«Das böse Regime wird bestraft werden», wetterte Irans Revolutionsführer Ali Khamenei am Mittwoch. Er drohte Israel mit Vergeltung für einen Raketenangriff auf das iranische Konsulat in Damaskus vor 11 Tagen, bei dem sieben hochrangige Militärs getötet wurden.
Die US-Geheimdienste sind besorgt. Laut einem Bericht, aus dem US-Medien zitieren, könnte ein Angriff auf israelische Einrichtungen durch den Iran oder seine Stellvertreter unmittelbar bevorstehen.
Was würde ein Angriff des Iran auf Israel bedeuten? Und haben die Mullahs dafür überhaupt die Mittel? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Die Angriffe auf das iranische Konsulat in der syrischen Hauptstadt, die Khamenei als «Angriff auf unseren Boden» wertet, bringen den Iran unter Zugzwang. Über die Schweizer Botschaft in Teheran, die die Interessen der USA in der Islamischen Republik vertritt, hatte die iranische Diplomatie sofort nach den Angriffen in Damaskus eine «sehr wichtige Botschaft» nach Washington geschickt.
Teheran, so gut informierte Quellen, habe darin explizit einen Vergeltungsschlag gegen Israel angekündigt, falls der Krieg im Gazastreifen nicht beendet werde. Sechs Tage später zog Israel den Grossteil seiner Truppen aus dem Süden von Gaza ab. Trotzdem wurde die Vergeltungsdrohung am Mittwoch von Khamenei bekräftigt.
Wahrscheinlich nicht. Im Nahen Osten wird gegenwärtig «Eid al Fittr», das Fest des Fastenbrechens nach dem Ramadan gefeiert. Der Zeitpunkt für einen Vergeltungsschlag ist daher denkbar schlecht. Vermutlich werden die Iraner ihre Politik der sogenannten «strategischen Geduld» fortsetzen, also abwarten und sich auf die Operationen ihrer regionalen Verbündeten im Libanon, Syrien, Irak und Jemen beschränken.
Angesichts seiner militärischen Fähigkeiten und seiner prekären wirtschaftlichen und politischen Lage sei der Iran ohnehin nicht zu einer grossen Konfrontation mit Israel fähig, sagte der Iran-Analyst Ali Sadrazeh der BBC.
Durchaus. Iran hat erst im Februar dieses Jahres seine Langstreckenrakete «Fatah» (Eroberer) mit einer Reichweite von 1700 Kilometern getestet - angeblich erfolgreich. Mit dem Test sei ein Angriff auf die israelische Luftwaffenbasis Palmachim simuliert worden. Im Januar hatten die Revolutionsgardisten Stellungen in Syrien und im Irak in rund 1200 Kilometern attackiert. Die Angriffe wurden als klares Signal an Israel interpretiert, weil die Entfernung in etwa die gleiche ist.
Sie könnten dem Bau einer Atombombe jetzt Vorrang geben. Teheran «sammle Energie, reichere Uran an und mache dabei grosse Fortschritte», behauptet Fawaz Gerges, Professor für internationale Beziehungen an der London School of Economics. Der «grosse Preis für den Iran», so der Experte, sei «es jetzt nicht, 50 ballistische Raketen auf Israel abzufeuern und dabei 100 Israelis zu töten, sondern eine strategische Abschreckung aufzubauen, die sich nicht nur gegen den Staat Israel, sondern auch gegen die USA richtet».
Die US-Streitkräfte, vor allem die im Persischen Golf stationierte 5. US-Flotte, würden dann Israel direkt unterstützen.
Vermutlich würden die US-Kriegsschiffe iranische Ziele mit Marschflugkörpern angreifen. Es käme dann wohl tatsächlich zu dem seit langem befürchteten Flächenbrand in der Region.
Mit Sicherheit der Libanon, wo die Hisbollah angeblich über 130'000 einsatzbereite Raketen und Flugkörper verfügt. Auch Syrien und der Irak wären betroffen sowie vermutlich auch Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Ein iranischer Marinekommandant hatte erst am Dienstag behauptet, dass Israel in diesen beiden Staaten, die mit Jerusalem diplomatische Beziehungen unterhalten, eine militärische Präsenz aufbaue. Diese Bindungen müssten die Emirate und Bahrain jetzt kappen, verlangte Irans Revolutionsführer Khamenei am Mittwoch. Anderenfalls, so die versteckte Drohung, sei Iran zum Handeln gezwungen.
Ein Angriff auf ein Konsulat ist auch ein Angriff auf das Land selbst. In diesem Fall trägt Israel selbst die Schuld.