Eine neue Enthüllungsplattform im Internet hat angekündigt, Material zugänglich zu machen, das Wladimir Putin und russische Oligarchen in Schwierigkeiten bringen könnte.
Transparenz-Aktivisten wollen Links zu geleakten Dokumenten über das Tor-Netzwerk verbreiten, und zwar zu Daten, die aus verschiedenen Hackerangriffen stammen und bereits an anderen Orten im Internet veröffentlicht wurden.
Das US-Medium The Daily Beast hat am Donnerstag über die Pläne der Transparenz-Aktivisten berichtet. Es handle sich um die Betreiber der vor einem Monat gegründeten Enthüllungsplattform Distributed Denial of Secrets, kurz DDOS.
Wer die Adresse mit dem Tor-Browser aufruft, bekommt eine übersichtlich und einfach strukturierte Website zu Gesicht. Die Leaks sind nach geografischer Herkunft und weiteren Kategorien (Unternehmen, staatliche Hacker) geordnet.
Zu den DDOS-Mitgründern gehört die US-Amerikanerin Emma Best, eine unabhängige Investigativ-Journalistin, die für den Artikel von The Daily Beast Red und Antwort stand.
Laut der Journalistin sollen diesen Freitag Dutzende verschiedene Archive von gehacktem Material aus Russland zugänglich gemacht werden. Diese geleakten Daten seien bestenfalls schwer zu finden und in einigen Fällen anscheinend vollständig aus dem Internet verschwunden gewesen.
DDOS unterscheidet sich von Wikileaks dadurch, dass es keine direkten Leaks von unveröffentlichten Daten veröffentlicht – der Schwerpunkt liegt vielmehr auf der Zusammenstellung, Organisation und Kuration von Informationen, die bereits irgendwo an die Öffentlichkeit gedrungen sind.
Auf der DDOS-Website werden sogenannte Magnet-Links aufgeführt. Damit lassen sich die entsprechenden Dateien in Peer-to-Peer-Netzwerken (Torrent) auffinden und herunterladen. Die Enthüllungsplattform fungiert also als Vermittlerin, um Interessierten das einfache Auffinden des Materials über eine zentrale Anlaufstelle zu ermöglichen.
Ziel sei es, Forschern und Journalisten ein zentrales digitales Archiv zur Verfügung zu stellen. Darin finden sich bereits Terabyte an gehackten Daten und durchgesickerten Dokumenten, die zur besseren Übersichtlichkeit geordnet wurden.
Die Darknet-Seite sei gedacht als akademische Bibliothek oder ein Museum für Leak-Forscher. Darin werden auch ältere Datenpakete aufgeführt, die vor vielen Jahren erbeutet wurden. Wie etwa die Dateien aus dem Hackerangriff auf Sony Pictures von 2014 oder ins Internet gelangte Informationen des Staatssicherheitsdienstes von Aserbaidschan.
Julian Assange und die von ihm gegründete Enthüllungsplattform werden unmissverständlich von den Betreibern der DDOS-Seite kritisiert. Zwar nennen sie keine Namen, doch schreiben sie, der Zustand bestehender Leaking-Organisationen habe sich seit vielen Jahren schnell verschlechtert, «vergiftet durch ihre eigenen Egos und Interessen».
The Daily Beast bringt es auf den Punkt: Die neue Enthüllungsplattform wolle auch russische Geheimnisse veröffentlichen, etwas, wogegen sich Assanges Wikileaks sträubte.
Im Artikel wird der US-amerikanische Wissenschaftler Nicholas Weaver von der Universität von Berkeley zitiert:
In diese Bresche wolle DDOS springen. Im Westen sei kaum bekannt, dass es auch aus Russland Leaks gebe. Hackergruppen wie Shaltai Boltai, die ukrainische Cyber Alliance und CyberHunta drängen seit Jahren in russische Server ein und enthüllen Geheimnisse. Diese Leaks seien jedoch schwer zu finden, besonders wenn man kein Russisch spreche.
Das Russland-Unterverzeichnis bei DDOS enthält denn auch bereits ein Leak des russischen Innenministeriums. Darin werde der Einsatz russischer Truppen in der Ukraine detailliert beschrieben, und zwar zu einer Zeit, als der Kreml offiziell noch eine militärische Präsenz leugnete.
Ein Teil des Materials sei 2014 veröffentlicht worden, Wikileaks habe es Berichten zufolge später abgelehnt, weitere Dateien zu veröffentlichen. Dies sei zu einer Zeit gewesen, als Assange sich darauf konzentrierte, vertrauliche US-Dokumente der Demokratischen Partei zu publizieren, die angeblich von Kreml-Hackern an Wikileaks weitergegeben wurden.