Seit Montag gilt in Österreich ein Lockdown der Ungeimpften. Zuvor explodierten die Fallzahlen und die Spitäler füllten sich wieder. Einige Bundesländer künden auch einen Lockdown für alle an.
In Deutschland steigen die Fallzahlen ähnlich steil wie in der Schweiz. Während über Verschärfungen der Massnahmen diskutiert wird, platzt Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, der Kragen. Denn alle seine Warnungen und Empfehlungen werden in den Wind geschlagen. Er sagt: «Wir waren noch nie so beunruhigt wie jetzt.»
Und in der Schweiz? Hier tut sich wenig. Am 28. November stimmen wir über das Covid-Gesetz ab. Bisher mobilisierten vor allem die Gegner, in Umfragen lagen aber die Befürworter deutlich vorne. Will man die Abstimmung verstreichen lassen und dann neue Massnahmen publizieren? Am Donnerstagmittag antwortete Bundesrat Alain Berset an der Pressekonferenz auf eine entsprechende Frage: «Ich hoffe nicht.»
Von grosser Aufregung wie in unseren deutschsprachigen Nachbarländern sind wir weit entfernt, Berset sagt, man versuche «härtere Massnahmen zu verhindern». Seit Beginn der Krise habe die Schweiz einen eigenen Weg verfolgt, um das Optimum für die Bevölkerung zu erreichen.
Die Fragen bleiben: Sollten wir auch aufgeregter sein? Oder schiessen die Deutschen und Österreicher über das Ziel hinaus? Oder muss sowieso jedes Land seinen eigenen Weg finden? Blicken wir auf die Daten aus den drei Ländern.
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In Sachen Impfung sind die deutschsprachigen Länder im Vergleich mit anderen Staaten in Westeuropa im hinteren Teil zu finden. Blickt man nur auf die Entwicklung im DACH-Raum lässt sich sagen: Die Entwicklung verlief ähnlich und die aktuellen Impfquoten liegen nahe beieinander.
In Österreich werden aktuell deutlich am meisten Neuinfektionen gemeldet. Das Land registriert fast täglich neue Rekordwerte seit Pandemiebeginn – und ein Ende ist nicht in Sicht. Deutschland und die Schweiz liegen noch deutlich tiefer und entwickeln sich auf ähnlichem Niveau. Die Kurve zeigt aber auch immer steiler aufwärts.
Klar: Neuinfektionen sind nur ein erster Gradmesser, solange die Spitäler nicht voll werden, ist dieser Wert vernachlässigbar. Wichtig ist auch noch zu wissen: Österreich testet seit Wochen deutlich mehr als die Schweiz. Am 11. November waren es beispielsweise 725'954 Tests in Österreich, aber nur 40'129 in der Schweiz. Auch darum sind die Hospitalisationen interessant und wichtiger. Wir blicken im nächsten Punkt darauf.
Hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Neuinfektionen. In Österreichs Spitälern liegen deutlich mehr Corona-Patienten als in der Schweiz. Die Kurve zeigt auch steiler nach oben.
Da die Situation in den Spitälern in den verschiedenen Bundesländern sehr unterschiedlich ist, diskutiert man beispielsweise in Salzburg wegen drohender Überlastung eine Triage zwischen Geimpften und Ungeimpften.
Deutschland weist die Hospitalisierten auf Our World in Data nicht aus, weshalb wir hier für den Vergleich die wöchentlichen Hospitalisationen pro Million Einwohner beiziehen (diese Daten wiederum werden für Österreich nicht erfasst). Aktuellster Stand ist Woche 43 (bis 31. Oktober).
Hier zeigt sich im Gegensatz zur Schweiz, dass die Belastung für die Spitäler höher ist und aktuell auch steiler ansteigt.
Ähnlich wie auf den normalen Spitalbetten verhält es sich auf den Intensivstationen: Während in der Schweiz sich ein möglicher Anstieg erst jetzt langsam andeutet, stiegen die Zahlen in Deutschland und Österreich schon seit Ende Oktober schnell an.
Was sich schon bei den Hospitalisationen und Intensivstationen abzeichnet, setzt sich bei den Todesfällen fort. Aktuell sterben im Vergleich zur zweiten Welle vor rund einem Jahr (noch) deutlich weniger Personen. Allerdings zeigen die Entwicklungen in Deutschland und insbesondere in Österreich in keine gute Richtung.
In der Schweiz sterben aktuell rund 4-mal weniger Personen an Covid-19 als in Österreich und rund halb so viele wie in Deutschland.