Seit Wochen protestieren Trucker in Kanada gegen die Corona-Politik des Landes. Das hat mittlerweile weitreichende Folgen für viele Bürger in Ottawa. «Wir beobachten die Zerstörung von Eigentum, Schikanen, Leute, die den Einheimischen sprichwörtlich ins Gesicht springen und ihnen sagen, sie sollen ihre Masken abnehmen», sagt Anwohnerin Katarina dem Magazin «Rolling Stone».
Darum haben Katarina und andere linke Gegenprotestler beschlossen, die Kommunikationskanäle der Trucker zu infiltiereren, um Informationen über deren Organisation zu erhalten. «Es gab niemanden sonst, der sich gewehrt hat», meint Katarina, die ihren Nachnamen aus Angst vor Repressionen nicht in den Medien lesen will.
Die kanadischen Anti-Massnahmen-Trucker kommunizieren über Zello, einer App, die aus einem Smartphone ein Walkie-Talkie macht. Über Zello können kurze Audionachrichten ausgetauscht werden.
Bald begannen die Gegenprotestler die Zello-Kanäle zu trollen, indem sie den Song «Ram Ranch» abspielten – in Anspielung auf die «Dodge Ram»-Trucks, mit denen viele der Massnahmengegner unterwegs sind.
«Ein zutiefst konservatives Glaubenssystem hat sich in unserer Stadt ausgebreitet. Darum werden die Massnahmengegener extrem wütend, wenn wir dieses Lied spielen. Denn es ist ein explizit LGBTQ-freundliches Lied», erläutert Katarina die Musikwahl.
Der Songtext ist tatsächlich nicht nur «explizit LGBTQ-freundlich», sondern auch explizit explizit: «Cowboys in the showers at Ram Ranch!» ist die mit Abstand jugendfreundlichste Zeile des Songs.
«Ram Ranch» ist per se ein Protestsong. Sänger Grant MacDonald war beim Schreiben davon inspiriert, dass ein Radiosender in Nashville seine Countrysongs mit LGBTQ-Themen ablehnte: «Ich wollte mich an der Homophobie in Nashville rächen», erklärt er gegenüber «Rolling Stone». Mittlerweile hat MacDonald 541 Versionen von «Ram Ranch» verfasst.
Nachdem sein Neffe ihn informiert habe, dass der Song in Ottawa gerade viral ginge, habe er nur geantwortet: «Oh mein Gott, ich hoffe, es sind nicht die Trucker». Jetzt sei er «einfach nur total begeistert», dass sein Song für die Gegenproteste genutzt werde.
Seit Wochen demonstrieren in Kanada Tausende gegen Corona-Beschränkungen und Impfvorschriften. Mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen werden auch Zufahrten ins Zentrum der Hauptstadt Ottawa blockiert. Auslöser der Proteste waren Impfvorschriften für Lastwagenfahrer. Seit Januar gilt eine Verordnung, wonach auch Trucker, die aus den USA zurückkehren, einen Impfnachweis vorlegen müssen.
Am Montag hatte Premierminister Justin Trudeau den nationalen Notstand verhängt. Der liberale Regierungschef machte dazu erstmals von einem entsprechenden Gesetz Gebrauch. Trudeau sagte dazu: «Wir können und werden nicht zulassen, dass illegale und gefährliche Aktivitäten fortgesetzt werden.» Es gehe darum, die Sicherheit zu gewährleisten, Arbeitsplätze zu schützen und Vertrauen in die Institutionen des Landes wiederherzustellen.
Weite Teile der Bevölkerung hatten Trudeaus teilweise sehr strikten Anti-Covid-Kurs in den vergangenen zwei Jahren mitgetragen. In jüngsten Studien zeichnet sich allerdings eine mögliche Trendwende ab, auch wenn das Bild noch nicht eindeutig ist.
Auch einige Anhänger des 50-Jährigen nahmen der grassierenden Omikron-Variante geschuldete Massnahmen wie neue Reiseeinschränkungen und von lokalen Regierungen verordnete Schliessungen der Innenräume von Bars und Restaurants als übertrieben wahr.
(yam, mit Material der sda)
"Wo die Brummis parken, wo Countrymusik läuft,
dort sitzen all die Dummen, weil Dummheit gerne säuft!
Dies ist der Anti-Country-Song, das Anti-Country-Lied,
jeder, der gern Country hört, hat ein kurzes Glied!"
Der nächste Blockbuster heisst dann wohl Brokeback Highway.
😂