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Swisscom-Konzernchef Urs Schaeppi tritt ab – das ist sein Nachfolger

Swisscom-CEO Urs Schaeppi.
Vom ETH-Ingenieur zum Konzernchef: Urs Schaeppi gab der Swisscom während vielen Jahren ein Gesicht. Per 1. Juni übergibt er an seinen Nachfolger, den bisherigen Technikchef.Bild: Swisscom

Swisscom droht mit Kürzung des Glasfaserausbaus – und Konzernchef Urs Schaeppi tritt ab

03.02.2022, 09:1903.02.2022, 14:03
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Die Swisscom bekommt einen neuen Konzernchef: Nach acht Jahren an der Spitze nimmt Urs Schaeppi per 1. Juni den Hut. Zu seinem Nachfolger hat der Verwaltungsrat den Netz- und Technikchef Christoph Aeschlimann gewählt.

Schaeppi gehe auf seinen Wunsch, teilte die Swisscom am Donnerstag in einem Communiqué mit. Der Berner hatte im Jahre 2013 nach dem Tod von Carsten Schloter die Führung des grössten Schweizer Telekomkonzerns übernommen. In seiner Ägide habe die Zahl der TV-Kunden um rund 60 Prozent und die Zahl der Breitbandkunden der italienischen Tochter Fastweb um rund 40 Prozent zugenommen.

Wer ist der «Neue»?

Der Abgang von Schaeppi mit Jahrgang 1960 kommt nicht unerwartet. Die Konzernspitze hatte in den letzten Jahren die Erneuerung der Swisscom-Leitung vorangetrieben und einen Generationenwechsel eingeleitet. Insgesamt war Schaeppi 23 Jahre bei der Swisscom.

Sein Nachfolger Christoph Aeschlimann (Jahrgang 1977) ist seit 2019 Leiter des Geschäftsbereichs Infrastruktur, Netz und IT und Mitglied der Konzernleitung der Swisscom.

Swisscom-Manager Christoph Aeschlimann, designierter Konzernchef (per 1. Juni 2022 tritt der bisherige CEO Urs Schaeppi ab).
Der designierte Konzernchef und bisherige Technikchef Christoph Aeschlimann. Der 45-Jährige hat an der ETH in Lausanne (EPFL) studiert und sein Informatik-Ingenieur-Diplom mit einem MBA an der McGill University in Kanada ergänzt.Bild: Swisscom

Aeschlimann solle den Schweizer Telekomkonzern «erfolgreich auf das nächste Level bringen», sagte Verwaltungsratspräsident Michael Rechsteiner laut Mitteilung.

«Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten», werde Schaeppi der Swisscom ab 1. Juni bis Ende 2022 «beratend zur Verfügung stehen und dann einen neuen unternehmerischen Abschnitt in Angriff nehmen», heisst es weiter.

Swisscom vermeldet mehr Umsatz und Gewinn, aber ...

Schaeppi geht mit guten Geschäftszahlen. Im vergangenen Jahr hat die Swisscom mehr umgesetzt und dank Sonderfaktoren deutlich mehr verdient.

Derweil droht die Swisscom nach einer Verfügung der Eidgenössischen Wettbewerbskommission mit der Kürzung ihrer Pläne für den Ausbau des Glasfasernetzes. Der «Blaue Riese» hat eigentlich das Ziel, die Zahl der Glasfaseranschlüsse bis 2025 von einem Drittel der Haushalte und Geschäfte um 1,5 Millionen auf rund 60 Prozent zu erhöhen.

Der von den Behörden verordnete Ausbau wäre deutlich teurer und würde die geplante Abdeckung von rund 60 auf 50 Prozent reduzieren, schreibt nun der Konzern. «Das ursprüngliche Ausbauziel, bis 2025 rund 1,5 Mio. Glasfaseranschlüsse zu bauen, würde damit um einen Drittel oder rund 500'000 Wohnungen und Geschäfte verringert.»

