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USA und Iran verhandeln: Droht der nächste Krieg im Nahen Osten?

epa12015124 An Iranian woman smokes as she walks next to an anti-US mural, next to the former US Embassy in Tehran, Iran, 07 April 2025. Amid ongoing tensions between Iran and the USA, according to th ...
Eine Iranerin vor einem Anti-USA-Plakat in Teheran: Die Mullahs unterstellen den Amerikanern vor den Verhandlungen in Oman Kriegsmotive.Bild: keystone

USA und Iran verhandeln am Samstag: Droht der nächste Krieg im Nahen Osten?

Vom «Libyen-Modell» bis zum Sanktionsabbau: Die wichtigsten Streitpunkte zwischen USA und Iran vor neuen Atomgesprächen.
08.04.2025, 22:2608.04.2025, 22:26
Thomas Seibert, Istanbul / ch media
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Die neuen Atomverhandlungen zwischen USA und dem Iran an diesem Samstag im Sultanat Oman am Persischen Golf sollen die Gefahr eines Krieges bannen und den Nahen Osten sicherer machen. Amerika will Garantien, dass der Iran keine Atombombe bauen kann, der Iran fordert wasserdichte Zusagen für einen Abbau von Wirtschaftssanktionen. In vielen Fragen liegen beide Seiten weit auseinander. Ein Überblick über die wichtigsten Streitpunkte.

1. Die Ausgangslage

Der Westen hat den Iran im Verdacht, eine Atombombe bauen zu wollen, was Teheran zurückweist. US-Präsident Donald Trump hatte in seiner ersten Amtszeit das damalige Atomabkommen der internationalen Gemeinschaft mit dem Iran aufgekündigt und versucht, Teheran mit zusätzlichen Sanktionen zu weiteren Zugeständnissen zu zwingen.

Steve Witkoff, White House special envoy, speaks during a television interview outside the White House, Wednesday, March 19, 2025, in Washington. (AP Photo/Mark Schiefelbein)
Steve Witkoff
Der US-Sondergesandte Steve Witkoff.Bild: keystone

Der Versuch scheiterte, weil der Iran die Urananreicherung so weit vorantrieb, dass er heute näher an einer Bombe ist als je zuvor. Jetzt schlägt Trump eine neue Vereinbarung vor. Irans Regimechef Ajatollah Ali Khamenei stimmte den Gesprächen erst nach wochenlangem Zögern zu. Auf Vermittlung von Oman wollen nun Trumps Gesandter Steve Witkoff und der iranische Aussenminister Abbas Araghchi in den Golf-Staat reisen.

2. Die Ziele der USA

Der Iran dürfe keine Atombombe haben – mit diesem Satz fasst Trump die Position seines Landes zusammen. Über den besten Weg zu diesem Ziel gibt es bisher keine Klarheit. Einige Mitglieder von Trumps Regierung und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu fordern nach Medienberichten ein «Libyen-Modell» für den Iran: Der frühere libysche Diktator Muammar al-Gaddafi erklärte sich im Jahr 2003 bereit, alle Atomanlagen abzubauen und ausser Landes zu bringen.

Im Gegenzug wurden westliche Sanktionen gegen Libyen aufgehoben. Der Iran dürfte dies aber ablehnen, weil er auf seinem Recht besteht, ein ziviles Atomprogramm zu betreiben. Zudem konnte sich Gaddafi mit den Zusagen an den Westen nicht retten: 2011 wurde er getötet.

President Donald Trump, right, listens as Israel's Prime Minister Benjamin Netanyahu speaks during a meeting in the Oval Office at the White House in Washington, Monday, April 7, 2025. (Pool via  ...
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (links) mit US-Präsident Donald Trump diese Woche im Oval Office.Bild: keystone

Andere Trump-Berater wie Witkoff befürworten strenge Kontrollen des iranischen Atomprogramms, um den Bau einer Bombe zu verhindern. Unter dem von Trump beendeten Atomvertrag von 2015 hatte sich der Iran zu solchen Kontrollen durch die Internationale Atomenergiebehörde IAEA und zu einer Beschränkung der Urananreicherung weit unterhalb der für den Bombenbau nötigen Schwelle verpflichtet. Iran-Gegner wie Netanyahu argumentieren, dass der Iran trotz der Kontrollen heimlich an einer Bombe bauen könnte.

