Vom Volk gewählt ist er nicht, und doch: Rishi Sunak ist neuer Premierminister Grossbritanniens. Nach dem Rücktritt von Liz Truss rückt der konservative Brexit-Befürworter an die Spitze der britischen Regierung. Der 42-Jährige profitiert dabei auch von seinem Vor-Vorgänger Boris Johnson, der seine Kandidatur kurzerhand zurückzog. Nun stehen nach rund 40 Tagen Truss-Amtszeit schon die Umzugskartons an der Downing Street Nr. 10 bereit.
Und davon dürfte es viele geben. Denn mit Sunak zieht ein Mann zum offiziellen Amtssitz im Londoner Regierungsviertel, der Luxus gewohnt ist. Zwar präsentiert sich der Sohn einer indisch-pakistanischen Einwandererfamilie als Aufsteiger aus der Arbeiterklasse, doch das ist nur die halbe Wahrheit. Richtig ist: Seine Eltern kamen in den Sechzigerjahren nach Southampton, wo seine Mutter Apothekerin war und sein Vater als Arzt arbeitete. Doch Sunak besuchte schon als Schüler ein Eliteinternat, prahlte als junger Mann Anfang 20 mit seinen Freunden aus der Oberschicht.
Er studierte an den Eliteuniversitäten in Oxford und im amerikanischen Stanford. Dort lernte er seine heutige Frau Akshata Murthy kennen. Im Jahr 2009 heiratete das Paar gemeinsam mit 1'000 Gästen bei einer zweitägigen Zeremonie in Murthys indischer Heimatstadt Bengaluru. Ihre zwei Töchter Krishna und Anoushka zeigten sich zuletzt Ende Juli dieses Jahres mit ihren Eltern bei öffentlichen Wahlkampfauftritten.
Die vierköpfige Familie findet sich in Grossbritannien unter den 250 reichsten Briten des Landes wieder – auf Platz 222. Gemeinsam mit seiner Frau soll der ehemalige Investmentbanker über ein Vermögen von umgerechnet rund 830 Millionen Franken verfügen. Ein Grossteil des Reichtums kommt dabei jedoch nicht von Rishi Sunak, sondern von seiner Gattin.
Akshata Murthy, so schreiben es britische Medien übereinstimmend, ist die vermögendste First Lady, die je in die Downing Street gezogen ist. Mehr noch: Mit ihrem Reichtum übertreffe sie sogar die finanziellen Mittel des neuen Königs Charles III. Grund dafür sei vor allem Murthys Vater.
Die 42-Jährige ist Tochter des indischen Milliardärs N. R. Narayana Murthy, der gerne als «Bill Gates von Indien» betitelt wird, weil er mit dem Softwareunternehmen Infosys zu enormen Reichtum gekommen ist. Heute gehört Murthy mit einem Vermögen von mehr als 1.87 Milliarden US-Dollar zu den reichsten Indern, sein Unternehmen beschäftigt 228'000 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von mehr als 11.9 Milliarden US-Dollar – und seine Tochter soll an Infosys einen Anteil von 0.91 Prozent halten.
Die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin betreibt ausserdem ihr eigenes Modelabel und ist Chefin einer Risikokapitalfirma, die 2010 von ihrem Vater gegründet wurde. LinkedIn führt sie als Direktorin der Kapital- und Private-Equity-Firma Catamaran Ventures, der Fitnessstudio-Kette Digme Fitness und des Herrenausstatters New & Lingwood.
Kein Wunder also, dass ihr Umgang mit Steuern im Sommer dieses Jahres als skandalös aufgefasst wurde. Es kam heraus, dass Akshata Murthy jahrelang Steuern in Millionenhöhe vermieden hatte, weil sie in Grossbritannien nicht offiziell gemeldet war.
Künftig wolle sie britische Steuern zahlen, versicherte sie nach dem aufgeflogenen Skandal. Dabei scheint der Wohlstand der Familie längst kein Geheimnis zu sein. «Die Gartenpartys des Paares gehören zu den angesagtesten der Stadt», schreibt zum Beispiel der «Guardian» und führt aus: «Sie sind bekannt dafür, Wildbraten, Canapés und Champagner zu servieren.»
Berichten zufolge sollen Sunak und seine Frau vier Grundstücke besitzen. Dazu gehöre ein denkmalgeschütztes Herrenhaus im Dorf Kirby Sigston in Sunaks Wahlkreis Richmond, das 2015 für 1.7 Millionen Euro gekauft wurde, so der «Guardian». Ausserdem sei ein Stadthaus mit fünf Schlafzimmern in dem gehobenen Londoner Viertel Kensington darunter.
Das Immobilien-Portfolio werde durch eine Wohnung in South Kensington und eine Penthouse-Wohnung mit Blick auf den Pazifischen Ozean im kalifornischen Santa Monica ergänzt. Nun folgt also die nächste Adresse: Downing Street Nr. 10 – und damit die Frage, ob Rishi Sunak mehr als die 44 Tage seiner Vorgängerin an diesem historischen Ort verweilen wird, der seit dem Jahr 1735 den britischen Premierministern vorbehalten ist. ((t-online, sow))
Verwendete Quellen:
Buah, krass exzentrisch und dekadent! Sogar Canapés! Womöglich sogar mit Ei!