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Vater folgt Google Maps über eingestürzte Brücke – tot

Vater folgt Google Maps über eingestürzte Brücke – tot

Eine eingestürzte Brücke soll bei Google Maps als befahrbar eingetragen gewesen sein. Ein Mann kam deshalb ums Leben.
21.09.2023, 12:5121.09.2023, 12:54
Thomas Wanhoff / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Das Unternehmen Google wird wegen eines angeblichen Fehlers in seinem Navigationsdienst Google Maps verklagt. Hintergrund ist ein tödlicher Unfall, der sich vor einem Jahr im US-Bundesstaat North Carolina ereignete. Demnach sei Philip Paxton gestorben, weil er den Anweisungen des Navigationsdienstes gefolgt und an einer eingestürzten Brücke sechs Meter tief in einen kleinen Fluss gestürzt sei.

Laut Google Maps sollte die Snow Creek Bridge befahrbar sein – doch die war seit 2013 teilweise eingestürzt.
Laut Google Maps sollte die Snow Creek Bridge befahrbar sein – doch die war seit 2013 teilweise eingestürzt.Bild: Wake County Superior Court

Der Aussendienstmitarbeiter eines Unternehmens für medizinische Geräte war im September 2022 mit seinem Jeep unterwegs gewesen. In der Ortschaft Hickory wollte er, angeblich den Anweisungen von Google Maps folgend, eine Brücke über den Snow Creek überqueren. Doch diese war neun Jahre zuvor eingestürzt. Angeblich sei Google darüber informiert worden, habe den Eintrag aber nicht geändert, melden amerikanische Medien. Die Witwe des Verstorbenen hat deshalb Klage gegen den Technologieriesen und die Besitzer der Brücke eingereicht, berichtet die Zeitung «Hickory Daily Record». In den Unterlagen werden Google und die Muttergesellschaft Alphabet genannt.

Fehler soll Google gemeldet worden sein

Ihnen wird vorgeworfen, die Brücke auch nach ihrer Zerstörung als mögliche Route im Navigationssystem behalten zu haben. Die Besitzer der Brücke werden verklagt, weil sie diese nicht repariert oder zumindest abgesperrt hätten. In der Klageschrift werde, so die Nachrichtenagentur AP, behauptet, dass mehrere Personen Google auf die eingestürzte Brücke hingewiesen hätten. Als Beweis dient unter anderem eine E-Mail eines Nutzers, der den Fehler gemeldet hatte. Er habe eine Antwort erhalten, dass seine Nachricht angekommen sei – ohne dass es aber Änderungen gab. Nutzer können bei Google melden, dass ein Eintrag fehlerhaft ist.

«Unsere Mädchen fragen, wie und warum ihr Vater gestorben ist, und mir fehlen die Worte», sagte Alicia Paxson, die Witwe des Toten. Es sei ihr unverständlich, wie wenig ein Menschenleben für diejenigen zähle, die für das Navigationssystem und die Brücke verantwortlich waren. Die Leiche ihres Mannes war in seinem abgestürzten Auto gefunden worden, das sich offenbar überschlagen hatte und zum Teil im Wasser lag. Es habe keine Absperrungen oder Hinweisschilder gegeben.

«Wir haben unser tiefstes Mitgefühl für die Familie Paxson», sagte Google-Sprecher José Castañeda der Nachrichtenagentur AP. «Unser Ziel ist es, genaue Routeninformationen in Maps bereitzustellen, und wir prüfen diese Klage.»

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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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insert_brain_here
21.09.2023 13:00registriert Oktober 2019
„ Unsere Mädchen fragen, wie und warum ihr Vater gestorben ist, und mir fehlen die Worte“

„Weil er nicht auf die Strasse geachtet hat“ wäre doch eine tolle Antwort. Spannend finde ich hingegen dass da scheinbar die Zufahrt zu einer vor neun Jahren eingestürzten Brücke nicht abgesperrt war. Privatstrasse?
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ch.vogel
21.09.2023 13:27registriert Mai 2014
Klage gegen Besitzer der Brücke (wegen fehlender Absperrung): Absolut korrekt und sinnvoll.

Klage gegen Google, selbst wenn der "Fehler" gemeldet wurde: Absolut sinnlos und wird HOFFENDLICH komplett abgeschmettert.

Ob die Brücke seit 9 Jahren oder erst seit Kurzem nicht mehr befahrbar ist, spielt keine Rolle. Der kausale Zusammenhang zum Todesfall darf nicht konstruiert werden. Ein Navigationsgerät ist ein Hilfsmittel, kein Autopilot.
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Drunken Master
21.09.2023 13:20registriert Juli 2018
Mit offenen Augen fahren hätte hier geholfen...
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