3. Die Ziele des Iran

Wenn es nur darum gehe, die Bedenken der USA wegen einer möglichen iranischen Atombombe zu zerstreuen, sei eine neue Vereinbarung relativ leicht erreichbar, sagte Aussenminister Araghchi vor kurzem. Teheran befürchtet aber, dass Trump oder ein künftiger US-Präsident auch ein neues Abkommen wieder aufkündigen könnte.

epa11925261 Iranian Foreign Minister Abbas Araghchi looks on during his meeting with his Malaysian counterpart in Tehran, Iran, 26 February 2025. Mohamad Hasan is in Tehran to meet with Iranian offici ...
Irans Aussenminister Abbas Araghchi.Bild: keystone

Araghchi wird deshalb in Oman versuchen, die USA zu einem Abbau von Sanktionen zu bewegen. Der Iran braucht ein Ende der Sanktionen, um seine Wirtschaft aus der Krise zu führen. Das trifft besonders die Beschränkungen für den Ölexport.

Der Iran ist auch deshalb an einer Einigung interessiert, weil er mit der Niederlage der verbündeten Hisbollah-Miliz im Libanon im Krieg gegen Israel und dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad im vorigen Jahr schwere aussenpolitische Rückschläge einstecken musste. Zudem wachse im Iran die Unzufriedenheit der Bürger mit der schlechten Wirtschaftslage, sagt Arman Mahmoudian, Iran-Experte an der Universität Süd-Florida.

4. Die Chancen auf eine Einigung und das Risiko eines Scheiterns

Anders als bei früheren Verhandlungen zwischen dem Westen und Teheran verzichtet Trump diesmal offenbar auf die Forderung, auch über das iranische Raketenprogramm und ein Ende der aggressiven iranischen Aussenpolitik in Nahost zu reden. Das kommt dem Iran entgegen, der sich auf die Atomfrage konzentrieren will.

Trump hat mehrmals sein Ziel eines «Deals» bekundet, auch weil er sich selbst als pragmatischer Friedensbringer sieht, der Konflikte beendet, statt sie zu beginnen. Die iranische Führung sieht in diesem Interesse des US-Präsidenten eine Chance, sich mit Washington zu einigen.

Trump droht aber auch mit Militärschlägen gegen den Iran und hat bereits Langstreckenbomber in die Region um den Iran geschickt. Vor kurzem übte die US-Luftwaffe mit israelischen Kampfjets. Der iranische Präsident Massud Peseschkian sagte, sein Land wolle keine Einigung «um jeden Preis».

Teheran lässt durchblicken, dass der Iran doch noch eine Atombombe bauen könnte, um sich gegen Angriffe zu verteidigen. Bei den Verhandlungen in Oman steht viel auf dem Spiel. (aargauerzeitung.ch)

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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Swen Goldpreis
08.04.2025 22:52registriert April 2019
Der Iran, wie der Rest der Welt, hat in den letzten drei Jahren vor allem zwei Dinge gesehen:

1. Auf Atomwaffen zu Gunsten von Zusagen zu verzichten, bewährt sich in Grosskonflikten nicht wirklich. Die Ukraine zeigt deutlich, dass das kein so kluger Weg ist.

2. Die USA unter Trump sind kein zuverlässiger Partner. Wenn der Iran wirklich alle Atomanlagen vernichtet, kann es gut sein, dass die USA zwei Wochen später einmarschieren, um die Ölquellen zu übernehmen. Zumal Trump ja schon einmal ein funktionierendes Abkommen versenkt hat. Wär ich Iraner. wäre ich da jetzt auch eher vorsichtig.
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Viva Svizzera
08.04.2025 22:59registriert März 2023
Es gab schon einmal ein Abkommen durch Barack Obama. Es war sicher nicht perfekt, aber besser als nichts. Der Orange wusste jedoch nichts Besseres, als dieses Abkommen aufzukünden. Dadurch wurde die Welt unsicherer. Der Iran ist jetzt näher an der Bombe als zuvor. Ich habe nicht das Gefühl, das der "grosse Deal-Maker" Trumpel einen besseren Vertrag zustande bringt als Obama. Es wird wohl eher das Gegenteil sein. Er wird sich dennoch wie der grosse Zampano aufführen und sein "Deal" preisen.
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Big Ghän
08.04.2025 22:38registriert Januar 2024
Bei dem Arsenal, welches die USA da zusammengezogen hat, inkl B2 Bomber, muss man zumindest davon ausgehen, dass es passieren könnte. Traurig das die Politik uns immer wieder in Kriege zieht, ich glaube min. 95% der Weltbevölkerung will keinen Krieg, dennoch dulden wir immer und immer wieder, dass Politiker einen starten. Echt traurig.
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