Wieso spricht ein bestimmtes Produkt mit seinem Design unser Herz an, und ein anderes lässt uns kalt? Was ist ikonisches Design?
Bei Quora bin ich auf eine überzeugende Definition gestossen:
Dieser persönliche Beitrag dreht sich um Technologien und Kreationen, die mit ihrem Design die Welt verändert haben (oder dies vielleicht noch tun).
Ein klobiges Plastikgehäuse, dazu ein monochromes Display und ein paar Knöpfe – das soll geniales Design sein?
Mit dem Game Boy läutete Nintendo viele Jahre vor den Smartphones einen Paradigmenwechsel ein und prägte das Mobile-Game-Design. Die bescheidene Computerleistung und der winzige Bildschirm zwangen die Spiele-Entwickler, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das Resultat: Einfache, minimalistische Titel wie «Tetris» oder «Super Mario» wurden zu Welthits. Sie machten die japanische Handheld-Konsole zur Legende und zum Lieblingsspielzeug von Jung und Älter.
Eigentlich mag ich die AirPods Pro von Apple, weil sie benutzerfreundlich und robust sind und aktive Geräuschunterdrückung (ANC) in Stöpselform bieten. Und zum Glück haben Apples kalifornische Hardware-Designer die an eine elektrische Zahnbürste erinnernden AirPods-Stiele der ersten Generation gekürzt, sodass sie weniger aus den Ohren ragen. Doch das ist beim Ohrstöpsel-Design nicht der letzte Schluss: Es geht um Welten eleganter, wie uns Google beweist:
Tanken war nie sexy. Und doch hat es der Elektroauto-Pionier Tesla geschafft, aus einer drögen Tätigkeit ein Erlebnis zu machen. Selbst wenn man sich irgendwo in der Pampa befindet, zum Beispiel in einem Industrie-Aussenquartier einer grösseren Stadt: Das Auftanken des Fahrzeugs mit (sauberem) Strom an sich ist schon mit positiven Gefühlen verbundenen. Richtig stark finde ich die futuristischen «Zapfsäulen», die überhaupt nicht stinken.
PS: Die ab 2019 installierten «Supercharger V3»-Ladestationen sind so aufgebaut, dass jedes Fahrzeug die volle Leistung erhält. Fahrzeuge vom Typ Model 3 können daran mit Spitzenleistung (250 kW) «tanken» und damit in 5 Minuten ausreichend Strom für 120 Kilometer Reichweite nachladen, wie aus einem informativen Wikipedia-Beitrag hervorgeht.
Lange bevor Apple berührungsempfindlichen Displays mit dem iPhone und den Multi-Touch-Gesten zum Durchbruch verhalf, war die Maus die zentrale Schnittstelle zwischen Computern und den Menschen, die sie bedienten.
Die IntelliMouse ist eines der bekanntesten Zubehörteile in der Geschichte des Personal Computers geworden. Sowohl ihre Form als auch ihre Funktionalität wurden seit der Lancierung im Jahr 1996 von praktisch jedem anderen Maushersteller nachgeahmt. 2004 legte Microsoft mit dem speziell für Gamer konzipierten Modell «Explorer 3.0» nach.
Die IntelliMouse war weder die erste Maus mit einem herkömmlichen Scrollrad (diese Ehre gebührt wahrscheinlich der Genius EasyScroll, die ein Jahr zuvor debütierte), noch war sie die erste, die das ergonomische Design ernst nahm. Aber sie funktionierte zuverlässig und der Funktionsumfang wurde mit optischen Tracking- und Seitentasten stetig erweitert. Zudem blieb Microsoft dem symmetrischen Gehäuse-Layout treu, sodass Linkshänder nicht benachteiligt wurden.
