Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 häufen sich die Indizien für sexuelle Gewalt. Die Hamas streitet dies nach wie vor ab und verweist dabei auf ihre Religion, die den weiblichen Körper als etwas Heiliges ansehe. Nun erzählt zum ersten Mal eine freigekommene Geisel vom sexuellen Missbrauch, den sie während ihrer Gefangenschaft erlitten haben soll.
Die «New York Times» erzählt in einem ausführlichen Bericht die Geschichte von Amit Soussana, einer israelischen Anwältin, die am 7. Oktober 2023 aus ihrem Zuhause im Kibbuz Kfar Azza entführt und nach Gaza verschleppt wurde.
Detailliert schildert die 40-Jährige in einem Interview ihre Erfahrungen: wie sie sich gegen ihre Entführer wehrte, verprügelt und innerhalb von Gaza in verschiedene Häuser verlegt wurde. Und davon, wie sie mit vorgehaltener Waffe einen sexuellen Übergriff erdulden musste.
Sie wurde im abgedunkelten Kinderzimmer einer Privatwohnung festgehalten, wo sie an den Fensterrahmen gekettet wurde, sagt Soussana. Sie erinnere sich daran, dass die Wände voller SpongeBob-Poster waren. Bewacht wurde sie von einem Mann namens Muhammad, der sich wiederholt nach ihrem Sexleben und dem Zeitpunkt ihrer Periode erkundet habe. Immer wieder sei er ins Zimmer gekommen, habe ihr Shirt angehoben und sie berührt.
Als ihre Periode vorbei war, habe sie ihn angelogen, sie blute noch, um sich eine Woche Zeit zu verschaffen. Danach geschah der Übergriff: Er nahm ihr die Fessel ab und führte sie ins Badezimmer, wo sie begann, sich in der Badewanne zu waschen. Ihr Peiniger kehrte zurück und stand mit einer Waffe in der Hand im Türrahmen, erzählt Amit Soussana. Er bedrohte sie mit der Waffe und zwang sie anschliessend, das Badetuch fallen zu lassen. Mit der Waffe auf sie gerichtet zwang er sie zu einem sexuellen Akt, über den die New York Times nicht ins Detail ging.
Soussana war eine von 105 Geiseln, die während der Waffenruhe Ende November 2023 freigekommen waren. Von ihrem Übergriff hat sie kurz nach ihrer Freilassung einem Gynäkologen und einer Sozialarbeiterin erzählt. Sie habe sich aufgrund der verbleibenden über 100 Geiseln im Gaza-Streifen und der sich schwierig gestaltenden Verhandlungen über einen weiteren Waffenstillstand nun dazu entschieden, ihr Schicksal mit der Öffentlichkeit zu teilen.
(anb)
Mutig, die Kraft aufzubringen, davon zu berichten.