Vergesst den Explorer PHEV, den grossen SUV, der von 2019 bis 2023 in unsere Breitengrade importiert wurde. Der Explorer wurde als kompakter SUV mit zu 100 % elektrischem Antrieb wiedergeboren und ist absolut zeitgemäss.
Mit dem symbolträchtigen Namen möchte Ford seine amerikanischen Wurzeln hervorheben. Denn unser Explorer sieht zwar aus wie ein Yankee, ist in technischer Hinsicht aber so deutsch wie eine Currywurst! Er läuft im komplett renovierten Ford-Werk in Köln vom Band, das inzwischen den Elektromodellen für den europäischen Markt gewidmet ist. Vor allem aber teilt er die DNA mit dem Volkswagen ID.4 und ID.5. Dank einer Vereinbarung zwischen den beiden Herstellern nutzt Ford den modularen E-Antriebs-Baukasten «made in Germany» für seinen Explorer und den erst kürzlich vorgestellten Capri.
Das Exterieur des Explorer besticht durch sein klares Design mit markanten Akzenten: Leuchtstreifen, welche die Scheinwerfer verbinden, schwarze Dachträger und eine Heckscheibe mit einem originellen Muster. Die Rundumsicht beeindruckt, nicht zuletzt dank der Fenster in der D-Säule.
Der Zugang zu den Rücksitzen mag für grosse Menschen zwar etwas knapp bemessen sein, wird aber durch die bis zu 90° öffnenden Türen erleichtert. Der Kofferraum mit einem Volumen von 465 bis 1455 Litern bietet einen modularen Boden, wobei die aufgrund des Heckmotors erhöhte Ladekante das Beladen etwas erschwert.
Das Interieur verbindet Modernität mit Zweckmässigkeit und verfügt bei diesem Premium-Modell über eine hochkarätige Serienausstattung.
Zwar sind einige Funktionen – darunter praktisch alle physischen Schaltflächen – ein Volkswagen-Erbe, doch Ford hat einen spektakulären verschiebbaren 14,6-Zoll-Zentraltouchscreen sowie eine elegante Soundbar von Bang & Olufsen mit zehn Lautsprechern beigesteuert.
Auch reichlich Stauraum steht zur Verfügung, einschliesslich einer Mittelkonsole, die einen Laptop aufnehmen kann. Ein Tipp: In Komfort investieren und das AGR-Sitzpaket wählen, das je nach Ausführung zwischen CHF 200.– und 600.– kostet.
Unser Testmodell, Extended Range mit Allradantrieb und 340 PS/545 Nm, setzt auf Effizienz und Dynamik. Mit einer 79-kWh-Batterie und zwei Motoren besitzt das von uns getestete Premium-Modell eine Reichweite zwischen 523 und 536 km (WLTP).
Das Modell mit Heckantrieb (286 PS/545 Nm) hat eine Reichweite von bis zu 576 km in der Premium-Ausführung und von 602 km in der Einstiegsversion mit 88-kWh-Batterie. Dank des grosszügigen Drehmoments braucht unser Explorer nur 5,3 Sekunden, um von 0 auf 100 km/h zu kommen.
Auf der Strasse offenbart der Explorer einen verspielteren und angenehmeren Charakter als sein deutscher Cousin VW ID.4. Die schnittigere Strassenlage verleiht ihm echte Persönlichkeit, und statt von Sportlichkeit – der Wagen hat immerhin ein Leergewicht von 2,2 Tonnen – lässt sich eher von übertriebener Dynamik reden.
Dank der präzisen (aber spürbar künstlichen) Lenkung sowie einer beruhigend soliden Spurhaltung brilliert er auf kurviger Strecke. Der Komfort der Radaufhängung leidet in keiner Weise darunter. Selbst mit den serienmässigen 20-Zoll-Felgen werden Unebenheiten der Fahrbahn weitgehend ausgeglichen. Erwähnenswert ist auch die hohe Geräuschdämmung, und zwar sowohl gegen Fahrgeräusche als auch gegen aerodynamische Geräusche.
Unsere Testwoche endete mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 18,5 kWh/100 km, was einer tatsächlichen Reichweite von etwa 425 km entspricht. Das ist gut, liegt aber immer noch um 18 % unter den Versprechungen für diese Version des Modells. Was natürlich auch auf andere SUV zutrifft. An einer 11-kW-Ladestation ist das Aufladen in 8 Stunden möglich. An einer Schnellladestation mit bis zu 185 kW, der maximal verdaulichen Ladeleistung, lädt das Fahrzeug in 30 Minuten von 10 auf 80 %.
Die Preise gehen bei CHF 41 100.– für den 170 PS starken Explorer Standard (mit 52-kWh-Batterie) los. Das Premium-Modell kostet CHF 44 800.–. Für unser Premium-Modell Extended Range AWD (die teuerste Version) muss mit CHF 58 050.– gerechnet werden. Anzumerken ist, dass Ford die Optionen reduziert hat: Es gibt zwei Hauptpakete sowie einige individuelle Optionen, darunter die Wärmepumpe um CHF 1100.–, die unerlässlich ist, wenn man Komfort und Reichweite maximieren will.
Ford hat mit diesem elektrischen Explorer ein Erfolgsrezept gefunden. Er zeichnet sich aus durch eine gelungene Mischung aus schlichtem, originellem und ansprechendem Look, besseren Fahreigenschaften als sein deutscher Cousin und einer grosszügigen Ausstattung auch beim Einstiegsmodell. Zwar bleibt seine tatsächliche Reichweite von 430 km hinter den WLTP-Werten zurück, aber seine Leistung, sein Komfort und sein Platzangebot machen ihn zu einem ernsthaften Kandidaten für Familien, die sich einen etwas anderen Elektro-SUV wünschen.
Er beweist, dass Ford den modularen E-Antriebs-Baukasten von Volkswagen intelligent genutzt hat und eine in jeder Hinsicht stimmige Variation dazu liefert. Der Preisunterschied zum VW-Cousin ist unerheblich und hängt insbesondere vom gewählten Modell und dessen Ausstattung ab. Aber in finanzieller Hinsicht läuft der Amerikaner dank einer umfangreicheren Ausstattung und einer einfacheren und freundlicheren Optionspolitik dem Deutschen zum Teil erheblich den Rang ab. In der Tat auf amerikanische Art.