Eine Woche nach dem Gäubodenfest im niederbayerischen Straubing schiessen in der Region die Inzidenzwerte in die Höhe. Das zweitgrösste Volksfest Bayerns galt vielen als wichtiger Fingerzeig im Hinblick auf das Oktoberfest, das in rund zwei Wochen am 17. September eröffnet werden soll. Stadt- und Landkreis Straubing haben derzeit die höchsten Inzidenzwerte in ganz Deutschland. Was heisst das für die Wiesn?
«Wir gehen auch in München im Rahmen der Wiesn von einem Anstieg in allen drei Gruppen aus», heisst es vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität in München auf Anfrage von t-online. Gemeint sind mit dem «Anstieg in allen drei Gruppen» mehr an Covid-19 erkrankte Patienten, Intensivpatienten und infizierte Krankenhausmitarbeiter im Klinikum.
Dennoch: Nach Einschätzung der Uniklinik werden diese Fälle die Krankenhäuser «nicht überlasten». Im Moment spielten Patienten «mit Covid-19-Erkrankung zahlenmässig eine sehr untergeordnete Rolle» auf den Stationen des Hauses. Intensivfälle gebe es zudem immer seltener. Für eine abschliessende Bewertung des Infektionsgeschehens etwa nach dem Straubinger Volksfest sei es aber noch zu früh. Wie viele der Neuinfizierten nach dem Gäubodenfest nun auch ernsthaft erkranken oder im Krankenhaus behandelt werden müssen, könne bisher nicht sicher vorhergesagt werden.
Eine Entlastung wünscht sich das LMU-Klinikum zur Wiesnzeit dennoch. Denn das Fest bringt nicht nur ein erhöhtes Infektionsrisiko, sondern auch weitere zusätzliche Einsätze für das medizinische Personal – solche, die schon vor der Pandemie üblich waren. Denn wo viel getrunken wird, kommt es zu Schlägereien, Unfällen oder Alkoholvergiftungen.
«Die Belastung der Münchner Kliniken könnte deutlich reduziert werden, wenn das Sanitätszelt auf der Wiesn nicht über Nacht schliessen würde», sagt Markus Wörnle, Leiter der Notaufnahme der Einrichtung. «Unsere Ressourcen bleiben als Universitätsklinikum für die Versorgung auf höchstem medizinischen Niveau reserviert, zum Beispiel für Patienten mit Herzinfarkt oder Lungenembolien.»
Grundsätzlich funktioniere die schnelle Versorgung auf dem Festgelände jedoch bereits seit Jahren gut, sodass nur wenige Fälle etwa zum Ausnüchtern ins Klinikum kämen. Ludwig Ney, Leiter der Interdisziplinären Intensivstation, ergänzt, dass «wir glücklicherweise keinen aktuellen Personalmangel haben, der Bettensperrungen erfordern würde».
Eduard Fuchshuber, der Pressesprecher der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, schätzt, dass während des Oktoberfests die Anzahl der Notfalleinsätze in München um rund 20 Prozent in die Höhe geht. Kämen dann noch weitere Corona-Fälle auf den Intensivstationen hinzu, wäre eine grosse Belastung für das Personal zu befürchten. Doch die Zahlen aus Straubing stimmen ihn eher optimistisch.
«Dort, wie auch in anderen Regionen nach Volksfesten, steigt zwar die Sieben-Tage-Inzidenz an», beschreibt er. «Ein Anstieg an schweren Erkrankungen ist aber bisher nicht zu beobachten.»