Aus Münchenstein, Basel-Land, kommt eine Design-Ikone, die das Computerzeitalter massgeblich geprägt hat. Und dies obwohl sie schon Jahrzehnte früher, in den 1950ern, kreiert worden war. Das New Yorker Museum of Modern Art (MOMA) widmete der lesefreundlichen Schrift zum Jubiläum eine Ausstellung, und es gibt einen sehenswerten 80-minütigen Dokumentarfilm über sie. Ursprünglich nannte der Basler Freelance-Designer Max Miedinger seine Kreation «Neue Haas Grotesk». Später wurde sie in Helvetica umgetauft, abgeleitet vom lateinischen Namen für die Schweiz (Helvetia).
Die serifenlose Schriftart wurde unter anderem mit Apples Betriebssystemen macOS und iOS ausgeliefert. Und sie hat es in die nationale Gesetzgebung geschafft und ist bei Warnhinweisen auf Zigarettenschachteln vorgeschrieben. Zudem hat mich Helvetica treu durch unzählige PowerPoint-Präsentationen, Aufsätze, Semesterarbeiten und Schlimmeres begleitet.
Es ist nicht bekannt, wie viele Katastrophen der Erfinder der Papierkorb-Metapher verhindert (oder ausgelöst) hat. Jedes Kind weiss: Solange der virtuelle Abfalleimer nicht geleert wurde, sind die Dokumente darin noch vorhanden.
Die Designerin Susan Kare schuf in den frühen 80er-Jahren einige der legendärsten Apple-Icons, darunter die Bombe, die Systemabstürze anzeigte, sowie den Papierkorb.
Mit dem iMac G3 brachte Apple moderne Computertechnik in die Haushalte und machte sie Menschen zugänglich, die sich normalerweise nicht dafür interessierten oder noch nie benutzt hatten. Es war auch eine Design-Revolution: Niemand hatte zuvor einen transparenten Rechner gesehen oder daran gedacht, einen PC herzustellen, bei dem sämtliche Komponenten in den Bildschirm integriert waren.
Der iMac war ein «Turnaround»-Produkt für Apple, wie Grace Lees-Maffei in ihrem Buch über ikonisches Design treffend beschreibt (siehe Quellen). Das einst äusserst erfolgreiche Unternehmen hatte zuvor eine besonders turbulente Zeit durchgemacht, in der die treibende Kraft hinter dem Unternehmen, der mittlerweile verstorbene Mitbegründer Steve Jobs, abgesetzt wurde.
Die Design-Professorin hält fest: In mancher Hinsicht sei der iMac eine Reinkarnation des vielleicht wichtigsten Apple-Computers aller Zeiten – des ursprünglichen Apple Macintosh von 1984. Wie der iMac war auch der Macintosh ein All-in-One-Design, das Monitor, Prozessor und Diskettenlaufwerk in einem kleinen (beigen) Hochformatgehäuse mit einer einzigartigen, «freundlichen» Produkteidentität vereinte.
Der Macintosh war der erste kommerziell erfolgreiche Computer mit einer grafischen Benutzeroberfläche (GUI) und einer Maus, was grossen Einfluss auf die Vorstellung der Benutzer von der Funktionsweise von Computern hatte. Das galt auch für mich persönlich. Meine ersten Gehversuche machte ich auf einem Macintosh SE, dem Nachfolger des Ur-Macs, den mein Vater 1986 kaufte. Lang lebe MacPaint!
Man kann sie lieben oder hassen. Eines ist sicher: Ein einziges Emoji sagt mehr als viele Worte. Wobei auf Empfängerseite nicht immer klar und offensichtlich ist, was die absendende bzw. übermittelnde Person alles damit ausdrücken will. Diese Mehrdeutigkeit hat natürlich auch ihren Reiz. 😇
Damit kommen wir zum Finale ...
Es ist kein Zufall, dass das letzte Tech-Design, das ich für diesen Beitrag ausgewählt habe, vom Computerhersteller mit dem angebissenen Apfel stammt. «Designed by Apple in California» ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einem besonderen Gütesiegel geworden. Das hat Apple insbesondere auch seinem Chefdesigner Jony Ive zu verdanken. Er war 1992 zu Apple gekommen und leitete das Designteam ab 1996. Sein erster grosser Wurf war 1998 der iMac.
