International
Grossbritannien

Objekte aus dem British Museum gestohlen – «wir hätten mehr tun können»

epa10815591 A woman views the Parthenon Marbles at the British Museum in London, Britain, 23 August 2023. The British Museum dismissed a member of staff and the Metropolitan Police are investigating a ...
Eine Frau fotografiert Antiken.Bild: keystone

Objekte aus dem British Museum gestohlen – «wir hätten mehr tun können»

27.08.2023, 09:2527.08.2023, 13:16
Mehr «International»

Bei der Diebstahlserie im British Museum sind nach Angaben von Aufsichtsratschef George Osborne schätzungsweise rund 2000 Artefakte verschwunden. «Wir glauben, dass wir Opfer von Diebstählen über einen langen Zeitraum geworden sind. Und offen gestanden hätte mehr getan werden können, um sie zu verhindern», sagte Osborne am Samstag dem Sender BBC Radio 4. Er entschuldigte sich und versprach, man werde das wieder in Ordnung bringen.

«Und ich kann Ihnen heute sagen: Wir haben angefangen, einige der gestohlenen Gegenstände wiederzufinden», sagte Osborne. Er sprach von einem Silberstreif am Horizont. Auf die Frage, wo einige Gegenstände aufgetaucht seien, antwortete er: «Einige Mitglieder der antiquarischen Gemeinschaft arbeiten aktiv mit uns zusammen.» Es werde auch mit einer Datenbank für verlorene und gestohlene Kunstwerke zusammengearbeitet.

Das British Museum in London besitzt Millionen Objekte zur Kulturgeschichte der Menschheit. Mitte August hatte das Museum bekanntgegeben, dass einige Objekte aus Lagerräumen verschwunden, gestohlen oder beschädigt worden seien. Osborne sprach am Samstag von kleinen Schmuckstücken, Edelsteinen und Stücken aus Gold, die nicht ausgestellt waren.

epa10815590 An artefact is displayed at the British Museum in London, Britain, 23 August 2023. The British Museum dismissed a member of staff and the Metropolitan Police are investigating after artefa ...
Das British Museum in London besitzt Millionen Objekte zur Kulturgeschichte der Menschheit.Bild: keystone

Die Sammlung ist bislang nicht komplett erfasst

Nach Bekanntwerden des Falls kam die Frage auf, wie gut die Sammlungen des Museums katalogisiert und bewacht sind. Osborne räumte in dem Radiointerview nun ein, dass bisher nicht die gesamte Sammlung erfasst ist und das nun schneller vorangetrieben werden müsse. Nach seinen Angaben seien rund 2000 Artefakte verschwunden, das sei bisher eine vorläufige Zahl.

Grosse Museen hätten Sammlungen, die über Jahrhunderte zusammengestellt worden seien. «Und nicht alle Objekte sind ordentlich katalogisiert oder registriert», sagte Osborne. Jemand, der wisse, was nicht registriert sei, habe einen grossen Vorteil, einige Gegenstände zu entfernen. Osborne sagte, das Museum müsse seinen ohnehin auf den Weg gebrachten Prozess beschleunigen, ein komplettes Register der Sammlung zu erstellen.

Noch keine Festnahmen

Die Institution in London gehört zu den wichtigsten Museen der Welt. Es beherbergt etwa einen erheblichen Teil der Parthenon-Skulpturen, den Stein von Rosetta und ägyptische Mumien. Das Museum hatte wegen der verschwundenen Gegenstände einen Mitarbeiter entlassen und angekündigt, rechtliche Schritte einzuleiten. Bisher hat die Polizei niemanden festgenommen.

Museumsdirektor Hartwig Fischer hatte am Freitag seinen Rücktritt angekündigt und den Schritt unter anderem damit begründet, dass auf eine Warnung im Jahr 2021 nicht umfassend reagiert worden sei. Das Haus will nun eine Interimsführung einsetzen, bis ein neuer Direktor oder eine neue Direktorin gefunden ist. Der Fall in London wird auch in deutschen Museen beobachtet, wie etwa ein Experte des Deutschen Museumsbunds nach Bekanntwerden des Falls gesagt hatte.

Nach Einschätzung eines Experten könnte die Suche nach den Objekten lange dauern. «Es wird Jahrzehnte dauern», sagte Christopher Marinello von Art Recovery International der britischen Zeitung «The Observer». Die Menge der fehlenden Objekte sei riesig. «Kein Experte hat erwartet, dass das einem der grössten Museen der Welt passieren würde.» Seine Organisation bekomme jeden Tag Diebstähle von Museen, Kultureinrichtungen, Kirchen auf der ganzen Welt gemeldet. «Was uns überrascht hat, war, dass es das British Museum ist – eines der wichtigsten Museen der Welt und ein Massstab für Sicherheit.»

(yam/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
    Wie eine clevere Witwe aus Vincent van Gogh eine Luxusmarke machte
    Ein Barbar und Bürgerschreck war der grosse Vincent van Gogh, das lernen wir in der Schule. Jetzt enthüllt ein Buch die Fälschung. Doch wieso hat eine gut beleumundete Frau, Jo van Gogh-Bonger, ihren Schwager so manipulativ dargestellt?

    Was für ein Leiden! Was für ein Elend. Von den Zeitgenossen missachtet, vom Markt verkannt, ein Gefangener von Irrsinn und Alkohol. Ein Verdammter unter der südfranzösischen Sonne. Das Leben des Wahnsinns-Malers Vincent van Gogh schien bis vor kurzem ein herzergreifendes Drama.

    Zur Story