Nach dem Konsum von gepanschtem Kokain sind in Argentinien mindestens 17 Menschen gestorben. 56 weitere Drogenkonsumenten seien mit schweren Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus gebracht worden, berichteten die Zeitung «La Nación» und der Fernsehsender TN am Mittwoch unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die Zahl der Toten könne noch steigen, hiess es aus Kreisen der Ermittler.
«So etwas haben wir noch nie erlebt», sagte ein Beamter der Zeitung «La Nación». «Die Zahl der Patienten nimmt ständig zu. Immer mehr Personen in einem ernsten Gesundheitszustand werden in die Krankenhäuser gebracht. Ausserdem gibt es Hinweise, dass Menschen auf der Strasse und zu Hause sterben, aber die Zahl ist noch nicht bekannt.»
Die meisten Opfer hatten das Kokain offenbar beim selben Dealer gekauft. Die Polizei konnte Reste der Drogen in einer Tüte und an einem Geldschein sicherstellen. Die ersten Ermittlungen deuteten darauf hin, dass ein konkurrierender Rauschgifthändler die Drogen vergiftet hatte, um den Rivalen aus dem Geschäft zu drängen.
Der Sicherheitsminister der Provinz Buenos Aires, Sergio Berni, rief alle Konsumenten dazu auf, die in den vergangenen 24 Stunden gekauften Drogen nicht zu konsumieren. «Dem Kokain wurden Substanzen zugesetzt, um mehr Volumen zu schaffen, und manchmal sind diese Substanzen sehr giftig», sagte Berni während einer Razzia in einem Armenviertel vor den Toren von Buenos Aires.
Eine zweite Hypothese lautete, dass die Opfer statt Kokain das Opiat Fentanyl konsumiert hatten. Die Droge gilt als deutlich stärker als Heroin und kann schon in geringen Dosen tödlich wirken. Fentanyl ist ein Treiber der Opioid-Krise in den USA mit Zehntausenden Toten pro Jahr.
Zwar leidet Argentinien im Vergleich zu anderen Ländern Lateinamerikas nicht unter massiven Auseinandersetzungen zwischen den grossen Drogenkartellen. Lokale Clans ringen in den Armenvierteln im Umland der Metropolen aber durchaus mit harten Bandagen um Geschäftsfelder und Einflusszonen. In den so genannten Villas werden Drogen oft aus regelrechten Bunkern heraus verkauft. (saw/sda/dpa)