In Deutschland hat nach bisherigen Ermittlungen ein Mann seine Ehefrau in einer fahrenden Strassenbahn mit einer brennbaren Flüssigkeit überschüttet und angezündet.
Geistesgegenwärtig betätigten Mitfahrende nach Angaben einer Polizeisprecherin den Notfallknopf und stoppten so die Bahn am Sonntagmorgen auf ihrer Fahrt durch die Stadt Gera (Thüringen). Der Tramfahrer eilte der Frau zu Hilfe und löschte die Flammen auf ihrem Körper mit dem Feuerlöscher.
Am Oberkörper, an den Armen und am Hals hatte die 46-Jährige laut Polizei gebrannt. Mit einem Hubschrauber wurde die lebensgefährlich Verletzte in ein Krankenhaus gebracht. Aufnahmen des Tatorts zeigen eine verkohlte Stelle nahe zweier Sitze in der Tram.
«Das ist kein alltägliches Geschehen», betont die Polizeisprecherin Katja Ridder am Tag nach der Tat. Das Opfer sei weiter im Krankenhaus, zu ihrem Gesundheitszustand könnten noch keine weiteren Auskünfte gegeben werden, so die Polizei in einer Mitteilung.
Glücklicherweise seien neben der Frau selbst keine weiteren Menschen körperlich verletzt worden, sagte die Sprecherin. Aber: Den anderen Fahrgästen und dem Tramfahrer sei psychologische Betreuung angeboten worden. Ridder sagt:
Der tatverdächtige Ehemann war nach der Attacke flüchtig, die Polizei fahndete mit Foto nach ihm, konnte nicht ausschliessen, dass von ihm weiter eine Gefahr ausging. Auch Polizeihunde und ein Polizeihubschrauber waren bei der Suche im Einsatz. Am Montagvormittag stellte sich der Gesuchte dann selbst bei der Polizei, die ihn vorläufig und ohne Widerstand festnahm.
Zuvor war die Wohnung des Mannes in Gera durchsucht worden, dabei waren auch Spezialkräfte des Landeskriminalamts beteiligt gewesen. Dass es sich bei der brennbaren Flüssigkeit um Benzin gehandelt haben könnte, kann die Polizei bislang nicht ausschliessen, aber auch nicht bestätigen. Wie es mit dem Mann nun weitergeht, hat die Staatsanwaltschaft zu entscheiden. Die Polizei ermittelt wegen versuchten Mordes.
Ob sich der Georgier zur Tat geäussert hat, darüber gab die Polizei keine Auskunft. Auch was ein mögliches Motiv und die genauen Hintergründe angeht, hält sich die Behörde mit Blick auf laufende Ermittlungen mit Angaben zurück. Sicher ist: In der Familie gibt es auch mehrere Kinder und der Mann war kein Unbekannter bei der Polizei. Vor einigen Wochen sei es bereits zu einem Polizeieinsatz bei der Familie gekommen, so die Behörde.
Schon am Sonntag zeigte sich der Oberbürgermeister der rund 100'000 Einwohner zählenden Stadt erschüttert ob der Attacke. Kurt Dannenberg machte sie auch als Symptom eines grundlegenden Problems aus. «Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter – die heutige Tat ist eine der niederträchtigsten», sagte der Christdemokrat laut Mitteilung. Das Opfer werde sein Leben lang gezeichnet sein. «Dieser Vorfall zeigt uns auf erschreckende Weise, dass solch brutale Taten jederzeit und überall geschehen können.» Dabei rechtfertige nichts eine solche Tat.
Deutschland Innenministerin Nancy Faeser forderte nach der Attacke mehr Schutz für Frauen gegen Gewalt und ein schärferes Vorgehen gegen Täter. Sie sagt:
Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden – also weil sie Frauen sind.
Im November vergangenen Jahres hatte das Bundeskriminalamt erstmals ein Lagebild «Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten» für Deutschland vorgestellt. Demnach wurden im vorvergangenen Jahr (2023) 938 Mädchen und Frauen Opfer von versuchten und vollendeten Femiziden – 360 Frauen und Mädchen starben dabei. (sda/dpa/nib)
Leider fehlen die Konsequenzen weiterhin.