Der 17. Februar ist in der Schweiz in die Geschichte eingegangen. Nach zwei Jahren Pandemie wurden an diesem Donnerstag praktisch alle Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus aufgehoben. Drei Wochen später ist eingetroffen, womit man rechnen musste: Die Fallzahlen steigen wieder stark an.
Eine Situation, die Dänemark gut kennt. Dort wurden bereits Anfang Februar fast alle Massnahmen fallengelassen – obwohl das skandinavische Land schon dazumal hohe Inzidenzen verzeichnete. Dänemark stand wenig später vor einer Corona-Wand, die Neuinfektionen stiegen weiter an und übertrafen alle bisherigen Rekorde.
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Die Behörden wollten sich die Unterstützung der Bevölkerung im Kampf gegen die Pandemie nicht verspielen und beendeten die Masken- und Zertifikatspflicht, öffneten Clubs und erlaubten Grossveranstaltungen. Die Impfquote liegt in Dänemark bei über 83 Prozent.
Von Mitte September bis Mitte Februar lag die Reproduktionszahl in Dänemark über 1. Mitte Februar infizierten sich wöchentlich über fünf Prozent der Bevölkerung mit Corona.
Mit dem Anstieg der Infektionen stiegen auch die Todesfälle. Nie zuvor wurden in Dänemark so viele Tote registriert, die in den letzten dreissig Tagen vor ihrem Tod positiv auf Corona getestet wurden.
Die Virenvariante BA.2, die in der Schweiz gerade zur dominanten Variante aufsteigt, ist in Dänemark schon länger präsent. Auf den ersten Blick könnte man schlussfolgern, dass diese tödlicher ist als ihre Vorgänger. Dem ist aber nicht so: Tatsächlich ist das Coronavirus in der dänischen Bevölkerung schlicht so stark verbreitet, dass viele Personen aus anderen Gründen hospitalisiert werden – oder eben auch sterben –, nebenbei jedoch auch kürzlich positiv getestet wurden.
Um die Rekorde bei den Todeszahlen einzuordnen, veröffentlicht die dänische Regierung wöchentlich eine Statistik, bei der aufgeschlüsselt ist, ob die Covid-Toten tatsächlich an den Folgen des Virus (rot) oder durch andere Ursachen (gelb) gestorben sind. Sie zeigen: Im letzten Winter sind wöchentlich mehr als doppelt so viele Menschen an den Folgen von Covid-19 gestorben.
Obwohl positive Krankenhauspatienten immer einen Mehraufwand bedeuten, kamen die dänischen Spitäler diesen Winter nicht an ihre Grenzen. Dazu beigetragen hat auch die hohe Impfquote, dank der viele Infizierte in Dänemark einen milden Verlauf hatten.
Die Impfquote in der Schweiz ist mit 70 Prozent deutlich tiefer als in Dänemark (83 Prozent), die Situation in den Spitälern hierzulande ist laut Bundesamt für Gesundheit derzeit jedoch stabil. Die Fallzahlen dürften in den kommenden Wochen allerdings weiter steigen – insbesondere, wenn per Anfang April die verbleibenden Massnahmen aufgehoben werden sollten.
Die Wiedereinführung der Massnahmen steht auch in Dänemark nicht zur Diskussion. Im Gegenteil: Am Donnerstag hat Dänemark beschlossen, die Empfehlungen zur Covid-19-Testung anzupassen. Neu sollen sich nur noch Menschen testen lassen, wenn ein «besonderer medizinischer Grund» vorliegt.
Laut einer Expertin der dänischen Gesundheitsbehörden, Bolette Søborg, zählen dazu etwa Personen über 65 Jahren, Schwangere oder Menschen mit Vorerkrankungen. Der Grossteil der dänischen Bevölkerung müsse keinen Test mehr machen, wenn Symptome vorliegen oder ein Kontakt zu einer positiven Person stattgefunden hat.
Alles easy dann, oder?
Wenn es denn mal so einfach abläuft...