Über Jahre soll Hassan Nasrallah sich in einem Komplex, 50 Meter unter der Erde, im Schiitenviertel Dahieh, südlich der Hauptstadt Beirut, versteckt haben. Aus Angst vor einem israelischen Anschlag mied er die Öffentlichkeit, beschränkte seine Auftritte auf Videoansprachen aus Bunkern.
Tief unter der Erde hinter dickem Stahlbeton fühlte sich Hassan Nasrallah sicher. So sicher, dass er den Bau weiterer Verstecke angeblich ablehnte. So sicher, dass er sich regelmässig mit dem engsten Zirkel der Organisation traf. Selbst an seinem Todestag.
Schon vor Jahren sei ihm angeraten worden, doch lieber mehrere unterirdische Quartiere errichten zu lassen, wie der Spiegel berichtet. Die Abfuhr wurde ihm – und seiner eigenen Führungsspitze – schliesslich zum Verhängnis.
Am Freitagabend hoben acht israelische F-15-Jets ab. Sie liessen bunkerbrechende Bomben niedergehen, die innerhalb von Sekunden den unterirdischen Komplex zerstörten.
Rund 80 Tonnen Bomben sollen zum Einsatz gekommen sein. Militärexperten haben das von den israelischen Streitkräften veröffentlichte Bildmaterial analysiert und gehen davon aus, dass es sich dabei um BLU-109-Bomben aus amerikanischer Produktion handelt. Die Bomben können Betonbunker und andere gehärtete Strukturen durchdringen, bevor sie explodieren.
Die Bombenkaskade machte mindestens vier grosse Gebäude an zwei Standorten dem Erdboden gleich und verursachte schwere Schäden in einem Radius von 300 Metern.
Die schnelle Abfolge von Munition wird oft als Daisy Chaining bezeichnet. Die Technik sei von den US- und NATO-Streitkräften bereits im Angriff gegen Saddam Hussein im Jahr 2003 und Muammar Gaddafi im Jahr 2011 eingesetzt worden. Dies berichtet die Washington Post unter Berufung einer anonymen Quelle, die bei der Durchführung der Angriffe beteiligt war.
So viele Bomben auf ein einzelnes Ziel wie beim Angriff auf Nasrallah habe sie noch nie gesehen, so die anonyme Quelle. (cst)