International
Grossbritannien

Ex-Premier Boris Johnson kandidiert nicht erneut – Sunak ist Favorit

FILE - Outgoing British Prime Minister Boris Johnson speaks outside Downing Street in London, Sept. 6, 2022. Liz Truss
Boris Johnson will nun doch nicht erneut Premierminister werden.Bild: keystone

Boris Johnson will nun doch nicht zurückkehren – Sunak ist Favorit

Boris Johnson wird doch nicht bei einer parteiinternen Abstimmung erneut für das Amt des britischen Premierministers kandidieren. Obwohl er viel zu bieten habe, sei es wohl nicht der richtige Zeitpunkt, um zurückzukehren.
23.10.2022, 22:3924.10.2022, 04:17
Mehr «International»

Er habe zwar die notwendige Unterstützung in der konservativen Tory-Fraktion, trotzdem habe er sich dagegen entschieden, teilte der Ex-Premier am Sonntagabend mit. Johnson war nach etlichen Skandalen erst Anfang September nach enormem Druck aus seiner eigenen Partei aus dem Amt geschieden.

Knapp zwei Monate später sucht die Tory-Partei wieder eine neue Spitze und damit schon den nächsten britischen Premierminister. Johnsons Nachfolgerin Liz Truss war am Donnerstag nach sechs beispiellos chaotischen Wochen im Amt zurückgetreten. Bis Montagnachmittag (15 Uhr MESZ) können Kandidaten für das Spitzenamt ins Rennen gehen. Chancen hat nur, wer mindestens 100 Abgeordnete hinter sich vereint.

Damit ist Ex-Finanzminister Rishi Sunak der aussichtsreichste Kandidat für den Einzug in die Downing Street. Für ihn haben sich nach Zählung der BBC bereits mehr als 140 Parlamentarier öffentlich ausgesprochen. Notwendig ist die Unterstützung von mindestens 100 Abgeordneten. Er wolle das Land mit «Integrität und Professionalität» durch die Krise führen, schrieb der 42-Jährige auf Twitter, als er am Sonntag seine Kandidatur offiziell machte.

epa10150709 Former British Chancellor of the Exchequer and Tory leadership candidate Rishi Sunak at the Conservative Party leadership election hustings at Wembley Arena, London, Britain, 31 August 202 ...
Rishi Sunak hat nun die besten Chancen, neuer Premierminister zu werden.Bild: keystone

Ausserdem noch im Rennen ist die Ministerin für Parlamentsfragen, Penny Mordaunt, die bislang jedoch weit abgeschlagen auf dem dritten Platz lag. Theoretisch könnten aber nun Abgeordnete aus dem Johnson-Lager zu Mordaunt wechseln und ihr damit deutlich mehr Rückhalt geben.

Zu seinem überraschenden Rückzug erklärte Johnson, er habe den Rückhalt von 102 Abgeordneten und könne damit eine Bewerbung einreichen. Diese Zahl konnte von britischen Medien nicht verifiziert werden, da sich deutlich weniger Unterstützer öffentlich für Johnson ausgesprochen hatten.

«Ich glaube, dass ich viel zu bieten habe, aber leider ist dies wohl nicht die richtige Zeit.»
Boris Johnson

«Ich hätte gute Chancen auf Erfolg in der Parteibasis und könnte womöglich am Freitag zurück in der Downing Street sei», schrieb Johnson. Dennoch sei er zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht der richtige Weg sei. «Man kann nicht effektiv regieren, wenn man keine geeinte Partei im Parlament hat.» Leider sei keine Einigung mit seinen Rivalen Sunak oder Mordaunt zustande gekommen. «Ich glaube, dass ich viel zu bieten habe, aber leider ist dies wohl nicht die richtige Zeit», so der 58-Jährige.

Conservative Party leadership candidate Penny Mordaunt leaves the BBC studios, in London, Sunday, Oct. 23, 2022. While the opposition Labour Party is demanding an election, the governing conservatives ...
Erhält sich durch den BoJo-Rückzug Auftrieb? Penny Mordaunt wird als dritter Name im Rennen um das Amt des Premierministers gehandelt.Bild: keystone

Tatsächlich hatte Johnson bis zuletzt seine Kandidatur gar nicht offiziell bestätigt. Über das Wochenende hinweg liess er jedoch seine Unterstützer verbreiten, er stehe bereit und habe bereits die notwendige Unterstützterbasis beisammen.

Ein Comeback Johnsons hätte das Potenzial gehabt, die tief gespaltene Tory-Partei noch tiefer ins Chaos zu stürzen: Mehrere Abgeordnete hatten für diesen Fall gedroht, Johnson die Gefolgschaft als Premier zu verweigern oder gar die Partei zu verlassen. Über dem Skandalpolitiker schwebt noch immer eine Untersuchung, ob er in der «Partygate»-Affäre das Parlament belogen hat – was als politisches K.-o.-Kriterium gelten würde. Der einflussreiche Brexiteer Steve Baker bezeichnete deshalb ein Comeback am Sonntag als «garantiertes Desaster». (con/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die 70 grossartigsten Bilder der Queen
1 / 72
Die 70 grossartigsten Bilder der Queen
Elizabeth wird am 21. April 1926 in London geboren. Dieses Bild von 1931 zeigt sie mit ihrer kleinen Schwester, Prinzessin Margaret, und ihrer Mutter Elizabeth, die spätere Queen Mother.
quelle: ap / pa
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wie Iron Man – Briten demonstrieren Jetpacks im Hafen von New York
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
22 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Ril
23.10.2022 22:21registriert Mai 2015
Er kam nie auf die 100, richtig? Weil er noch nicht ausgenüchtert war, hat er jede Stimme doppelt gesehen ...
566
Melden
Zum Kommentar
avatar
metall
23.10.2022 22:23registriert Januar 2014
Ich liebe einfach die Engländer für ihren schwaren Humor
411
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bowl of Cherries
23.10.2022 22:35registriert Juli 2022
Ist das etwa *lange dramaturgische Pause* - eine Vernünftige Entscheidung von Boris Johnson?
332
Melden
Zum Kommentar
22
Wie der Nahe Osten auf den iranischen Angriff reagiert – die Übersicht
Beim Angriff der Revolutionsgarden auf Israel schoss Jordanien mehrere iranische Drohnen ab, Ägypten und Saudi-Arabien riefen zur Deeskalation auf. Die Positionen der Länder im Nahen und Mittleren Osten im Überblick.

Über 300 Raketen und Drohnen feuerten die Revolutionsgarden der Islamischen Republik Iran in der Samstagnacht Richtung Israel ab. Es war der erste direkte Angriff des Regimes auf den erklärten Erzfeind überhaupt.

Zur Story