Apple hat am Donnerstag seine App-Charts für das zweite Corona-Jahr (2021) bekannt gegeben. Die populärste kostenlose iPhone-App hierzulande sei die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) herausgegebene Zertifikats-App.
Leider verrät Apple keine Download-Zahlen. Der grosse Rivale Google nennt immerhin eine Grössenordnung. So wissen wir, dass es in der Schweiz bereits «1'000'000+» Installationen auf kompatiblen Android-Geräten gegeben hat.
Mindestens jedes zweite Smartphone in der Schweiz trägt bekanntlich das Logo mit dem angebissenen Apfel. Demnach dürfte die «COVID Certificate»-App auch auf mehr als 1 Million iPhones laufen. Und damit kommen wir zu einer alles andere als erfreulichen Feststellung: Die SwissCovid-App taucht in Apples Rangliste der populärsten Apps nicht auf. Die Corona-Warn-App ist aus den Top 10 gefallen – nachdem sie im ersten Corona-Jahr (2021) noch ganz oben war.
Ende 2020 lebten in der Schweiz gut 1,7 Millionen Kinder und Jugendliche. Wenn wir nun von einer Wohnbevölkerung von insgesamt 8,7 Millionen Menschen ausgehen und die Minderjährigen und bisherigen SwissCovid-User von dieser Gesamtzahl abziehen, dann sehen wir, warum die Corona-Warn-App nicht die angestrebte Wirkung erzielen kann.
Die auf Freiwilligkeit und Eigenverantwortung basierende Schweizer Contact-Tracing-App hat laut offizieller Statistik derzeit 1,61 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer. Mehr als 5 Millionen erwachsene Schweizerinnen und Schweizer haben demnach SwissCovid nicht auf ihrem Mobilgerät aktiviert. (Bekanntlich haben mehr als 92 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner inzwischen ein Smartphone).
Halten wir fest: Eine Mehrheit verzichtet auf ein freiwilliges, absolut sicheres Hilfsmittel zur Seuchenbekämpfung. Dabei ist wissenschaftlich untersucht und belegt, dass Corona-Warn-Apps wie SwissCovid tatsächlich nützen.
Anmerkung: In Deutschland zeigt sich ein anderes Bild. Auch dort steht die Zertifikats-App an der Spitze, auf den Plätzen 2 und 4 folgen private und staatliche Corona-Warn-Apps.
Der Blick in die Schweizer App-Rangliste 2021 zeigt dann allerdings auch, wo der Hase im Pfeffer liegen könnte. Oder der Corona-Verharmloser auf der Intensivstation ...
Laut Apple wurden die folgenden Gratis-Apps im Jahr 2021 am meisten (aus dem Schweizer App Store) geladen:
Auf den Plätzen 2, 3, 4 und 5 finden sich Social-Media-Plattformen und Dienste der datenhungrigen US-Techkonzerne Google und Facebook, die nachweislich viel zu wenig gegen die Verbreitung von Desinformation und Hass tun. Auf Platz 6 folgt ein Datenkrake aus China.
Auf Rang 9 und erstmals in den Charts findet sich Telegram – der grösste und schlimmste Tummelplatz für Personen, die mit Vernunft und Solidarität gebrochen haben.
In einschlägigen Gruppen tauschen sich Impfverweigerer quasi öffentlich darüber aus, wie man am besten gelbe Impfbüchlein fälscht, «Systemhuren» übers Ohr haut und Mitmenschen in tödliche Gefahr bringt. In anderen Gruppen wird scheinbar folgenlos zum gewaltsamen Widerstand gegen Corona-Massnahmen und die Demokratie aufgerufen.
Anzumerken ist, dass es Telegram letztes Jahr noch nicht einmal in die Top 20 der Schweizer App-Charts schaffte.
Laut Apple wurden die folgenden kostenpflichtigen Apps 2021 am meisten (aus dem Schweizer App Store) geladen:
Erfreulich aus Schweizer Sicht ist hier, dass es mit Threema ein «Eigengewächs» an die Spitze geschafft hat, und erst noch eine datenschutzfreundliche App. (Vorjahr: Rang 2).
Den Rang 5 – ein «Überraschungserfolg», wie der Kollege vom «Tages-Anzeiger» kommentiert, wird hoffentlich auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) interessiert zur Kenntnis nehmen. Die App namens «Forest – Your Focus» hilft iPhone-Besitzern, sich für längere Zeit nicht von ihrem iPhone ablenken zu lassen. Das Zauberwort lautet «Gamification». Es geht also darum, mit spielerischen Mitteln ein (individuell oder gesellschaftlich) erwünschtes Verhalten zu fördern.
Wie wär es, wenn die SwissCovid-App mit attraktiven Gewinnen für die längste Nutzung am Stück lockte? Oder wenn es Preisgeld für die schnellste Alarmierung gäbe?
Vermutlich keine gute Idee wäre es hingegen, SwissCovid (in einer zukünftigen Version) kostenpflichtig zu machen. Denn offensichtlich ist es schon bei vielen Zeitgenossen zu viel verlangt, dass sie auf ihrem Handy eine potenziell lebensrettende Gratis-App dezent im Hintergrund laufen lassen.
PS: Und natürlich fragt man sich mit Bangen, wie wohl die App-Charts im dritten Corona-Jahr aussehen.
Ausserdem gehört sie nicht Facebook, die AGB Änderungen haben sich noch Leute zu Telegram gebracht. Als normaler User sage ich, kehrt WhatsApp den Rücken und geht auch zu Telegram (oder Signal / Threema).