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Klima

So viel kostet es, Aktivisten von der Strasse zu lösen

So viel kostet es die Aktivistinnen, wenn der Klima-Kleber gelöst werden muss

Drei Minuten hat es gedauert, bis Jörg Alt bei einer Klebeaktion von der Strasse gelöst wurde. Dafür will die Polizei offenbar eine Aufwandsentschädigung.
21.02.2023, 22:0721.02.2023, 22:57
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Ein Artikel von
t-online

Es war der 28. Oktober 2022 zwischen 13.29 und 13.32 Uhr. Drei Minuten. Drei Minuten, die Jörg Alt teuer zu stehen kommen. In diesem Zeitraum nämlich wurde der Aktivist und Jesuitenpriester während einer Klebeblockade in München von der Strasse gelöst.

Und dafür soll die Polizei München nun eine Forderung von 250 Euro erhoben haben, wie der Nürnberger am Dienstag auf seinem Twitter-Kanal veröffentlicht. «Whow», schreibt er dazu. «Der Stundensatz ist höher als der meiner Rechtsanwaltskanzlei.»

Wie viel kostet es, einen Klimakleber von der Strasse zu lösen? Die Polizei München scheint dafür einen Preis festgesetzt zu haben. Sie habe 250 Euro veranschlagt – für drei Minuten Ablösearbeit. Auf seinen Kanälen veröffentlicht Alt ein Schreiben der Polizei München, das er nach eigener Aussage erhalten haben soll. Alt werte das als weiteren Versuch, Klimaprotestierende von ihrem Tun abschrecken zu wollen, erklärt er t-online.

Es seien Gebühren, die zusätzlich zur Geldstrafe erhoben werden, erklärt Alt auf Nachfrage von t-online. Nürnbergs wohl bekanntester Aktivist macht sich regelmässig medienwirksam für Containern oder gegen die Kriminalisierung von Klimaaktivisten stark.

Die Polizei begründet die Kosten – wie dem Foto in Alts Beitrag zu entnehmen ist – mit dem unmittelbaren Zwang, der angewandt werden musste. Mit dem Einsatz von Lösungsmitteln und speziell geschultem Personal, das herangeschafft werden musste. Das habe über die drei Minuten hinaus erheblichen zeitlichen und enorm personellen Aufwand für das Polizeipräsidium München bedurft, heisst es in dem Schreiben, das der Aktivist öffentlich gemacht hat.

In den Kommentaren ruft der Beitrag derweil unterschiedliche Reaktionen hervor: Manche empfinden die zusätzliche «Aufwandsentschädigung» als Frechheit, andere wiederum als noch zu niedrig angesetzt. So entbrennt zwischen dem Social-Media-Team der Polizei München und Alt ebenfalls eine Diskussion. Nämlich darüber, ob es solche Kostenbeteiligungen auch bei Fussballspielen oder anderen Veranstaltungen gibt, die viele Polizeikräfte binden.

Die Beamten beziehen sich dabei auf eine Aktion am 28. Oktober 2022, als der Theologe mit weiteren Aktivisten und Wissenschaftlern die Hauptverkehrsader vor dem Stachus in München blockierte. Alt bekräftigt nun erneut: «Es war ein Protest von Wissenschaftlern.» Ihr Apell an die Bayerische Polizei in Bezug auf Präventivgewahrsam: «Hört auf, Leute, die für die Erkenntnisse der Wissenschaft Aufmerksamkeit zu generieren suchen, mithilfe von Präventivgewahrsam wegzusperren.»

Weil er drei Wochen nicht zu Hause gewesen war, habe er das Schreiben zu spät gesehen – und die Frist nicht wahren können, erklärt Alt t-online. Und was macht er jetzt? Abwarten, antwortet Alt.

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73 Kommentare
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eldorak
21.02.2023 23:13registriert April 2019
3 Minuten?
Ist der Polizist direkt zu ihm teleportiert?
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HugiHans
21.02.2023 22:25registriert Juli 2018
Zitat: Weil er drei Wochen nicht zu Hause gewesen war, habe er das Schreiben zu spät gesehen – und die Frist nicht wahren können

Ah, einer der Kleber, der auf den Malediven Urlaub machte?
Aber ja, Klimaaktivismus ist anstrengend da muss auch mal Urlaub sein …

PS: Ich bin für Klimaschutz, aber das ist für mich einfach der falsche Weg!
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ManuL
22.02.2023 00:34registriert Juni 2015
«Es war ein Protest von Wissenschaftlern.» Jörg Alt, Theologe. Dann gehe ich am Sonntag mal zur Vorlesung in der Kirche. Mal schauen was die Wissenschaftler da zum Besten geben.
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