Denn es gäbe massive Mehrkosten für die Bauweise mit vier Fasern statt einer Glasfaser-Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht vor allem in ländlichen und dünn besiedelten Gebieten.

Wie gut sind die neusten Geschäftszahlen?

Operativ konnte die Swisscom zulegen und die Erwartungen des Marktes leicht übertreffen. Insgesamt stieg der Umsatz um 0,7 Prozent auf 11.18 Milliarden Franken.

Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen EBITDA verbesserte sich um 2,2 Prozent auf 4.48 Milliarden Franken. Unter dem Strich erzielte die Swisscom einen Reingewinn von 1.83 Milliarden Franken. Das sind 20 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Hauptgrund für den jetzigen Gewinnsprung ist die Aufwertung einer Beteiligung von Fastweb in Höhe von 169 Millionen Franken. Zudem brachte ein Verkauf eines Firmenanteils in Belgien einen Gewinn von 38 Millionen Franken ein. Hinzu kam ein Einmalertrag von 60 Millionen aus einer Anpassung bei der Pensionskasse.

Welche Ziele hat Swisscom fürs laufende Jahr?

Nun gibt die Swisscom erstmals Finanzziele für das Gesamtjahr 2022 bekannt. Beim Umsatz erwartet der Konzern ein Ergebnis von 11.1 bis 11.2 Milliarden Franken.

Der EBITDA soll rund 4.4 Milliarden Franken erreichen und die Investitionen rund 2.3 Milliarden Franken. Die Dividende bleibt bei 22 Franken, wenn die Ziele erfüllt werden.

Wie bereits angekündigt, beabsichtigt die Swisscom wie in den Vorjahren auch 2022, die Kostenbasis um rund 100 Millionen Franken zu senken. Realisiert werden die Einsparungen hauptsächlich über vereinfachte Arbeitsabläufe, effizientere Systeme und eine Reduktion der Arbeitsstellen.

Neue Arbeitsplätze würden dagegen in Wachstumsbereichen wie beispielsweise im IT-Lösungsgeschäft geschaffen. «Insgesamt rechnet die Swisscom für 2022, abhängig von der Marktentwicklung, mit einem stabilen Stellenangebot in der Schweiz», heisst es.

Ende 2021 hatte die Swisscom 15'882 Vollzeitstellen hierzulande.

Quellen

(dsc/sda/awp)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ELMatador
03.02.2022 09:41registriert Februar 2020
Eine Milliarde Gewinn pro Jahr und da reklamiert man, weil man wegen einem eigenen Fehler 90 Millionen mehr aufwenden muss.

Schon bisschen ironisch, oder? Ich hoffe, der neue CEO hält sich an die Abmachungen und den Auftrag des BAKOM.
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kobL
03.02.2022 10:28registriert Januar 2014
Und die Swisscom lässt keine Gelegenheit aus, den selbst verbockten Weko-Entscheid anzugreifen und mit "massiven Mehrkosten" zu argumentieren. Laut der Swisscom selbst liegen die Mehrkosten bei 99 Millionen für die 1.5 Millionen Anschlüsse. Macht 66.- pro Anschluss. Über eine Lebensdauer von 30 Jahren macht das 2.20 pro Jahr oder 18.3 Rappen pro Monat aus.
Einziger Nachteil für die Swisscom bei P2P gegenüber P2MP: Sie können Drittanbietern nicht die Technologie vorschreiben und wieder ein Monopol aufbauen wie bei den Kupferleitungen.
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Dubio
03.02.2022 10:33registriert Januar 2014
https://jurispub.admin.ch/publiws/download?decisionId=ef109888-721e-444e-b855-62d93ed48586

Das Urteil des BVGer (Randziffer 573) sagt entgegen der PR-Maschinerie der Swisscom ganz klar, dass ein Einfasern-Modell keine relevanten Einsparungen mit sich bringt. Es gibt folglich auch keine „Mehrkosten“.
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