Es sei unmöglich, Ives Einfluss auf Design, Architektur, bildende Künste, Film, ja sogar Mode zu übertreiben, hiess es in Kommentaren zum Wirken des Apple-Designers, als bekannt wurde, dass er Apple auf Ende 2019 verlassen würde.
Mit seinem Freund und Vertrauten Steve Jobs zeichnete Ive, der britisch-amerikanischer Doppelbürger ist, auch für Apples wichtigstes Produkt verantwortlich: das iPhone. Dass ich diesen Beitrag nicht mit dem erfolgreichsten Computer- bzw. Tech-Design der Neuzeit abschliesse, hat zwei Gründe.
1. Die Apple Watch ist Jony Ives Meisterstück und sollte sein letzter grosser Wurf werden in Diensten von Apple. Es war aber vor allem das erste Produkt, das er nicht im intensiven Austausch mit Steve Jobs «ausbaldowern» konnte.
2. Dass ich heute – nach einer schweren Rückenoperation und schlimmen Nervenschmerzen – wieder gesund und fit bin, regelmässig Sport treiben kann sowie privat und bei meiner beruflichen Tätigkeit als «Schreiberling» den Rücken schone, habe ich mehreren Faktoren zu verdanken: der Unterstützung durch meine Familie, dem besten aller Physiotherapeuten (Ja, du bist gemeint, Ralf 🙏) und der Apple Watch.
Zuverlässig wacht «meine Uhr» über meine Gesundheit, erinnert mich, die Rückenwirbel nicht zu lang zu belasten, und kontrolliert unauffällig, ob mein Herz gesund schlägt. Das ist gerade in stressigen Zeiten beruhigend zu wissen, und in Kombination mit der Mobilfunkverbindung (eSim) genial. Auch ohne Handy könnte ich einen Notruf absetzen. Besser noch: Falls sich mein Zustand urplötzlich verschlechtern sollte und ich nach einem Sturz nicht mehr in der Lage wäre, telefonisch Hilfe zu rufen, würde automatisch Alarm geschlagen.
Hoppla, ich bin abgeschweift. 😌
Halten wir fest: Design ist immer eine höchst persönliche Angelegenheit, geprägt von individuellen Vorlieben und Abneigungen. Ob «Wearable», PC-Zubehör oder kleines virtuelles Symbol auf einem Display, das Emotionen weckt: Wir sollten gutes Tech-Design unbedingt zu schätzen wissen.
Welches ist dein liebstes Tech-Design? Lass es mich via Kommentarfunktion wissen! Gerne mit Bild.
PS: Ives neues Designbüro soll «LoveFrom» heissen und 2020 mit Apple als erstem Kunden starten. Die Wortmarke «LoveFrom Jony» hat er rechtlich schützen lassen.
Auch die Internet-Adresse lovefrom.com dürfte sich Ive gesichert haben, wie watson-Recherchen zeigen. Der langjährige Domain-Inhaber, ein Brite, erklärte auf Anfrage, er habe die Adresse vor Monaten für einen namhaften Betrag verkauft. An wen und für wie viel dürfe er wegen einer vertraglichen Geheimhaltungsklausel (NDA) nicht sagen.
Z.B. 1984 den Classic und 1997 den 20 Anniversary Mac.
Im Bildschirm integriert wäre ja ein ziemliches Kunststück, oder haben SIE eine andere Definition von All-in-one?
Ist IHNEN dies Recht so mit der Grossschreibung?
😉
Sie hat aber einen grossen Design-Fehler (und ich meine nicht die mir nicht gefallende Optik): Man benötigt zwingend ein iPhone, um sie benutzen zu können.
Der iPod war auch für nicht Apple-Besitzer benutzbar. Das hat zu einem grossen Teil zum Erfolg beigetragen.
Sogar ich hatte mehrere Modelle, obwohl ich eigentlich mit Apple nichts am Hut habe.
Ich würde mir auch eine Apple Watch kaufen, wenn ich dazu nicht auch noch zwingend ein iPhone kaufen müsste.
Man weiss auch ohne Autorenhinweis sofort, vom wem der Artikel ist. 😁