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Kritik an Sabrina Carpenters Albumcover: Das steckt dahinter

Sabrina Carpenter Album Cover
Das Bild auf Sabrina Carpenters neuem Album spaltet die Gemüter.Bild: Universal Music

Sabrina Carpenters Albumcover: Sexy, Satire oder einfach nur saublöd?

Sabrina Carpenter zeigt sich auf ihrem Albumcover in einer Pose, die das Internet toben lässt. Ist das feministisch oder frauenverachtend? Und überhaupt: Darf sie das?
22.06.2025, 12:0622.06.2025, 18:02
Nadja Zeindler / ch media
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Eigentlich macht Sabrina Carpenter, was Madonna, Christina Aguilera oder auch Miley Cyrus schon vor Jahren getan haben. Sie provoziert mit Sex. Als Ex-Disney-Star ist das fast schon Tradition – und offensichtlich ist sie damit erfolgreich. Sie tanzt auf der Bühne in Unterwäsche, ahmt Sexstellungen nach und posiert auf dem Cover des «Rolling Stone», als wäre es der Playboy. Kennt man längst, und doch geht es diesmal um mehr, als darum, über eine sexy Sängerin zu motzen. Denn auf dem Cover ihres kommenden Albums «Men's Best Friend» kniet sie vor einem Mann, der sie an den Haaren packt.

Es ist Satire, es ist feministisch, es ist ironisch, es ist ikonisch, es ist gar keine grosse Sache ... All das schreiben ihre Fans online, um sie zu verteidigen. Und: Das Bild sei Teil eines Gesamtkunstwerks, hinter dem mehr stecke, als es auf den ersten Blick scheint. Ausserdem dürfe sie tun und lassen, was sie will – darum geht es doch beim Feminismus, oder?

«Ich kann nicht glauben, dass die Leute nicht checken, dass das ein Kommentar dazu ist, wie Frauen behandelt werden. Denkt doch mal nach!», twitterte ein Fan und bekam dafür über 50'000 Likes. All die Kritiker seien einfach prüde, finden andere: «Lasst Frauen geil sein.»

Ein Molotowcocktail für die Frauenrechte

In einer perfekten Welt wäre es kein Thema, wenn eine junge Frau sich zeigt, wie sie es möchte. Egal ob völlig verhüllt oder splitterfasernackt. Doch in Sachen Frauenrechte ist das Klima gerade gewaltig schwierig. Ist das Carpenters Schuld? Nein. Aber kann etwas noch Satire sein, wenn es von der Realität kaum noch zu unterscheiden ist?

Es gibt mehr als genug Menschen, die ein Bild sehen und nicht die Idee dahinter – falls es eine gibt. Und dieses Bild sieht frauenverachtend aus. Genau wie die bizarren Werbungen aus den 50er- oder 60er-Jahren. Oder wie das Video, in dem Rapper Diddy seine damalige Freundin an den Haaren packt und verprügelt. Und es gibt viel zu viele Männer, die das nicht verurteilen.

In den USA werden Frauenrechte angegriffen, weltweit steigt die Zahl der Femizide und unter den Social-Media-Posts dazu geistern Kommentare aus der untersten Schublade herum. «Selber schuld», heisst es da. Frauen sollen die Klappe halten, haben es nicht anders verdient, sind nichts wert. Weibliche Gamer werden online sofort als Schlampe beschimpft und sogar Primarschüler verhalten sich gegenüber Frauen und Mädchen bereits wie kleine A-Löcher. So ein Cover wirkt dabei wie ein Molotowcocktail.

Übrigens: Es gibt durchaus auch Männer, die von dem Cover irritiert sind. So kommentiert einer: «Dieses Bild ekelt mich an. Es ist nur sexy, wenn man Spass daran hat, Frauen zu erniedrigen, sie in unterwürfige Rollen zu zwingen und sie als Hunde (den besten Freund des Menschen) zu bezeichnen.»

Die Rolle des Labels

Vielleicht war es wirklich Sabrina Carpenters eigene Idee, sich so zu zeigen. Und vielleicht ist das Cover tatsächlich ein gesellschaftlicher Kommentar, mit dem sie uns allen den Spiegel vorhalten will. Trotzdem steht dahinter immer noch ein Label – und höchstwahrscheinlich ein Mann, der das zumindest abgesegnet hat. «Sex sells» heisst es bekanntlich.

Vor über 25 Jahren zeigte sich Britney Spears auf ihrem ersten Album «… Baby One More Time» ebenfalls kniend im Minirock. Auch das wurde damals heiss diskutiert. Währenddessen plapperten sich ihr Label und ihre eigene Mutter den Mund fusselig, wie man bei diesem unschuldigen Bild nur etwas Verwerfliches denken könnte. Heute wissen wir, dass damals längst nicht alles Britneys eigene Entscheidung war. Ist es nun besser, wenn das Ganze diesmal auf Sabrina Carpenters eigenem Mist gewachsen ist? Vielleicht. Gleichzeitig ist dieser selbstbestimmte Griff ins Klo umso enttäuschender. (aargauerzeitung.ch)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sandlerkönig Eberhard
22.06.2025 14:03registriert Juli 2020
Naja, solange „das Internet“ tobt, kann das ja nicht so schlimm sein.

Wir wissen ja, wie gerne Medien heutzutage „das Internet“, „die Welt“ oder „wir alle“ schreiben, wenn eigentlich einige gemeint sind.

Das Gute daran ist, dass das ja allerspätestens morgen niemanden mehr interessiert. Wer ihre Musik gut findet wird sich das Album kaufen, wer sie nicht gut findet wird es wohl nicht kaufen. Eigentlich ganz einfach, wie bei so vielen Nebensächlichkeiten🤷. Darum heissen die vermutlich auch so😄.
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Gurgelhals
22.06.2025 12:57registriert Mai 2015
Irgendwie fand ich es ja auch besser, als seichter Retorten-Chartspop einfach nur seichter Retorten-Chartspop sein durfte und das auch okay war. Ist doch auch eine Zwangsneurose, bei allem immer so verkrampft feuilletonistisch den vermeintlich hochrelevanten kulturpolitischen resp. künstlerischen Inhalt draufprojizieren zu müssen 🤷‍♀️

Aber das ist halt der ewige Feedback-Loop zwischen den Stylisten dieser Popsternchen und den Feuilletonisten. Erstere wissen bekanntlich nur zu genau, wie sie letztere triggern können, weil beide Gruppen an den gleichen Hochschulen das gleiche studiert haben…
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Likos
22.06.2025 13:34registriert Januar 2014
Anders schafft es ja ein neues Album nicht in die normalen Zeitungen, also alles richtig gemacht.
Geld von Befürwortern und Gegnern ist schliesslich gleich wertvoll.
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