Wissenschaftler entlarven Plug-in-Hybrid-Autos als Klimakiller – die wichtigsten Fakten
Ein sauberer, sparsamer Antrieb – und beim Kauf gibt's in Deutschland noch einen satten Zuschuss vom Staat: Diese einfache Formel macht den Plug-in-Hybrid zum Erfolgsmodell. Schon ungefähr jeder zehnte Neuwagen in Europa und auch in der Schweiz fährt mit dem vermeintlich sauberen Antrieb.
Längst haben Forscher aber bewiesen: Der Plug-in-Hybrid ist weit weniger sauber, als gerne behauptet wird. Nun gibt es eine neue Untersuchung. Und darin schneiden neue Modelle sogar schlechter ab als ältere.
Real-Verbrauch bis zu fünfmal höher
Für die Studie (PDF) untersuchten das deutsche Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und das International Council on Clean Transportation (ICCT, eine gemeinnützige Forschungsorganisation) die Nutzungsdaten von etwa 9'000 Plug-in-Hybriden aus ganz Europa. Wichtigstes Ergebnis: Die Autos verbrauchen ein Vielfaches mehr, als ihre Hersteller angeben.
Die wichtigsten Ergebnisse
- Laut offiziellem Testverfahren sollen die Autos im Durchschnitt etwa 1.6 bis 1.7 Liter Sprit je 100 Kilometer verbrauchen.
- Ihr realer Verbrauch hingegen liegt bei etwa 4.0 bis 4.4 Litern je 100 Kilometer (für private Plug-in-Hybride). Dienstwagen verbrauchen sogar 7.6 bis 8.4 Liter.
- Damit sind die Abweichungen zwischen angegebenem und gemessenem Verbrauch sehr viel höher als bei Autos mit konventionellem Verbrennungsmotor.
Aber warum sind Dienstwagen so viel schmutziger als private Plug-in-Hybride? An der Technik liegt es nicht – sie ist natürlich die gleiche. Der Grund ist das Nutzungsverhalten: Private Plug-in-Hybride fahren 45 bis 49 Prozent ihrer Strecken weitgehend elektrisch, Dienstwagen lediglich 11 bis 15 Prozent.
Wie sauber ein Plug-in-Hybrid tatsächlich ist, kann also der Fahrer selbst mitbestimmen. Allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Eine Abweichung von der Herstellerangabe ist aber allen Autos mit eingebaut, bestätigt Georg Bieker. Der Co-Autor der Studie sagt: «Plug-in-Hybride, die nach der neuen WLTP-Norm zertifiziert sind, weisen tendenziell eine noch höhere Abweichung auf als ältere, NEFZ-zertifizierte Modelle.»
WLTP und NEFZ sind die Normen, nach denen Hersteller die Verbräuche ihrer Autos ermitteln müssen. Wie diese Normen ausgestaltet sind, hat die Industrie mitbestimmt. Und diese Ausgestaltung ist so unrealistisch, dass die Autos zwar auf dem Prüfstand als sauber erscheinen. Aber eben nur dort.
Die Autoren der Untersuchung fordern deshalb, die Testnorm ans reale Nutzungsverhalten anzupassen. Dann würden die Autos nicht mal mehr im Labor sauber aussehen. Ausserdem sollten Förderungen für Plug-in-Hybride an den Nachweis gekoppelt werden, das grosse Streckenanteile abgasfrei gefahren werden.