Aleysha Ortiz ist 19 Jahre alt und hat einen grossen Traum: Sie will Bücher schreiben. Das Problem? Sie kann weder lesen noch schreiben. Trotzdem hat sie im vergangenen Sommer die Hartford Public Highschool in Connecticut mit Auszeichnung abgeschlossen – und sogar ein College-Stipendium erhalten.
Was absurd klingt, ist für Aleysha bittere Realität: Sie ist Analphabetin. Gegenüber CNN schildert sie, wie sie zwölf Jahre lang im Schulsystem vernachlässigt wurde.
Aleysha wurde in Puerto Rico geboren und kam mit fünf Jahren in die USA. Ihre Mutter hoffte, dass das amerikanische Schulsystem ihr bessere Chancen bieten würde.
Doch das Gegenteil war der Fall. Schon in der ersten Klasse hatte Aleysha grosse Schwierigkeiten mit Buchstaben, Zahlen und Wörtern. Doch statt ihr zu helfen, stufte man sie als «Problemkind» ein. Die Lehrkräfte wiesen sie an, in der Ecke zu sitzen, zu schlafen oder Blumen zu malen.
«Ich war die, die immer Ärger gemacht hat», sagt sie heute. Dabei sei ihr Verhalten nichts anderes als ein Hilfeschrei gewesen. In der sechsten Klasse stellte eine Evaluation fest, dass sie erst auf dem Leselevel eines Erstklässlers war. Trotzdem wurde sie Jahr für Jahr eine Klasse weitergeschoben.
Mit der Zeit entwickelte Aleysha eine eigene Strategie, um den Anforderungen des Schulsystems zu entsprechen. Mit einem Mix aus Technologie und harter Arbeit.
Sie nahm ihren gesamten Unterricht mit dem Handy auf, spielte die Aufnahmen später ab und nutzte eine Spracherkennungssoftware, um die Inhalte zu verstehen. Jedes Wort suchte sie einzeln heraus, wandelte Texte in Audiodateien um und formulierte ihre Antworten per Spracherkennung.
Diese Methode kostete sie jeden Tag vier bis fünf Stunden Arbeit. Während andere nach der Schule ihre Freizeit genossen, sass Aleysha oft bis ein oder zwei Uhr nachts an ihren Aufgaben. So schaffte sie es, ihre Noten von C und D auf A und B zu verbessern – ohne je eine Seite selbst gelesen zu haben.
Einen Monat vor ihrem Abschluss erhielt Aleysha endlich die Tests, die sie und ihre Mutter jahrelang gefordert hatten. Die Diagnose: Sie benötigte dringend Unterricht in Phonetik, Sprachkompetenz und Leseverständnis – grundlegende Fähigkeiten, die teilweise schon im Kindergarten vermittelt werden. Zuvor waren bei ihr ein ADHS, eine oppositionelle Trotzstörung, eine Angststörung sowie eine Kommunikationsstörung diagnostiziert worden. Die neuen Tests ergaben ausserdem, dass sie auch Legasthenie hat.
Aleysha hat das Hartford Board of Education und die Stadt Hartford auf Schadenersatz verklagt – wegen Fahrlässigkeit und Verursachung von seelischem Leid. Auch ihre ehemalige Sonderpädagogik-Betreuerin steht wegen «vorsätzlicher emotionaler Belastung» im Fokus der Klage. «Sie haben mir die Möglichkeit genommen zu lernen. Jetzt will ich, dass sie dafür Verantwortung übernehmen», sagt Aleysha.
Die Hartford Public Schools äusserten sich in einer Stellungnahme gegenüber CNN zurückhaltend: «Obwohl wir uns nicht zu laufenden Gerichtsverfahren äussern können, sind wir weiterhin entschlossen, die Bedürfnisse unserer Schüler zu erfüllen und ihnen zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.»
Aleysha studiert mittlerweile an der University of Connecticut – mit denselben digitalen Hilfsmitteln, die sie schon in der Schule nutzte. Obwohl das College akademische Unterstützung bietet, hat sie seit dem 1. Februar keine Vorlesungen mehr besucht. Sie sagt, sie habe sich eine Auszeit für eine psychiatrische Behandlung genommen, wolle aber bald wieder an die Uni zurückkehren.
Wenn sie weder schreiben noch lesen kann, wie konnte sie da je eine schriftliche Prüfung bestehen? Wenn du die Frage nicht lesen kannst, kannst du sie ja auch nicht beantwortet. Oder konnte sie jede Prüfung mündlich ablegen?
-> Puerto Rico liegt in der Karibik und ist ein Aussengebiet der USA. Das amerikanische Schulsystem ist sicher ein gutes, wenn man dafür bezahlen kann. Sicher nicht das staatliche Schulsystem
Ich mache momentan das Didaktik Diplom um später mal lehren zu dürfen. Und war schon mal hospitieren in einer Klasse.
Das bekommt man doch mit, wenn ein Schüler*in weder Lesen noch Schreiben kann.
ABER das Mädchen hätte doch lesen und schreiben lernen können, wenn sie die Hälfte der Zeit dafür aufgewandt hätte, welche sie in Audio-konvertierungen investiert hätte. Das grundlegende Sprachverständniss hatte sie wohl ja.