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Holländische Website bot Coronaviren an – zur Selbstansteckung

«Ja, ich will Corona»: Holländische Website bot Viren an – zur Selbstansteckung

Eine niederländische Seite bot im Internet Virus-Pakete an – Test und Flüssigkeit mit Coronavirus, um sich anzustecken und dann den Status «genesen» zu haben. Jetzt wird gerätselt: Satire oder kriminell?
19.11.2021, 17:3519.11.2021, 17:35
Lars Wienand / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Einmal infizieren für 33.50 Euro, bei ausbleibendem Erfolg ein neuer Versuch zum günstigeren Preis: Eine niederländische Webseite hat unter dem Motto: «Ja, ich will Corona» angebliche Sets angeboten, um sich mit Corona anzustecken. «Das Virus, das Sie erhalten, ist nicht älter als drei Monate, sodass Sie sicher sein können, dass auch die neuesten Mutationen und Varianten enthalten sind», hiess es.

«Ja, ich will Corona» mitsamt Herz: Eine niederländische Seite bot angeblich Viruslieferung zum Selbstanstecken. Das Angebot löste in den Niederlanden Empörung aus.
«Ja, ich will Corona» mitsamt Herz: Eine niederländische Seite bot angeblich Viruslieferung zum Selbstanstecken. Das Angebot löste in den Niederlanden Empörung aus.Bild: screenshot

Nach Hinweisen an die niederländische Gesundheitsbehörde, den Webhoster und Anfragen an die Seitenbetreiber war die Seite mit dem Online-Angebot am Donnerstagmittag nicht mehr erreichbar. Der Seitenbetreiber beantwortete Fragen dazu nicht.

Gesundheitsbehörde: Erschreckend und empörend

Die niederländische Gesundheitskontrollbehörde IGJ ging mit einer Warnung an die Öffentlichkeit. «Absichtlich anstecken – mach es nicht!» IGJ-Chefin Marina Eckenhausen erklärte: «Während jeder im Gesundheitswesen hart daran arbeitet, sowohl Covid-Patienten als auch allen anderen Patienten zu helfen, gibt es offenbar Organisationen, die das Virus bewusst weiterverbreiten wollen.» Es sei erschreckend und empörend. Die Behörde erklärte, das Angebot zu prüfen und liess zunächst offen, welche Schritte folgen.

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Es war deshalb auch zunächst unklar, ob die Internetseite vom Betreiber selbst vom Netz genommen wurde und ob das Angebot vielleicht nur ein Scherz sein sollte. Auf der Shop-Seite war anfänglich eine Bestellung möglich, dann mit dem Hinweis auf Wartungsarbeiten nicht mehr, ehe die Seite völlig verschwand.

Beworben wurde das Angebot für «alle, die nach einer sicheren Lösung suchen, um sich mit dem Coronavirus zu infizieren». Es sei ein Weg, nach einem positiven Test einen offiziellen Genesungsnachweis zu erhalten.

Auf der Seite stand zu einer Infektion die Empfehlung, sich dann an die staatlichen Empfehlungen zu halten. Zitiert war der Satz, man solle «bei Beschwerden» zu Hause bleiben. In den Niederlanden gab es in den vergangenen Tagen Berichte über angeblich Kuss-Partys, bei denen sich junge Menschen gezielt anstecken.

Die renommierte niederländische Virologin Marion Koopmans, Leiterin des Zentrums für neu aufkommende virale Erkrankungen der WHO, kommentierte das Angebot auf Twitter knapp: «In einem Land, in dem alles möglich ist, halte ich das für einen neuen Tiefpunkt.»

In den Niederlanden liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei über 700, am Mittwoch wurden in dem Land mit 17.4 Millionen Einwohnern 23'680 Neuinfektionen und 34 Tote gemeldet.

Die Webseite war erst vor wenigen Tagen registriert worden. Der Anbieter, bei dem die Seite technisch liegt, erklärte auf Anfragen, vom Angebot zu wissen und auf entsprechende Hinweise der Aufsichtsbehörde zu warten.

In Deutschland war das Angebot zuerst der Recherchegruppe @__investigate__ aufgefallen. Ihr Kommentar: «Darwin Award next level» – nächste Stufe des «Darwin-Awards», ein an der Stanford-Universität ausgerufener Negativpreis für Menschen, die sich durch Dummheit selbstverschuldet töten oder tödlich verunglücken.

Österreicher plante Ansteck-Aktion

Vor einigen Wochen hatte auch der Österreicher Alexander Ehrlich, der lange eng mit der deutschen Querdenkerszene verknüpft war, eine Aktion «Steckt uns an» starten wollen.

Auf Nachfrage von t-online erklärte er, dass ihm dazu kontrollierte Bedingungen vorschwebten bei einem «wissenschaftlich begleiteten, staatlich organisierten Infektionsprogramm zur Seuchenbekämpfung durch natürliche Immunisierung». Die Idee hatte auch in den Querdenker-Kreisen keine Resonanz gefunden.

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59 Kommentare
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Lion:ess
19.11.2021 18:02registriert Dezember 2015
Gäbe es doch nur eine kontrollierte, sichere Art Antikörper zu bilden, vielleicht sogar gratis und von Fachkräften verabreicht. Wäre das nicht wunderbar?
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Snowy
19.11.2021 17:45registriert April 2016
Habe in meinem entfernten Umfeld auch zwei Personen, welche absichtlich ein Wochenende mit einem infizierten verbracht haben. Nur damit sie nachher (vermeintlich) genesen sind.

Es hat nicht geklappt mit der Ansteckung. Dies trotz positiven PCR Test und (leichten) Symptomen beim Infizierten.

Sache gits…
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Mutzli
19.11.2021 18:02registriert Dezember 2016
...und genau so tolle Ideen sind der Grund dafür, wieso ich nicht verstehe, dass Genesene von Anfang an ähnlich wie Geimpfte eingestuft wurden.

Denn Ansteckungsparties sind leider wirklich nix neues, das gabs & gibts von Impfgegnern bei allen möglichen Krankheiten, seien es Windpocken, Masern...

Auf der anderen Seite sind die Impfstoffe verdammt sicher & erhöhen auch für Genesene den Immunschutz. Aber aus irgendwelchen Gründen wird impfen nicht als was an sich positives, geschweige denn selbstverständliches eingestuft.
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