Seit dem 14. März sind in rund 20 Städten im Nordosten Brasiliens gewalttätige Angriffe auf öffentliche Gebäude und Transportmittel gemeldet worden.
Betroffen waren zwei Posten der Militärpolizei, ein Rathaus, eine Bank und ein Justizgebäude. Zudem wurden zahlreiche Busse und Pkw in Brand gesteckt. 3 Nächte hintereinander heulten in diversen Orten die Sirenen.
Laut den Behörden eine Bande namens «Sindicato do Crime» (übersetzt Verbrechensgewerkschaft). Sie arbeitet offenbar mit der einst verfeindeten Gruppe «Primeiro Comando da Capital» (PCC) zusammen. Die PCC ist die wohl grösste kriminelle Organisation Brasiliens und kontrolliert den Drogenhandel im Land grösstenteils.
Laut den Behörden in Rio Grande do Norte kam der Befehl für die Angriffe auf die öffentlichen Einrichtungen aus einem Gefängniss in Alcaçuz. Der Capo des «Sindicato do Crime», José Kemps Pereira de Araújo, habe die Order für die verheerenden Attacken erteilt. Mittlerweile wurde er in ein anderes Gefängnis verlegt, teilen die Behörden mit.
Einer der Rädelsführer wurde in der Zwischenzeit von der Polizei getötet. Es handelt sich um José Wilson da Silva Filho. Ein bekanntes Mitglied der Bande, welches seit geraumer Zeit auf der Flucht ist. Er war aus einem Gefängnis entflohen. Ein anonymer Hinweis führte die Polizei zu seinem Standort. Beim darauffolgenden Schusswechsel wurde da Silva getötet.
Die Eskalation der Gewalt folgte laut dem Innenminister des Bundesstaates auf unerfüllte Forderungen von Gefängnis-Insassen des Bundesstaates.
Sie verlangten unter anderem Fernsehapparate und das Erlauben intimer Besuche. «Das sind Dinge, die die Behörden nicht erfüllen können, weil es gegen das Strafvollzugsgesetz ist», sagte der Minister gegenüber terra.com.br.
Brasiliens Gefängnisse sind der Ursprung vieler Banden und krimineller Organisationen. Die Banden nähren sich aus den Peripherien der grossen Städte, wo die Arbeitslosigkeit hoch und der Einfluss der Behörden gering ist. Viele junge Menschen geraten auf die schiefe Bahn und somit in die Fänge der Gangs.
Historisch haben sich die Gefangenen im Kampf gegen die Gefängnisleitung zusammengeschlossen und so für mehr Rechte gekämpft. Nicht selten mit Gewalt – auch ausserhalb der Gefängnismauern. So auch in diesem Fall.
Zuletzt waren die Regionen 2017 in den Fokus von heftiger Banden-Gewalt geraten, als sich rivalisierende Gangs in den Gefängnissen bekämpften.
Am Freitag haben die Sicherheitskräfte dann zum grossen Schlag gegen die Bande ausgeholt, wie das Nachrichtenportal G1 schreibt. 30 Mitglieder wurden bei einer kombinierten Aktion von Regional- und Bundesbehörden verhaftet. Weitere 24 Flüchtige sind identifiziert.
Gegen die Bande wird auch im Zusammenhang mit Drogenhandel, Überfällen und Morden ermittelt. Sie sollen auch am Tod eines Polizisten und dessen Frau schuld sein.
Bereits im Verlauf der Woche wurde die Nationalgarde in das betroffene Gebiet geschickt, um die öffentliche Ordnung wieder herzustellen.
Ob sich die Lage nun beruhigt, bleibt abzuwarten. Noch ist das Bild der Zerstörung in den betroffenen Regionen verheerend.
Die Nationalgarde versucht, die Sicherheit herzustellen. Hunderte sind bereits vor Ort. Und laut den Behörden könnte noch Hunderte mehr folgen, falls nötig.