Es war vielleicht nicht die «grösste Razzia aller Zeiten» gegen die 'Ndrangheta, wie die zur Übertreibung neigenden italienischen Medien berichteten. Aber mit 108 verhafteten Personen in 8 verschiedenen europäischen Ländern war es sicher die bisher internationalste Aktion dieser Art.
Die «Operation Eureka» begann am Mittwoch in den frühen Morgenstunden gleichzeitig in Italien, Deutschland, Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal, Rumänien und Slowenien. Insgesamt wurden über 150 Hausdurchsuchungen durchgeführt. Den Verhafteten wird die Mitgliedschaft in einer mafiösen Vereinigung, Kokainhandel im Umfang von mehreren tausend Kilo sowie Waffenhandel und Geldwäscherei vorgeworfen.
Allein in Deutschland waren gestern bei der Razzia mehr als 1000 Polizeibeamte im Einsatz, darunter auch Spezialkräfte. Es gab Dutzende Durchsuchungen und mehrere Festnahmen. Allein in Bayern durchsuchten mehr als 130 Einsatzkräfte zehn Objekte, gegen vier Personen wurden EU-Haftbefehle vollstreckt. Im Saarland waren rund 90 Einsatzkräfte beteiligt.
Im Zentrum der Ermittlungen standen nach Angaben der italienischen Anti-Mafia-Direktion (Direzione Nazionale Antimafia, DNA) der internationale Kokainhandel - seit vielen Jahren eine Domäne der 'Ndrangheta, die mit dem Stoff die halbe Welt versorgt. Die in Kalabrien, der Südspitze Italiens, beheimatete Mafia-Organisation hat beste Verbindungen zu den südamerikanischen Drogenkartellen und verdient mit dem Drogenhandel Milliardenbeträge.
Das Kokain wird jeweils in den heimischen Hafen von Gioia Tauro sowie nach Antwerpen oder Rotterdam verschifft. Laut der DNA wurden allein in den Jahren 2020 bis 2022 sechstausend Kilo Kokain nach Europa gebracht; die Hälfte davon konnte beschlagnahmt werden.
Die Ermittlungen hatten im Jahr 2009 begonnen, als im belgischen Genk der kalabresische Besitzer einer Pizzeria ins Visier der Justizbehörden geriet. Es bestand der begründete Verdacht, dass es sich bei der Pizzeria lediglich um eine Tarnung handelte und dass der Mann in Wahrheit eine Schlüsselfigur der 'Ndrangheta und des Kokainhandels war. Die Ermittlungen wurden in der Folge auf immer mehr europäische Länder ausgeweitet.
Bei den meisten der Verhafteten handelt es sich um Mitglieder und Mitläufer des Strangio- und des Nirto-Clans aus San Luca in Kalabrien. Das Mafia-Nest in den Ausläufern des Aspromonte-Gebirges hatte 2007 durch das Blutbad in einer Pizzeria in Duisburg mit sechs Toten traurige Berühmtheit erlangt: Sowohl die Täter als auch die Opfer stammten aus San Luca.
Die 'Ndrangheta ist die gefährlichste und internationalste Mafia-Organisation Italiens; in Kalabrien gibt es rund 160 Clans mit schätzungsweise 6000 Mitgliedern. Sie kann in ganz Europa auf ein professionelles Netz von Geldwäschern zählen, die ihre Milliardenerlöse aus dem Kokainhandel in die legale Wirtschaft investieren - mit Vorliebe in Immobilien, Pizzerien, Autowaschanlagen und Eisdielen - auch in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich. (bzbasel.ch)
Ich kann mir gut vorstellen, in welchem Land spezielle Waschprogramme angeboten werden. Es muss ein Land sein, voll von bekravatteten Gnomen, die eifrigst die Gelder gegen eine kleine Gabe weisswaschen.
Ein Land, das diskret jedem Halunken dieser Welt hilft Geld zu verstecken und zu waschen.
Nein, ich verrate nicht, welches Land. Ihr findet es NIE raus. Niemals imfall.