Long Covid Schweiz sagt: «Viele wissen nicht, dass es Lücken bei der IV geben könnte, wenn sie sich zu spät anmelden.» Er selbst hat sich angemeldet und kann inzwischen wieder 40 Prozent arbeiten.
Michael Schlunegger ist Präsident des Vereins Altea Long Covid Network. Er sagt, eine Schwierigkeit bei Long Covid sei, dass die Symptome sehr unterschiedlich seien. Und noch immer hätten viele die Krankheit nicht auf dem Radar, auch Ärzte nicht. Dadurch könne es lange dauern, bis die richtige Diagnose gestellt wird. «Viele Betroffene sagen, dass sie sich nicht ernst genommen fühlen.»
Anwalt Marco Chevalier hat schon Klienten beraten, die sich wegen Long Covid bei der IV anmeldeten. Die meisten seien erst im Abklärungsverfahren, sagt er. Er kenne aber Einzelfälle, in denen Personen ihre Beschwerden auf Long Covid zurückführten, die IV-Gutachter den Begriff jedoch kaum gebraucht und andere Diagnosen gestellt hätten, die zur Rente führten. In anderen Worten: In Einzelfällen haben Long-Covid-Patienten und -Patientinnen eine IV-Rente erhalten – jedoch nicht mit dieser Diagnose. (aargauerzeitung.ch)
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Wenn schon 1.7 Millionen Covid hatten, dann sind 20 % 340'000! ...und 1775 die sich gemeldet haben sind dann 0.5 %
Was ist unter Langzeitfolgen zu verstehen ?
Beeinträchtigungen die aber nicht so stark sind, dass man reduziert arbeiten kann ?